Viel Lärmen um nichts

Alte Schokoladen-Reklame als Aufreger

von Frank Becker

„Vielen Dank ruft man im Chor – vielen Dank Sarotti-Mohr!“ - Foto © Frank Becker

Viel Lärmen um nichts
 
Da streiten sich die Leut' herum / oft um den Wert des Glücks; / der Eine heißt den Andern dumm, / am End' weiß keiner nix. Die Zeilen stammen aus Ferdinand Raimunds „Hobellied“, das als Moral u.a. auch die Verse das Schicksal setzt den Hobel an / und hobelt alle gleich hat.
Das kanten- und konturenlose Gleichhobeln auf ein humorlos flaches Niveau liegt offenbar im Interesse einiger weniger, die mit aufgeregt geschärften Sinnen unentwegt nach Anstößen suchen.
Im Mannheimer Kulturzentrum Capitol sind solche dünnhäutigen Mitbürger – die notabene stets nur einen kaum meßbaren Prozentsatz der Gesellschaft ausmachen - mal wieder auf der Suche nach einem Stein des Anstoßes erfolgreich gewesen. Über der Theke des Capitol haben sie nämlich eine alte Sarotti-Schokoladenreklame entdeckt, die den niedlichen Sarotti-Mohren zeigt, mit dem seit ewigen Schokoladen-Erinnerungs-Zeiten heiter, harmlos und erfolgreich für die süße Verführung in Tafelform geworben wird: „Vielen Dank ruft man im Chor – vielen Dank Sarotti-Mohr!“
 
Die Mannheimer Juristin und Ex-Co-Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschland Ruhan Karakul befürchtet, aus den Tiefen ihrer kaum nachvollziehbaren Phantasie heraufgezaubert, eine „karnevaleske Verzerrung“ der Figur, etwa durch antirassistische Aufkleber. Woher nimmt sie diese Befürchtung? Sie hat nebenbei als einziges Mitglied im Beratergremium des Capitols für einen Verzicht auf die originelle alte Werbetafel  gestimmt, durch deren Sichtbarkeit „Rassismus reproduziert“ werde. Ich glaube ja, daß allenfalls durch solche dummen Aktionen irgendetwas produziert wird, aber sicher kein Rassismus.
Auch das Antidiskriminierungsbüro Mannheim wirft sich, berichtet der Focus, in die Bresche, sieht in der traditionellen Sarotti-Werbung ein „Paradebeispiel von wiederkehrender Alltagsdiskriminierung“, das nicht hinnehmbar sei. Gemeinsam mit Ruhan Karakul kritisiert der Verein, daß dem Beratergremium - außer der Moderatorin und Autorin Mo Asumang - zu wenige "schwarze Menschen" angehört haben. Es wäre zum Vergleich zum prozentualen Anteil dunkelhäutiger Mitbürger interessant zu wissen, wie viele Leute überhaupt zu diesem Gremium gehört haben und was die hoch geschätzte Mo Asumang, die ja wohl keinen Anstoß an der Sarotti-Reklame genommen hat, von der Karakul-Kampagne hält.


©  2019 ALDI Nord

Frau Karakul sollte sich lieber mal über die aktuelle Mode-Werbung der Supermarkt-Kette ALDI Nord aufregen, die ein schwarzes Fotomodell derart plakativ karikiert auf ihr Titelblatt gestellt hat, daß ich mich für dieses auf den Kopf gestellte Black Minstrel regelrecht schäme.
 
Frank Becker