Kammermusik vom Feinsten

Das Wupper-Trio mit Klassik und Tango

von Daniel Diekhans

v.l.: Sayaka Schmuck, Benyamin Nuss, Barbara Buntrock - Foto © Studioline Photography

Kammermusik vom Feinsten
 
Wupper-Trio begeistert im Meisterkonzert mit Klassik und Tango
 
Für erstklassige Kammermusik steht das Wupper-Trio. Schon als Solisten sind seine Mitglieder Spitze. Eine echte Wuppertalerin ist Barbara Buntrock, Professorin für Viola an der Düsseldorfer Musikhochschule. Sayaka Schmuck ist eine wandlungsfähige Klarinettenvirtuosin, und Pianist Benyamin Nuss ist im Jazz genauso wie in der Klassik zu Hause. Das Programm des Trios im Remscheider Teo Otto Theater führte vom jungen Beethoven bis hin zur Tango-Legende Astor Piazzolla.
 
„Gassenhauer-Trio“ wird Beethovens Opus 11 heute genannt. Nicht nur wegen der unbeschwert-heiteren Grundstimmung. Am Ende greift er auch einen „Schlager“ seiner Zeit, eine beliebte Opernmelodie, auf. Deren Urheber Joseph Weigl kennt wohl keiner mehr, aber das „Gassenhauer-Trio“ klingt so lebendig wie eh und je. Was sicherlich auch an Interpreten wie Buntrock, Nuss und Schmuck liegt. In schnellem Wechsel stellten Bratsche und Klarinette den Auftakt vor, energisch vom Klavier begleitet. Buntrock ging den Mittelteil an, den Schmuck souverän fortspann. Im Finale dominierte das Klavier. Sahnehäubchen war aber das konzentrierte Zwiegespräch der Solistinnen. Nach dramatischen Ausbrüchen fand sich das Trio einträchtig im ursprünglichen Tempo wieder.
Zwischen Klassik und Tango war genug Platz für Romantisches. Buntrock griff zur Violine, um mit Nuss die „Méditation“ von Jules Massenet zu spielen. Behutsam nahm sich die Solistin der viel gehörten Melodie an, vermied aufdringliche Süße und setzte auf einen satten, sanglichen Klang.
 
Als „Tango zum Zuhören“ kündigte Schmuck Piazzollas „Vier Jahreszeiten“ an. Schließlich hat der Komponist und Bandoneon-Spieler den argentinischen Tanz mit klassischen Harmonien und Jazz-Rhythmen weiterentwickelt. Das Wupper-Trio  zeigte, wie viel Humor in den zwischen 1964 und 1970 entstandenen „Jahreszeiten“ steckte. Amüsiert verfolgte das Publikum den „Frühling“, in dem sich rauhe und sanfte Töne mischten und ein zackiger Rhythmus die Grundlage bildete. Nach expressiven Soli von Buntrock und Schmuck erntete der „Sommer“ stürmischen Applaus. Das prägnante „Herbst“-Thema übernahm die Geige. Der „Winter“ setzte dem Ganzen mit fein abgestimmter Teamarbeit die Krone auf. Auch bei der Zugabe blieben die Musiker dem Tango treu – mit Piazzollas „Oblivion“.
 
Daniel Diekhans