Der Schriftsteller Edgar Hilsenrath ist tot

Weltbekannt wurde der Autor mit seinem Roman „Der Nazi und der Friseur“

von Andreas Rehnolt

Foto © Georges Seguin - Quelle: Wikpedia
Der Schriftsteller Edgar Hilsenrath ist tot
 
Weltbekannt wurde der Autor mit seinem Roman
„Der Nazi und der Friseur“
 
Wittlich - Edgar Hilsenrath starb nach Angaben seiner Familie bereits am 30. Dezember in einem Krankenhaus im rheinland-pfälzischen Wittlich. Der am 2. April 1926 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Leipzig geborene Hilsenrath wurde 93 Jahre alt. Er wurde vor allem für seine vom eigenen Überleben des Holocaust geprägten Werke „Nacht“ und „Der Nazi und  der Friseur“ sowie durch „Das Märchen vom letzten Gedanken“ bekannt.
 
Hilsenrath floh nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zunächst nach Rumänien, wo auch sein erster Roman „Der weiße Neger“ entstand. Von dort wurde er ins ukrainische Ghetto Moghilev-Podolsk verschleppt, das 1944 von der Roten Armee befreit wurde. Nach Kriegsende ging er zunächst nach Palästina, wenig später dann zog er in die Vereinigten Staaten von Amerika.
1975 kam er nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder. Das  Zentrum für verfolgte Künste in Solingen hatte den Autor vor knapp drei Jahren mit einer Ausstellung unter dem Titel „Verliebt in die deutsche Sprache - Die Odyssee des Edgar Hilsenrath“ gewürdigt. Seit seinem Werk „Nacht“, in dem er seine Erfahrungen als Überlebender des Ghettos auf grausam realistische Art und Weise schilderte, umkreiste der Autor den Holocaust.
 
In seinem Gesamtwerk schrieb er gegen das Vergessen an und suchte damit „der untersten Schicht im Ghetto“ ein Denkmal zu setzen, hieß es damals bei der Eröffnung der Ausstellung in Solingen. Fast unerträglich realistisch und brutal, mit schwarzem Humor und teils grotesken Zuspitzungen habe Hilsenrath geschrieben und sich dabei immer wieder den Fragen nach Identität und Heimat neu stellen müssen.
Berühmt wurde er mit seinem Roman „Der Nazi & der Friseur“, der Geschichte eines SS-Schergen, der sich nach dem Krieg mit geraubter Identität als vermeintlicher jüdischer Holocaust-Überlebender ausgibt. Die Weltauflage beträgt weit über eine Million Bücher. Er wurde unter anderem mit dem armenischen Nationalpreis für Literatur ausgezeichnet, weil er sich in den 1980er Jahren für die Armenier engagierte. 2016 erhielt er den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg.