Italiens Küche in schönen Bildern

Jamie Oliver - "Genial italienisch"

von Frank Becker
Licht und Schatten

Ich, Ich, Ich - der englische Mode-Koch Jamie Oliver setzt sich über alle Maßen eitel und nicht unbedingt liebenswert bei einer Fahrt im VW-Bus nach und durch Italien in sechs Kapiteln einer TV-Serie in Szene. Ein 29-jähriger (heute ist er 32) mit schlechten Manieren und ungepflegter Sprache, ein junger Mann, der sicher gut kochen kann, darüber äußerst erfolgreiche Bücher schreibt und damit zum Medien-Star, Restaurant-Chef und  Buch-Millionär geworden ist, macht sich auf ins Land der besten Küche Europas, um zu lernen (und nebenbei den Italienern zu zeigen, was er kann). Er gibt sich wurstig, wechselt selten das Hemd und kann den Cockney kaum verleugnen, bleibt aber der Engländer mit der gewissen britischen Überheblichkeit. Das ist der guten Sache abträglich.

Soviel, um erst mal loszuwerden, was mich ärgert. Kommen wir zum Wesentlichen. Das nämlich sind die herrlichen italienischen Landschaften mit ihren pittoresken Orten und Inseln, die Jamie Oliver durchfährt und die Toby Ralph
stimmungsvoll mit der Kamera  eingefangen hat. Und das sind die köstlichen Gerichte der unvergleichlichen italienischen Küche, bei deren Zubereitung in Restaurants, auf der Straße, im Kloster, bei Wettbewerben oder bei der Familienfeier zu Hause wir zusehen dürfen. Leider müssen wir auch zusehen, wie Jamie einem Lamm die Kehle durchschneidet - daß er es offensichtlich nicht gerne tut, macht ihn fast sympathisch, daß er es in seinem Film einbaut, hingegen nicht. Doch er erklärt das recht griffig im Booklet.

Aber da sind auch die guten Tips, die man an jeder Ecke seiner Reise mit und von ihm aufschnappen und mit auf den eigenen kulinarischen Weg nach Italien nehmen kann. Es ist die Nähe zum Essen, die dieser Film vortrefflich begreifbar macht. Niemand kann mit Fisch, Fleisch und mit Kräutern so gut umgehen wie die Italiener. Und kein Land hat etwas der großartigen Pasta Italiens vergleichbares aufzubieten und
kocht mit soviel Lebensfreude. Das, viel Lokalkolorit und kulinarisches Brauchtum von Norden bis Sizilien vermittelt "Jamies great italian escape" sehr eindringlich und appetitanregend. Dafür lohnt es sich durchaus, die sechs Kapitel der Serie mit immerhin 150 Minuten anzusehen.

Nicht durch Jamie Oliver bekommt man dabei ein Gefühl für Italien, das vermitteln die unverfälschten und ungeschminkten Italiener selbst. Was Oliver im beigelegten Booklet über die Elemente der italienischen Küche sagt, hat Hand und Fuß, man sollte es beachten. Seinen Appell gegen Massen- Tierhaltung und Profithaie im Fleischgeschäft sollte man sogar in jedem Supermarkt an der Fleischtheke aushängen. Er ist mir, das haben Sie schon herauslesen können, nicht sympathisch, doch damit macht er im Nachhinein entscheidende Pluspunkte.

Beispielbild

Jamie Oliver
Genial Italienisch
(Jamie´s great italian escape)
DVD-9

© 2008 Freemantle Media

ca. 150 Minuten in sechs Kapiteln
Sprache englisch/deutsch
Digipack im Schuber mit Booklet

Kamera: Toby Ralph
Regie und Produktion: Helen Simpson
Ton: Richard Munns

1. Auf nach Sizilien
2. Besuch auf Marettimo
3. Im Kloster
4. Das Kochfestival
5. Familienfeier
6. Party in Amalfi

Weitere Informationen unter:
www.polyband.de
www.jamieoliver.com