Kleine Mitbewohner

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch

Kleine Mitbewohner
 
Hausstaubmilben: Wußten sie, saß sich in unseren Betten Mitbewohner eingefunden haben, die Po an Po mit uns schlafen und träumen? Die Hausstaubmilbe breitet sich in unseren Betten aus und das in einer Dimension, die wir uns gar nicht vorstellen können. Dagegen ist Woodstock ein Kindergeburtstag gewesen. Also auch jetzt. Während man dies liest, vermehrt sich in unseren Betten die Hausstaubmilbe, herrscht bei uns zu Hause Ramba Zamba, Halli-Galli, Anarchie: Deutschland sucht die Supermilbe. Ich meine, ich habe nichts gegen Feiern und Frohsinn und mal über die Stränge schlagen. Ich war auch mal jung, aber wenn es den persönlichen Bereich berührt, will man doch vorher gefragt werden. Wir reden hier nicht von einer Million Hausstaubmilben, auch nicht von fünf Millionen Hausstaubmilben, sondern von zehn Millionen der Eindringlinge, die sich bei uns nicht nur breit machen. Die Hausstaubmilbe gehört damit nicht zu den Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Da entsteht eine sektenartige Community, eine No-Go-Area, die keine Rücksicht nimmt auf unsere Eigentumsrechte. Wußten sie, saß sich die Hausstaubmilbe in unseren Betten nicht so vermehren würden, wenn wir die Betten nicht machten? Wenn wir also alles so hinterlassen würden, wie es der Traum geformt hat? Das kommt mir eigentlich vom Typ her entgegen und nichts gegen andere Kulturen, andere Abstinenzregeln, Entsagungsformeln und asketische Tabus, aber ich laß mir doch von einer Hausstaubmilbe nicht vorschreiben, ob ich mein Bett zu machen habe oder nicht, und wenn sich jemand in meinem nicht gemachten Bett nicht vermehrt, dann bin ich das. Das Zusammenleben von Mensch und Hausstaubmilbe wirft viele Fragen auf. Wenn der Mensch, als der Klügere von beiden, nicht der Hausstaubmilbe entgegenkommt, dann gibt es bald keinen Platz mehr für ihn, wo er andere verjagen kann.
 
Floh: (Entgegnungen bei Streitgesprächen) Jeder Floh im Katzenhaar findet es dort wunderbar.