Kampfmaschine als Everybody´s Darling

„Alita: Battle Angel“ von Robert Rodriguez

von Renate Wagner

Alita: Battle Angel
(USA, Kanada, Argentinien 2018)

Regie: Robert Rodriguez
Mit: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Mahershala Ali, Jennifer Connelly u.a.
 
Wenn man sich ein bißchen in der Branche umschaut, gibt es interessante Phänomene. So wurde in den USA schon mit Gewalt versucht, diesen Film noch vor dem Start zu vernichten, ihn als potentiellen Flop hinzustellen, ihn schlecht zu beurteilen. Wie dergleichen ausgeht, sei dahingestellt, was dahinter steckt, wissen wohl nur die Insider. Eines steht fest – Cyber-Freaks werden sich diese Alita, das berühmte Girl der japanischen Manga-Comics, sicher ansehen wollen. Und Österreicher pilgern ohnedies stolz und erwartungsvoll in jeden Film mit Christoph Waltz, auch wenn er seit einiger Zeit permanent enttäuscht.
Warum hat sich die US-Presse auf „Alita: Battle Angel“ so eingeschossen? Hat es mit den Namen zu tun? Verbindet man mit ihnen etwas Besonderem, liegt die Latte für alle Zukunft hoch. James Cameron (hier „nur“ der Produzent, aber das Gehirn hinter dem Ganzen), das war doch „Titanic“. Robert Rodriguez (der Regisseur), das war doch der mit den richtig pfiffigen Mexiko-Krimis. Daß die beiden ihr Niveau nicht gehalten haben, vergißt man gern angesichts von Filmen, die man nicht vergessen hat. Und nun – Alita.
 
Zugrunde liegt der Geschichte eine japanische Manga-Geschichte (Mangas unterscheiden sich interessant von amerikanischen Comics, weil sie in ihrer Ästhetik so stylish sind), die vom Inhalt her die absolut übliche Geschichte erzählt. Sci-Fi-Zukunft, 26. Jahrhundert („gute, alte Zeiten“, deren Supertechnologie verloren ging, liegen wohl dreihundert Jahre zurück), und der Cyborg, der hier zum Leben erweckt wird (immer wieder das Frankenstein-Motiv), ist ein süßes junges Mädchen. Dr. Dyson Ido findet ihren Kopf im Schrott und gibt ihr den Körper seiner verstorbenen Tochter. Aber erst, als Alita, wie er sie nennt, ihren früheren Körper findet (wie praktisch), wird sie zu einer Berserker-Kampfmaschine, die alle, aber auch wirklich alle, die übelsten, riesigsten Blechhaufen-Kerle, besiegen kann.
Das ist es eigentlich auch schon, in einer Welt, die aus zwei Welten besteht: Wir da unten, die sehnsüchtig „hinauf“ schauen, zu einer offenbar viel tolleren Welt in einem Riesenraumschiff, vom ultimativen Meister beherrscht, der auch manchmal mit den kleinen Würmchen auf der Erde boshaft herumspielt.
 
Das Erstaunliche an Alita ist, daß Hauptdarstellerin Rosa Salazar von Maskenbildnern oder Computerspezialisten immer so verfremdet ist, daß man in ihr das Kunstgeschöpf erkennt – aber als ob die Disney-Zeichner über sie gekommen wären, strahlt sie so viel Zauber und menschliche Wärme aus, daß sie jedermanns Liebling sein muß.
Geschaffen hat sie Christoph Waltz, der diesmal den „guten Doktor“ spielt, kein Hauch von Fiesheit in der Figur, nur Milde und Zuneigung zu seinem Geschöpf. Besonders interessant ist das nicht, aber immerhin die Rolle in einem Film, von dem man hoffen konnte, es werde ein Blockbuster daraus.
Damit die Teenager im Publikum sich auch angesprochen fühlen, bekommt Alita in dem Menschen-Twen Hugo (TV-Gesicht Keean Johnson, hübsch und sympathisch) ihr Love Interest. Besser dran mit den Rollen sind die „Bösen“, wobei Jennifer Connelly gerade noch rechtzeitig mütterliche Wärme in sich entdeckt. Mahershala Ali (seit „Moonlight“ und vor allem „Green Book“ ein unvergeßliches Gesicht) muß den Bösen spielen und tut es sehr elegant. Ja, und ganz, ganz am Ende schaut Edward Norton als übler Übervater von seinem Luxushimmel herab… und dem herausfordernden Blick von Alita möchte man entnehmen, daß sie die feste Absicht hat, in der Fortsetzung zu ihm hinaufzuklettern.
Wenn es denn eine gibt. Aber wieso eigentlich nicht? Selbst wenn die Geschichte einfach das Übliche ist, so ist sie doch in den zahllosen Kampfszenen, wo das kleine Mädchen tödlich herumwirbelt, prächtig gemacht, die rasante Choreographie erinnert an die Hongkong-Filme mit ihren fliegenden Helden, auch die Ninjas lassen grüßen. Asien kann dergleichen am besten, was spricht dagegen, es sich von ihnen abzuschauen?
 
Fazit: Wer sich viel erwartet oder gar Innovatives erwartet, wird natürlich enttäuscht. Wer glaubt, Christoph Waltz muß immer eine faszinierende Studie liefern, wird gleichfalls enttäuscht. Wer die übliche Cyber-Action sehen will, wird bedient – vor allem mit den brillanten Kampfszenen. Die Computer können das gut.
 
Trailer   
 
Renate Wagner