Erotische Delikatessen

Alexandre Dupouy – „Scènes orientales“ + „Scènes libertines“

von Sabine Kaufmann

Erotische Delikatessen
 
Alexandre Dupouy - Scènes…
 
Erotische Darstellung in der Fotografie weder zu süßlichen Nichtigkeiten werden zu lassen, noch fahrlässig die hauchdünne Grenze zur Pornographie zu überschreiten oder einfach nur billig zu wirken, will gekonnt sein, ist eine hohe, sensible Kunst. Die Betrachterin, der Betrachter erotischer Bilder wünscht sich doch die Verbindung des optischen Reizes mit der Durchdringung des Sujets mit Leben, mit wirklicher Sinnlichkeit, wobei durchaus auch Wollust nicht im Verdacht des Verbotenen steht. Womit wir bereits in medias res sind, denn hier geht es darum, einen Fotografen vorzustellen, der all das mit einigen seiner erotischen Projekte erfüllt: der französische Fotograf Alexandre Dupouy.
 
Mit üppigen Ausstattungen und überbordender sinnlicher Phantasie arrangiert Dupouy opulente Foto-Stories aus den Boudoirs und geheimen Kabinetten von Rokoko-Tempeln der Lust und den geheimnisvollen, verschwiegenen Harems des Orients. Hauptpersonen sind stets die Frauen – Männer dienen, selbst wenn sie dominant dargestellt sind, lediglich als Staffage, als Mittel zum Zweck. Im Zentrum stets die Schönheit der Frau, ihres Körpers und Geschlechts. Drei Bände sind bisher im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke erschienen, „Scènes d'Intérieur“ (vergriffen) „Scènes orientales“ und „Scènes libertines“. Hier geht es um die letzteren beiden.
 
Es sind dies nämlich an subtilen Ausschweifung reiche Ausflüge in die erotische Phantasie, angeregt durch die Salon-Malerei des 19. Jahrhunderts, denken wir an Künstler wie Henri Regnault, William McGregor Paxton, Frederic Leighton, William-Adolphe Bouguerau, Gustave Courbet, Giovanni Boldini aber auch Christian Felix Weiße, Franz von Lenbach, Franz von Bayros oder Franz Stuck um nur wenige zu nennen. Dupouy, selber  Aquarellist, legt an seine Fotografien das Auge des Malers an, entwirft hocherotische Tableaus, die bis zur Indiskretion  intimste Momente lustvollster Hingabe, ja völliger Aufgabe jeder Schamhaftigkeit offenbaren. Sind es Männerträume? Oder sind es gar Frauenphantasien? Alles ist möglich, alles ist wahr…


Lesbisches und heterosexuelles Liebesspiel, Frivolität, Verlangen und Hingabe, auch Unterwerfung und Bestrafung - in lustvoll ästhetischen Impressionen werden Szenen wie Gemälde entworfen, um vor dem Auge der Betrachterin, des Betrachters zu lange nachwirkenden Bildern zu gerinnen. Dupouy, der seine erlesen schönen Modelle als Fremde aufeinander stoßen läßt, um ihnen dann in der Entwicklung seiner Tableaus Freiheiten zur Mitgestaltung zu geben, zeigt sensibel, was andere nicht wagen, vor allem nicht können. Er hat sich durch die diese zu Recht hoch gelobten erlesenen Ausgaben seiner pikanten „Scènes…“ einen hervorragenden Namen in der szenischen Aktfotografie gemacht. Beide hier vorgestellten Bücher sind von höchster fotografischer und erotischer Delikatesse, ein Fest für Augen und Phantasie. Dafür unsere Auszeichnung, den Musenkuß.

 
Alexandre Dupouy – „Scènes orientales“
© 2005 konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 2. Auflage, ca. 120 nn Seiten, gebunden, Fadenheftung, 21,5 x 24,5 cm, durchweg farbig illustriert – ISBN: 3-88769-123-7
29,90 €
 
Alexandre Dupouy – „Scènes libertines“
© 2003 konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, 120 Seiten, gebunden, Fadenheftung, 21,5 x 24,5 cm, durchweg farbig illustriert – ISBN: 3-88769-317-5
29,90 €
 
Weitere Informationen: https://www.konkursbuch-shop.com/
 

Nachbemerkung des Redakteurs: Schauen Sie sich angelegentlich zu ihrem Vergnügen auch noch einmal die Bilder der Serie „Les grandes bourgeoises“ von Alina Gross an, die wir Ihnen an dieser Stelle bereits 2005 vorgestellt haben → www.musenblaetter.de/artikel