Ein Abenteuer mit glücklichem Ausgang

Rogier Boon – „Wim ist weg“

von Steffi Engler

Ein Abenteuer
…und ein glückliches Ende
 
Kleine Jungen suchen das Abenteuer, das ist bekannt. Und schon mal laufen Sie ihren Gedanken und Träumen hinterher – und dabei unversehens weg von zuhause. Das tut auch der kleine Wim an seinem Geburtstag, als er sein erstes Fahrrad bekommt. Bis zum Gartenzaun fahren ist zwar schön, aber noch lockender ist die Idee, auf seinem roten Rad sehr weit zu fahren, nach Spanien nämlich. Also nimmt er etwas zu essen mit und macht sich auf den Weg: Durch die große Stadt, entlang der Autobahn, bis aufs schöne weite Land.
Zu Hause aber wird er bitterlich vermißt, seine Eltern sorgen sich sehr, bitten die Polizei um Hilfe, die sich an die Öffentlichkeit wendet. Denn wenn ein kleiner Junge verschwindet, muß man sich viel Mühe geben, ihn wiederzufinden. Und plötzlich sucht das ganze Land Wim…
 
Rogier Boons (1937-1995) warmherzige Geschichte geht mit den wunderschönen bunten Bildern eine harmonische Einheit ein und erzählt uns heute, 60 Jahre nach dem ersten Erscheinen, auch etwas über die Fünfziger Jahre. Das auf den Zeichnungen zu sehende Spielzeug besteht aus Ball und aufziehbarer Eisenbahn, Schaukelpferd und Zinnsoldaten, nicht Playstation, X-Box oder He-Man-Kampfroboter. Die Einrichtung des elterlichen Wohnzimmers spiegelt wie die Autos auf der Straße Stil und Zeitgeist der 50er, und einen Gemeinschaftssinn wie den in der Geschichte dargestellten möchte man auch heute gerne erleben. Ein wenig erinnern die Zeichnungen in Strich, Kolorierung und Charme an Boons Zeitgenossen Miroslav Sasek. Ob Boon wohl einmal in Amerika gelebt hat oder es mochte? Seine Zeichnungen lassen es vermuten. Er macht sich ein Vergnügen daraus, kleine Späße einzubauen, wie seinen Namenszug auf einer Werbetafel, sein Porträt auf einem Bild im Elternhaus und einen Affen, der nachts aus dem Fenster schaut.
Die Darstellung der Polizei als Freund und Helfer tut wohl, sieht man sich vergleichend mit Entsetzen an, welchen Angriffen, Beleidigungen und Verletzungen Polizisten heutzutage ausgesetzt sind. Ein pädagogisch wichtiger Ansatz und auch deshalb zu empfehlen.
 
Der bekannte niederländische Publizist Micha Kat (*1963) hat übrigens „Wim ist weg“, das Rogier Boon damals als Vorlage für die Aufnahme in die renommierte holländische Kunsthochschule Gerrit Rietveld Academie gezeichnet hat, in seinen Kanon der 100 wichtigsten Bücher aufgenommen.
 
Rogier Boon – „Wim ist weg“
Geschrieben und gezeichnet von Rogier Boon in Zusammenarbeit mit Annie M. G. Schmidt. Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler
© 1959 /2014 Rogier Boon – 2019 im Diogenes Verlag, 28 Seiten, 16,5 × 21 cm, gebunden, Halbleinen mit Fadenheftung – ISBN: 978-3-257-012-45-3
18,- € (D) / 24,- sFr / 18,50 € (A)
Weitere Informationen:  www.diogenes.ch