Büro, Büro...

Katahrina Rupp punktet mit Franz Wittenbrinks „Sekretärinnen“

von Frank Becker

v.l.: Eberhardt, Kleist, Grobe, Schindler, Becker - Foto © Uwe Stratmann
Büro, Büro...
 
Katharina Rupp gelang mit ihrer Inszenierung
von Franz Wittenbrinks
kleiner Revue ein großer Wurf.
 
Regie: Katharina Rupp – Ausstattung: Birgit Stoessel – Kostüme: Birthe Kleine-Beerink – Foto: Uwe Stratmann
Mit: Franziska Becker, Elisabeth Blonzen, Tina Eberhardt, Tim Grobe, Annedore Kleist, Isabelle Paris, Cornelia Schindler und Ingeborg Wolff
 
Leroy Andersons „The Typewriter“ leitete logisch das Spiel mit Tasten und Tabulatoren ein. Es war eine Premiere für Katharina Rupp als Regisseurin an Wuppertals Schauspiel, für Cornelia Schindler und Tim Grobe im ersten Engagement nach der Schauspielausbildung (herzlich willkommen im „Tal“) und für das Wuppertaler Publikum, das in letzter Zeit an diesem Ort nicht mit guter Unterhaltung verwöhnt worden war.

Franz Wittenbrinks in Hamburg und Mannheim unter seiner Leitung sehr erfolgreich aufgeführter Liederabend - wie er ihn selber bescheiden nennt - wurde von Katharina Rupp für Wuppertal neu bearbeitet und von Otto Beatus in gewohnt hoher Qualität musikalisch begleitet. Was herauskam, war ein höchst vergnüglicher Abend mit Liedern, Schlagern, Hits und Gassenhauern, der auf die entbehrliche Handlung verzichtete und mit einer Schnur musikalischer Perlen ganz einfach das tat, was dem Publikum Freude macht: er unterhielt herrlich!
Ein ausgezeichnetes Ensemble (Tim Grobe, Elisabeth Blonzen, Franziska Becker, Isabelle Paris, Ingeborg Wolff, Tina Eberhardt, Annedore Kleist und Cornelia Schindler), das bis ins Kleinste motiviert war, präsentierte ein Feuerwerk von Pointen und bekannten Melodien und überraschte mit Musikalität und Gesangsqualitäten erster Güte. Der Rahmen bedarf kaum eines Wortes, ist allgemein bekannt: d a s Büro. Sieben Stenotypistinnen verbringen ihren Tag im Kontor mit Diktat, Abschrift, zärtlichem Telefonat, Nägel lackieren, Frühstückspause, Tagtraum und Nabelschau. Das Bühnenbild trefflich von Birgit Stoessel und die Kostüme perfekt von Birthe Kleine-Beerink.

Sieben ganz unterschiedliche Frauen hat Katharina Rupp dem Leben abgeschaut und läßt sie eine Palette von der femme fatale bis zur grauem Maus, von der Naiven über die Süße bis zur Pfiffigen ganz unverkrampft und leicht präsentieren. Das Ensemble brillierte in Solo, Chor und Choreographie und schaffte es, den Pegel des Amüsements ununterbrochen hoch zu halten. Eine enorme Leistung, die von allen mit sichtlicher Freude erbracht und von einem dankbaren Publikum in heller Begeisterung mit viel Jubel und Applaus honoriert wurde, bemerkenswerterweise auch die ärgerliche und dem positiven Gesamtbild abträgliche Nummer „Can't live...“, die von Männern begrölt, aber von vielen Zuschauerrinnen mit Recht als herabsetzend empfunden wurde. Das hätt's nicht gebraucht.

Im Übrigen wurden bekannte Stücke von Knef, Grönemeyer, Milva, Hagen u.v.a. aufs köstlichste interpretiert, parodiert und karikiert. Tim Grobe gab einen großartigen Einstand mit seiner Metamorphose vom schüchternen Bürodiener zum schillernden Eros Ramazotti und begeisterte hierbei wie in seiner Schlußnummer „It's a man's world“ durch seinen erstklassigen Vortrag. Nicht nur die Damen auf der Bühne lagen ihm zu Füßen. Im Schreibzimmer war Elisabeth Blonzen um eine rote Haarlänge vorn mit ihrer Milva-Interpretation „Ich mag ihn, weil...“. Ansonsten: Joghurt-Walzer, Kaffee~B1ues und „Männer“, ein rundes Vergnügen , das als Standard ins Programm gehört (die CD zum Stück hätte ich gern), denn das Publikum braucht gute heitere Unterhaltung, und das Theater dringend die Eintrittsgelder.