Land und Ruhm für die englische Krone

Um die Welt mit James Cook – Die illustrierten Entdeckungsfahrten

von Frank Becker

Land und Ruhm
für die englische Krone
 
Dreimal um die Welt mit James Cook
 
James Cook. Ein Name, der als Synonym für abenteuerlich Entdeckungsreisen in die Südsee steht. Als Junge habe ich mit glühendem Interesse und nagendem Fernweh Bücher über solche Reisen verschlungen, wollte wie die großen Entdecker Humboldt, Cook, Livingston oder Hedin die Dschungel der Regenwälder durchstreifen, die Hitze der Wüsten ertragen, durch die gleißenden Schneefelder der arktischen Zonen stapfen, die höchsten Gipfel erstürmen, die endlosen Weiten der Meere erleben. Zur See! Frei sein! Das war darunter eine der heißesten Sehnsüchte. Hätte ich damals bereits Lukas Hartmanns Roman Bis ans Ende der Meere lesen (und verstehen) können, zumindest das Verlangen nach einer Umrundung der Erde auf einem Segelschiff der Zeit Kapitän Cooks wäre erheblich geschmälert worden.

Denn von reiner Romantik konnte, wie jetzt auch das opulent bebilderte, großformatige Buch über die Entdeckungsfahrten des britischen Kapitäns Um die Welt mit James Cook belegt, Ende des 18. Jahrhunderts nicht die Rede sein. Von Abenteuer und Entdeckungen jedoch allemal.
Drei aufregende Reisen zu Schiff, um für die englische Krone Land und Ruhm zu erobern, hat der legendäre britische Entdecker James Cook unternommen - alle überwiegend natürlich dazu, um im Auftrag der Krone fremdes Land zu nehmen und neue Reisewege zu finden - die erste vom August 1768 bis Juli 1771 mit der Endeavour über Feuerland, bis Tahiti, Australien und Neuseeland. Der Schriftsteller John Hawkesworth dokumentierte die Reise mit Hilfe der Aufzeichnungen von Cook und des Naturforschers Joseph Banks, der während der drei Jahre an Bord der Endeavour als Naturwissenschaftler notierte und sammelte, was ihm an Neuem und Exotischem vor die Augen kam.
Die zweite Reise, vom Juli 1772 bis zum Juli 1775 diesmal mit zwei Schiffen, der Resolution und der Adventure unter Kapitän Tobias Furneaux auf der Südroute über die Antarktis nach Tahiti, Rapanui, Tonga, Melanesien und Neukaledonien. Mit an Bord waren die beiden Naturforscher Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg Forster (der mit seinem Buch Reise um die Welt das wohl anschaulichste Buch über Cooks Forschungsfahrten schrieb) sowie der Maler William Hodges, dessen Illustrationen die Menschen und Landschaften festhielten, denen man unterwegs begegnete.
 
Am 12. Juli 1776, kaum ein Jahr nach der Rückkehr von der zweiten Reise, brach James Cook mit der überholten Resolution von Plymouth aus zu der dritten Weltumseglung auf, die seine letzte werden sollte: Diesmal mit dem Ziel eine Route zu finden, die im Norden Amerikas vom Pazifik zum Atlantik führe. Das Schwesterschiff der Expedition, die Discovery, wie die Resolution ein umgebauter Kohlenfrachter aus den Werften von Whitby, stieß in Kapstadt unter dem Kommando von Kapitän Charles Clerke hinzu. Weder Cook noch Clerke würden die Heimat wiedersehen. An Bord der Resolution fuhr der Maler John Webber mit – auf Wissenschaftler hatte Cook diesmal wegen schlechter Erfahrungen mit den Forsters verzichtet, der alle Reiseeindrücke, Landschaften, Menschen, Fauna und Flora im Bild festhalten sollte.


Fast wird einem während der Lektüre die drangvolle Enge an Bord des 460-Tonnen-Seglers (Abb. S. 318/19) zur Heimat, die sie für Besatzung und Offiziere zwangsläufig werden mußte, und man wundert sich nicht, daß Offiziere und Mannschaft gerne auf den Südseeinseln mit ihren freundlichen Menschen Erholungspausen einlegten. Kerguelen, Tasmanien, Neuseeland, Gesellschaftsinseln, Weihnachtsinsel, Hawaii, Alaska, Beringstraße, Kamchatka - einige der Ziele der ersten zweieinhalb Jahre Fahrt. Die Suche nach der Nord-Passage blieb erfolglos. Die Seeleute leiden bei den zwei vergeblichen Versuchen im arktischen Frost, nachdem sie das üppige Leben der warmen Südseeinseln kennengelernt hatten. Den Winter 1778/79 verbringen Cooks Schiffe auf Hawaii, wo sie vor der Kealakekua-Bay ankern. Dort kommt es am 13. Februar 1779 zu einem folgenschweren eskalierenden Konflikt mit den bis dahin friedfertigen Stämmen, in deren Verlauf Cook getötet wird. Clerke übernimmt das Kommando, aber auch er stirbt nur wenige Wochen später an Tuberkulose.

Brillant anhand der Aufzeichnungen Cooks und weiteren Original-Dokumenten recherchiert, sowie von ca. 200 oft zeitgenössischen Illustrationen begleitet, ist Um die Welt mit James Cook nicht nur ein höchst aufschlußreicher Reisebericht in drei Teilen, sondern zudem ein Buch, in dem man sich schmökernd und träumend verlieren und in eine aufregende Vergangenheit eintauchen kann. Ein Index hilft beim Auffinden von Namen und Orten. Eine Empfehlung der Musenblätter auch als tolles Geschenk zu Weihnachten. Es bekommt unsere Auszeichnung, den Musenkuß.



        Die Endeavour - R.W. Nicholson pinx.

Um die Welt mit James Cook – (Hrsg. von Nicholas Thomas)
Die illustrierten Entdeckungsfahrten
Aus dem Englischen von Hanne Henninger und Heike Rosbach
© 2018 wbg Theiss, 320 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, Fadenheftung, 20,3 x 25,4 cm, 200 farbige Illustrationen - ISBN: 978-3-8062-3789-4
49,95 € (39,96 € für Mitglieder)
 
Weitere Informationen: www.wbg-wissenverbindet.de