Salvador Dali starb vor 30 Jahren

Der Surrealist und Exzentriker zählt zu den berühmtesten Künstlern des 20. Jahrhunderts

von Andreas Rehnolt

© 1966 Carl Schünemann Verlag - Titelfoto: Werner Bokelberg
Salvador Dali starb vor 30 Jahren
 
Der Surrealist und Exzentriker zählt
zu den berühmtesten Künstlern des 20. Jahrhunderts
 
Jeden Morgen beim Erwachen genieße ich das erhabene Vergnügen, Salvador Dali zu sein. Voller Erstaunen frage ich mich dann, was dieser Dali heute noch wieder Wunderbares verrichten wird.“ Am 23. Januar 1989 - vor genau 30 Jahren - starb der so umstrittene wie berühmte Künstler in seiner katalanischen Geburtsstadt Figueras an den Folgen seiner Parkinson-Krankheit. Der 1904 geborene Dali ist der einzige Künstler, für den es bereits zu Lebzeiten zwei Museen gab. Eines in St. Petersburg in Florida, das andere in seiner Heimatstadt in Spanien.
     Dali (1904-1989) gilt als der wichtigste Vertreter des Surrealismus. In seinen von kräftigen Farben und plastischen Figuren beherrschten Werken kommt die Welt des Irrationalen, Unterbewußten und der Träume zu Vorschein. Der Künstler spielte der Welt ein Leben lang den Exzentriker vor, den Provokateur und Brecher eines jeden Tabus. Er galt als geldsüchtig, wollte unbedingt prominent sein und überwarf sich mit nicht wenigen Künstlerfreunden. Ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod sind die Meinungen über den großen Surrealisten nach wie vor geteilt.
 
     In Paris und Madrid wurde im Jahr 2013 jeweils eine große Ausstellung zum Werk und zur künstlerischen Bedeutung des Mannes mit dem hochgezwirbelten schwarzen Schnurrbart präsentiert. In einem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ sprach ein Kunstkritiker vom „Kitschtitan“ Dali. Die Kuratoren der Pariser Schau vertraten die Auffassung, Dali werde heute „stärker nachgeahmt und biete einen stimulierenderen Ideenquell“ für junge Künstler als Picasso. Der Direktor des Madrider Museums Reina Sofia, Manuel Borja-Villel betonte bei der Eröffnung der Dali-Schau in seinem Haus: „Zu oft hat seine Exzentrik seine Kunst überschattet.“
     Seine Elefanten auf Stelzenbeinen, weiche, zerfließende Uhren, Frauenkörper aus sich öffnenden Schubladen, brennende Giraffen. Fast jeder kennt sie. Sie waren und sind allzu omnipräsent als Reproduktionen seiner berühmtesten Werke. Er hat als Künstler seine Träume, seine Ängste, seine Kindheitserfahrungen in eindrucksvolle Bilder umgesetzt. Da er stets auch ein Meister der Selbstinszenierung war, ist er mindestens mitverantwortlich für die Trivialisierung seines einst als avantgardistisch gepriesenen Werks. Und so ist er 25 Jahre nach seinem Tod im Grunde nur als exzentrischer Kunstclown im Gedächtnis vieler Kunstliebhaber geblieben.
 
     Nicht nur mit seiner Kunst sorgte Dali für manchen Skandal. Auch seine intellektuelle Koketterie mit dem Faschismus von General Franco in Spanien sorgte für viel Aufregung. Überhaupt schien der meist mit aufgerissenen Augen fotografierte Dali auf dem rechten weniger scharf zu sehen. War er doch auch mit dem Nazibildhauer Arno Breker befreundet. Und nicht genug damit. Nach zwei Audienzen beim Papst heiratete er 1958 seine langjährige Geliebte und Muse Gala und trat sozusagen vom atheistischen Surrealismus zum autoritären Katholizismus über. Dennoch war Dali für die aktuelle Kunst sicherlich einer der visionären Impulsgeber gewesen, nicht zuletzt weil er ein innovativer Multimedia-Künstler war, der auch Fotografie, Film, Fernsehen und Grafik nutzte und Happening sowie Performance-Kunst erfand. 
     Was bleibt und bedeutend ist, sind sicherlich einige seiner frühen Werke, wie etwa „Das Rätsel der Begierde“ von 1929 oder „Die Beständigkeit der Erinnerung“ aus dem Jahre 1931 mit den berühmten zerfließenden Uhren. Und natürlich auch viele von Dalis Druckgrafiken. Darin wandte er sich oft den Meisterwerken der Weltliteratur zu. So illustrierte er unter anderem Cervantes' „Don Quijote“ und schuf einen umfangreichen Zyklus zu Dantes' „Göttlicher Komödie“ oder die 80 Kaltnadelradierungen, in denen er Radierungen von Goya surrealistisch überarbeitete.
 
Der Künstler ist in der Krypta seines Museums in Figueras beigesetzt. Sein gesamtes Vermögen und sein Werk hat er testamentarisch dem spanischen Staat vermacht. 
 
Redaktion: Frank Becker