Gralsritter mit Laserschwert - 45 Jahre „Star Wars“

Paul Duncan – „Das Starwars Archiv Episoden IV-VI 1977-1983“

von Johannes Vesper


Gralsritter mit Laserschwert
45 Jahre „Star Wars“
 
Das Material der Episoden IV-VI bei TASCHEN
 
Von Johannes Vesper
 
Die grandiose technisch-wissenschaftliche Entwicklung der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts brachte uns 1969 bis auf den Mond, und Neil Armstrong meldete an das Kontrollzentrum Houston: „The eagle has landed“. Inzwischen kann die Geschichte im NASA- Museum Houston angesehen werden. Heute umkreisen Raumschiffe monatelang die Erde, sausen Raketen und Sonden zum Mars und sonstwo ins endlose All, dessen unvorstellbare Ausdehnung wir nur mit Hilfe der wahnsinnig hohen Lichtgeschwindigkeit erfassen. Seit „Frankenstein“ 1819 und später Jules Verne wird der modernen Wissenschaft literarisch fast alles zugetraut. Schon Ikarus, erzählten sich die alten Griechen in ihrem Mythos, flog mit wächsernen Flügeln der Sonne entgegen, stürzte aber infolge ihrer Wärme ins Meer. Fremde Lebewesen hat er auf seinem Flug nicht getroffen, jedenfalls wurde darüber nichts erzählt. Mit der modernen Raumfahrt erweiterte sich die menschliche Phantasie. Fragen über Fragen tauchten auf. Sind wir alleine im All? Wer lebt hinterm Mond? Wer will da schon wohnen? Die Region ist erst neuerdings und Dank chinesischer Raketen einsehbar. Vier Jahre nach der ersten Mondlandung begann der begabte, umtriebige, erfolgreiche Filmemacher Georg Lucas in den USA mit seinem Projekt einer „Weltraumoper“.


Schon als Jugendlicher hatten ihn Fortsetzungsfilme wie „Gordon´s Trip to Mars“ von 1938 fasziniert. Beeindruckt auch vom „Alarm im Weltall“ („Forbidden Planet“ von 1956), wollte er mit neuerer Technik und besseren Ideen den Weltraum filmisch erobern, erweitern und glaubte, daß das Leben nicht zu verstehen sei, jenseits der Vernunft existiere, aber mit modernen Mythen der Science Fiction wenigstens faßbar erlebt werden könne. So ging er an die Arbeit. Für 12jährige, die ihren Platz in dieser Welt zu suchen beginnen, hat er seine Geschichten aus dem All, hat er Luke Skywalker und Darth Vader erfunden und 1973 begonnen, die Star Wars Mythen aufzuschreiben. Dabei erscheinen die Außerirdischen als gute Helden und die Menschen als Schurken, jedenfalls, wenn General Skywalker die Prinzessin Leia retten will. Nicht mit dem selbstgeschmiedetem Schwert Nothung, wie der altgermanische Siegfried, sondern mit leuchtenden Laserschwertern schlitzt er die bösen Gegner auf, bewegt sich auf Düsenstöcken durch die Wüsten von Asteroiden und Planeten, belagert mit imperialen Schiffen Weltraumhäfen und flieht auf Raumschiffen in die Tiefen des Alls.
Das ganze spielt in einer weit entfernten Galaxie, einer Ansammlung von Sternen, Gasnebeln und sonstigem im All herumschwirrenden Material. In einer Mischung aus Fantasy, Science Fiction und Abenteuer machen sich Luke Skywalker und Obi-Wan als Rebellen auf und lassen sich vom Schmuggler Han Solo zu dem Stern fliegen, auf dem Prinzessin Leia vom bösen Imperator gefangen ist und gefoltert wird. Freund Obi Wan kommt bei ihrer Befreiung ums Leben und der Schmuggler wird von der Regierung tiefgefroren. Der Krieg zwischen Luke Skywalker, immer hell gekleidet, und Darth Vader in schwarzer Rüstung verläuft unübersichtlich. Kopfgeldjäger werden eingesetzt; schließlich kommt es zu Kämpfen zwischen Darth Vader und Luke, zwischen, wie man inzwischen weiß, Vater und Sohn. „Nein, ich bin dein Vater“ ruft Darth Vader auf dem Höhepunkt  der abstrusen Geschichte. Prinzessin Leia gehört als Zwillingsschwester von Luke dann auch  zur Familie. Die Superwaffen  des bösen Imperiums werden zuletzt zerstört und es herrscht Friede auf der Galaxie. Bürokraten tragen zur Geschichte nichts Wesentliches bei, bestaunen aber die schöne, befreite Prinzessin in ihrer göttlichen Erscheinung  und betrinken sich. Mit extremen und überraschenden Filmeffekten nimmt die Story die Zuschauer gefangen.  

Nach dem unerwarteten Riesenerfolg von Star Wars trotz Überschreitung des vereinbarten Budgets und jeden Terminplans, als er im Mai 1977 endlich in die Kinos kam, wurde die Geschichte bald fortgesetzt. („Das Imperium schlägt zurück“ Episode IV, 1980 und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ Episode VI 1983). In den 90er Jahren erfolgte eine Neuauflage der Filme und die Story wurde um eine dreiteilige Vorgeschichte (Episoden I-III 1999 bis 2005) erweitert. Seit 2015 gab es weitere Filme. Mit insgesamt 10 Oscars wurden diese Produktionen moderner Fantasy-Mythen hoch gelobt und gehören zu den ökonomisch ertragreichsten Filmen der Geschichte.
 

Laut Wiki wurde mit Star-Wars-Franchise, wozu inzwischen mehr als 250 Romane, Nachfolgefilme, TV-Serien, Comics, Spielzeug und anderes mehr gehören, insgesamt ein Gewinn von ca. 30 Milliarden US-Dollar gemacht. Noch heute fasziniert die Story weit über Kindergeschichten hinaus: Mit der Schönheit der Prinzessin Leia wollte Karl Lagerfeld wahrscheinlich mangels eigener Einfälle im Januar 2019 bei seiner Chanel Show Eindruck schinden und selbst heutige Bürokraten machen Anleihen. So trat jüngst die bayrische Digitalministerin Dorothea Bär im außerirdisch galaktisch knappen Latex-Kostüm auf während Minister Scheuer mit der Anmutung eines Laserschwerts herumfuchtelte, leider aber damit nicht in dem schwarzen Loch verschwand, welches jetzt erstmalig fotografisch aufgenommen werden konnte, immerhin in einer Entfernung von 55 Millionen Lichtjahren.


 
Alle Bilder und Geschichten der ursprünglichen Geschichte aus den 70er Jahren, damals im Kopf von Georg Lucas, stützten sich auf und entwickelten sich aus Vorgängerstorys. Aber er mit seiner Phantasie erfand dazu, produzierte zahllose weitere Ideen und Entwürfe, sortierte und schuf endlich sein Opus magnum „Star Wars“. Paul Duncan faßte das gesamte für die Filmproduktionen des Anfangs vorhandene Material an Bildern, Konzepten und Texten in einem opulenten Band mit 1226 Abbildungen zusammen, erweitert um Interviews, Literatur und Netzpublikation. Beim Verlag TASCHEN ist das Werk als Archiv der Episoden IV-VI erschienen. Eine wahre Fundgrube für die Freunde dieser Filme und des Genres! Von den Musenblättern empfohlen.
 
Paul Duncan – „Das Starwars Archiv Episoden IV-VI 1977-1983“
2019 TASCHEN, 604 Seiten, Halbleinen, (41x30 cm) - ISBN 978.3-8365-6431-3,
150.-€
Weitere Informationen: www.taschen.com