Thomas Bernhard starb vor 30 Jahren

„Thomas Bernhard – Autobiographische Schriften“

von Andreas Rehnolt

Der Schriftsteller Thomas Bernhard
starb vor 30 Jahren
 
Im Residenz-Verlag ist ein Band mit allen fünf autobiographischen
Romanen Bernhards und mit Aquarellen von Erwin Wurm erschienen
 
 
Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard ist 30 Jahre tot. Er starb am 12. Februar 1989 in seiner österreichischen Heimat, der er stets in Haßliebe verbunden war. Der 1931 im niederländischen Heerlen geborene Bernhard galt als polarisierender Skandalautor, Klassiker der Weltliteratur, weltberühmter Dramatiker und nicht zuletzt als ein österreichisches Phänomen. 1970 mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, war er ebenso ein Grantler und vor allem ein ewiger Österreich-Lästerer. Er starb im Alter von nur 58 Jahren in Gmunden. Im Salzburger Residenz-Verlag sind kürzlich die „Autobiographischen Schriften“ von Thomas Bernhard mit mehreren Aquarellen von Erwin Wurm erschienen. Wurm widme dem Autor damit „eine Serie von neuen Zeichnungen - zärtlich, iroisch und sehr persönlich“, so der Verlag.
In seinen fünf autobiographischen Romanen legt Bernhard offen, wie er der Schriftsteller wurde, der er war. Von der Kindheit über die Internatszeit in Salzburg, die Lehre und das Studium bis hin zur Isolation des 18jährigen in einer Lungenheilstätte. Wer die Welt des Thomas Bernhard verstehen will, findet hier den Schlüssel (Verlagstext).
 
„Das ist die Geschichte eines jungen Menschen, auf dem eigentlich nur herum getrampelt worden ist, sei es von Seiten der Stadt, ihrer Bewohner, der Verwandtschaft, ganz gleich“, schreibt Thomas Bernhard selbst. 1941 wurde er in ein nationalsozialistisches  Erziehungsheim in Saalfeld geschickt. Man hatte in der Familie das von einer Sozialbetreuerin empfohlene salzburgische Saalfelden, wo er sich erholen sollte, mit dem thüringischen Saalfeld verwechselt. Die dort gemachten traumatischen Erfahrungen beschrieb der Autor in seiner Autobiografie. Ab 1943 war er im NS-Internat „Johanneum“ in Salzburg untergebracht. Hier ermöglichte ihm sein Großvater Violinunterricht. Nach schweren Bombenangriffen auf Salzburg kehrte Bernhard zunächst nach Traunstein zurück, erst nach Kriegsende 1945 besuchte er wieder das nach wie vor katholische „Johanneum“. 1946 brach er seine Schullaufbahn im Humanistischen Gymnasium in Salzburg ab und absolvierte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann in dem im Keller gelegenen Kolonialwarenladen von Karl Podlaha in der Salzburger „Scherzhauserfeldsiedlung“, einer Armensiedlung.
Über diese Zeit erzählt der Autor später in seinem 1976 erschienen Text „Der Keller“. In seiner Autobiografie bezeichnete er später die Institution „Schule“ als „Geistesvernichtungsanstalt“. Von 1952-1957 studierte Bernhard Musik und Schauspiel an der Akademie Mozarteum in Salzburg. Ab 1957 arbeitete er dann als freier Schriftsteller. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sine Werke. Unter anderem den Österreichischen Staatspreis 1967 und den Georg-Büchner-Preis 1970.  
 
Bernhard ist immer noch einer der meistdiskutierten und der meistdebattierten Schriftsteller der deutschsprachigen Literatur nach 1945. 
Der Tod und die Relativierung aller anderen Werte angesichts der steten Bedrohung durch ihn wurden in seinen Werken zu einem der wichtigsten Motive. Inzwischen ist der ehemalige „Stein des Anstoßes“, wie er mitunter genannt wurde, ein moderner Klassiker geworden.
Viele seiner Feinde mutierten nach seinem Tod vor nunmehr genau 30 Jahren zu Freunden, Anhängern oder Verehrern. Und es steht darüber hinaus fest, daß das Werk dieses Dichters einen über die Maßen erstaunlichen Prozeß durchlaufen hat. Auch drei Jahrzehnte nach seinem Tod lebt Bernhard - wirkungsgeschichtlich betrachtet - weiter.  
 
Die Abfolge der fünf Bände von Bernhards autobiographischen Schriften entspricht nach Verlagsangaben der Chronologie des Erscheinens der Originalausgaben. Die Ursache (1975), Der Keller (1976), Der Alarm (1978), Die Kälte (1981) und schließlich Ein Kind (1982). Der 1954 geborene Erwin Wurm lebt in Wien und Limberg.
 
„Thomas Bernhard – Autobiographische Schriften“
Mit Aquarellen von Erwin Wurm.
2018 Residenz Verlag Salzburg, 492 Seiten, Klappenbroschur - ISBN: 978-3-7017-17149
60,- €
Weitere Informationen: www.residenzverlag.at