Zum Tod des Verlegers Bruno Kehrein

Eine Reminiszenz

von Joachim Klinger

© vermutl. Peter Philipp

Bruno Kehrein †
 
Wie wir mit Bestürzung erfahren, ist vor wenigen Tagen der Verleger Bruno Kehrein überraschend im Alter von 67 Jahren gestorben. Er hat mit seinem Düsseldorfer Grupello Verlag seit 1990 über fast drei Jahrzehnte bewiesen, daß auch ein unabhängiger Einzelunternehmer heutzutage wunderbare Bücher in erlesener Qualität herausbringen kann. Als der Verlag sein 15jähriges Jubiläum feierte, hat der Lyriker und Zeichner Joachim Klinger seinem Verleger ein Gedicht gewidmet, das wir zum Abschied von Bruno Kehrein mit Respekt als Reminiszenz heute noch einmal einrücken.
 
„Hören Sie doch, Bruno!“

Wer möchte nicht im Leben etwas mehr sein,
als er nach seiner Meinung ist und gilt?!
Da denke ich - mal einfach so - an Bruno Kehrein
und mache mir mehr spielerisch ein Bild.

Ich sage zu ihm: „Hören Sie doch, Bruno!
Sie haben sicherlich auch Lebensträume.
Wie wäre es mit einem Posten bei der UNO
zum Beispiel für Fernost-Entwicklungsräurne?“

„Was hielten Sie von einem Job als Chef-Protektor
der Filmfestspiele und der großen Messen?
Sie kommen ja vom Buch und waren Lektor
und kennen wohl die meisten Kunstfinessen.“

„Sie winken ab? Sie sind ja so bescheiden!
Und tierlieb auch, mein lieber Kehrein.
Sie mögen Kater und auch Pinguine leiden
und halten sich im Gartenhaus ein Meerschwein.“

Vielleicht ist der Verleger Bruno Kehrein
mit seinem Schicksal aber ganz zufrieden
und möchte einfach nur ganz Er sein
und hat das auch bereits für sich entschieden.

Der Dienst am Wort, der Umgang mit Autoren
- darunter häufig ganz skurrile Käuze -
hat seinen Reiz. Man gibt dem Pegasus die Sporen
und lobt die Dichter - denn das freut se.

Zwar, sollten mal die Kassen gänzlich leer sein,
wünscht man ein Zugpferd, international.
Mir fällt da plötzlich Albert Speer ein.
Doch wäre der nicht Bruno Kehreins Wahl.

Gewiß, das Leben, das man führt, kann schwer sein
Jedoch, im Grunde weiß man, was man hat.
So denkt wahrscheinlich Bruno Kehrein
Und liest beim Lampenschein noch Blatt um Blatt.

Er hat Erfahrung, Einsicht und Instinkt
und möchte gegenüber Manuskripten fair sein -
und müht sich, daß er sie ins Leben bringt.
„Prost!“ sage ich, „viel Glück, Herr Kehrein!“
 
Joachim Klinger