65 Jahre Pixi Bücher

Ein leichtes literarisches Schwergewicht hat Geburtstag

von Andreas Rehnolt

Ein leichtes literarisches Schwergewicht
wird 65 Jahre
 
Am 29. April 1954 erwarb der Hamburger Carlsen Verlag
die Lizenzfür das allererste Pixi Buch „Mietzekatzen“.
 
Von Andreas Rehnolt
 
Die gerade einmal 20 Gramm leichten Pixi-Bücher für kleine und kleinste Lesekinder gelten in Deutschland seit Jahrzehnten als literarische Schwergewichte in der Welt der Kinderbücher. Der Carlsen Verlag mit Sitz in Hamburg erwarb am 29. April vor 65 Jahren in Amerika die Lizenz  für das allererste Pixi Buch mit dem Titel „Miezekatzen“. Die Serie der 10 x 10 Zentimeter großen Bücher mit vielen Bildern und ein bißchen Text richtet sich an Kleinkinder im Vorlesealter und kommt nun langsam ins Rentenalter.
Aktuell liegt die Auflage der Pixi-Bücher nach Verlagsangaben bei rund 12 Millionen Exemplaren im Jahr. Der Bestseller in den Kinderzimmern schaffte in den Jahren seines Bestehens eine weltweite Auflage von insgesamt 480 Millionen Exemplaren und ist nach Angaben des Carlsen Verlags „die erfolgreichste Bilderbuchreihe aller Zeiten“. Lizenzen hat Pixi in aller Welt. So gibt es die Heftchen, mit Pixi (englisch: Kobold) unter anderem auch in albanischer, chinesischer, koreanischer, mazedonischer und in vielen weiteren Sprachen.
 
Zum runden Geburtstag der vierfarbigen und stets 24seitigen Kinderbuchreihe bringt der Verlag im Herbst eine dicke Anthologie heraus. Zudem hat
man sich zum 65. personalisierte Pixi-Bücher für unabhängige Buchhändler mit dem Titel „Wir gehen in die Buchhandlung“ ausgedacht. Rund 300 Buchhandlungen in Deutschland, der Schweiz und in Österreich machen mit und finden sich mit jeweils insgesamt drei spezifischen Doppelseiten in der Geschichte wieder.
Etwa mit der Außenansicht, der Kinderbuchecke oder dem Maltisch. „Das macht die jüngsten Leser glücklich, wenn sie ihre Buchhandlung entdecken und hat natürlich auch das Ziel, Kinder zu Buchlesern zu machen“, sagt Verlegerin Renate Herre. Eine Hitliste der letzten 65 Jahre gibt es nach den Worten von Verlagssprecherin Schenck zwar nicht, „für die letzten Jahre läßt sich aber sagen, daß es gewisse Dauerbrenner gibt. Dazu gehören etwa Conni, Leo Lausemaus oder auch Rabe Socke.“
 
Beim Verkauf von Pixi-Büchern gibt es laut Schenck „große regionale Unterschiede.“ Was in der Großstadt beliebt ist, könne „auf dem Land lange liegen und umgekehrt. Pixi-Bücher, die sich im Allgäu großer Beliebtheit erfreuen, können in der Uckermarck auf kein Interesse stoßen.“ Und natürlich gibt es nicht nur immer wieder neu aufgelegte Renner unter den Pixis, sondern auch solche, die nur einmal aufgelegt wurden.
Und es gibt viele Werbesonderlauflagen, etwa vom Verband deutscher Musikschulen, der Deutschen Bahn, des Bundesjugendministeriums oder auch dem Deutschen Gartenbauverband. 2015 brachte der Verlag für die vielen Flüchtlingskinder ein Büchlein „Mein Freund Walter“ in arabischer, kurdischer, persischer und serbischer Sprache heraus und verteilte sie bundesweit in Erstaufnahmestellen. „Um Kindern und Eltern, die in ihrer Heimat alles zurück gelassen haben, einen Moment der Vertrautheit beim Vorlesen zu geben“, hieß es damals.
Vor zwei Jahren erschienen sogar acht verschiedene Büchlein mit Geschichten aus der Bibel. Einige Titel dieser Serie hießen „Die Erschaffung der Welt“, „Arche Noah“, „Jona und der große Fisch“, „Jesus auf dem Wasser“ oder „David in der Löwengrube“ und würden in Zusammenarbeit mit Theologen fürs Kindergartenalter aufbereitet, als Einstieg in die Bibel und den christlichen Glauben“, so der Verlag.
 
Bislang sind über 2.300 verschiedene Titel auf den Markt und in die Kinderstuben gekommen. Der Preis für ein Pixi-Buch betrug anfänglich 50 Pfennige, 65 Jahre später zahlt man pro Buch 99 Cent. Für die langjährige frühere Leiterin des Bilderbuchmuseums Burg Wissem in Troisdorf, Maria Linsmann, haben die kleinen Überall-Bücher einen großen Einfluß auf die frühkindliche Lese- und Sprecherziehung und sie sind „ein gut gemachtes, bezahlbares, demokratisches Medium.“
Die ältesten der Heftchen sind begehrte Sammlerstücke und in vielen Haushalten gibt es solche „Schätzchen“, die bereits in dritter Generation „verschlungen“ werden. Fast jeder Erwachsene in Deutschland ab dem Jahrgang 1950 kann sich wohl noch einige Pixi-Lieblinge erinnern, sei es aus der eigenen Kindheit oder der der eigenen Sprösslinge oder Enkel.
Beliebt sind die Büchlein zudem als kleines Mitbringsel für zwischendurch, als hübsches Zusatzgeschenk zu etwas praktischem und als Trostpflaster für kleine Wehwehchen. Ob Märchen und Feste, Tier- und Alltagsgeschichten, ob Schokolade oder Aufräumen, Arztbesuche oder Ferienerlebnisse. Pixi-Bücher erzählen einfach die verschiedensten Abenteuer. Daß Pixi mit 65 Jahren in den Ruhestand geht, scheint ausgeschlossen. Immerhin gibt es bereits Pixi-Bücher als Apps mit Animation und Ton-Effekten auf dem iPad.
 
Weitere Informationen:  www.carlsen.de/pixi
 
Redaktion: Frank Becker