Blick zurück ohne Zorn (1)

Werbung in der DDR - in alten Zeitschriften gefunden

von Frank Becker und der Musenblätter-Redaktion

RFT 1969
Ein Blick zurück
ohne Zorn

Mal ganz offen gesagt: Es geht mir schrecklich auf die Nerven und gegen die Natur, 28 Jahre nach der von allen herbeigesehnten Wiedervereinigung der zerrissenen deutschen Nation von großen Medien, dummen Journalisten und arroganten Politikern den überheblich und gedankenlos eingesetzten Unbegriff „Neue Bundesländer“ immer und immer wieder hören zu müssen. Da werden die einst unter Jubel eingerissenen Mauern und der zerschnittene Stacheldraht verbal wieder aufgebaut und die Nation fortwährend höchst fahrlässig gespalten. So schürt man Unmut. Planvoll? Fast möchte man Nostalgiker verstehen, die sich unter solchen Bedingungen einen Zeitsprung zurück in die DDR wünschen und man kann es ihnen nicht einmal verübeln – obwohl wir alle wissen, daß die DDR eine Parteien-Diktatur, ein Unrechts- und Mangel-Staat gewesen ist. Aber wer damals in Magdeburg, Pirna, Rostock, Ost-Berlin, Torgau, Bitterfeld, Quedlinburg oder Cottbus geboren und aufgewachsen ist und relativ gut gelebt hat, hatte dort seine Heimat, seine Arbeit, seine Weilt, wie andere in Hanau, Baden-Baden, München, Osnabrück, Flensburg, Braunschweig, Wuppertal oder Ulm. Und die darf nicht durch anmaßenden Sprachgebrauch als zweitrangig einsortiert werden. Sind wir nun ein Deutschland oder doch nicht?
 
Die DDR wollen wir gewiß nicht zurück, aber auch dort gab es ein Leben, und wir möchten die Erinnerung an Alltägliches erhalten, was unsere Mitbürger dort über vier Jahrzehnte begleitet hat. Welcher harte Raucher würde etwas anderes anzünden wollen als eine Karo? Und wer sagt nicht immer noch Plaste und meint Florena, wenn von Kosmetik gesprochen wird? Deshalb haben wir beschlossen, ab jetzt öfter mal Werbung für beliebte Konsum-Waren aus dem Alltag der DDR-Zeiten zu zeigen. Wir beginnen heute mit einer DDR-Reminiszenz auf Musenblätter-Art – und natürlich mit Augenzwinkern.