„Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin“

Eine Ausstellung vom 30. Mai bis 15. September 2019 im Bröhan-Museum, Berlin

von Corinna Kleis

Franz Skarbina, Promenade in Karlsbad, 1890-1894 - Museum Charlottenburg-Wilmersdorf - Foto: bpk /Jürgen Liepe

„Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin“
 
Ausstellung vom 30. Mai bis 15. September 2019
im Bröhan-Museum, Berlin
 
Eröffnung: 29. Mai 2019, 19 Uhr
 
 
Am 5. Februar 1892 gründen elf Maler in Berlin eine Gemeinschaft „zur Veranstaltung von künstlerischen Ausstellungen“. Die „Vereinigung der XI“, so der exzentrische, an Geheimbünde oder Verschwörungszirkel erinnernde Titel, wird die Kunstwelt revolutionieren. Die Ausstellung „Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin“ im Bröhan-Museum zeigt anhand von mehr als 100 Werken von Künstlern wie Max Liebermann, Walter Leistikow, Ludwig von Hofmann und Franz Skarbina erstmals die Geschichte dieser richtungweisenden Berliner Künstlerorganisation. Sie rekonstruiert Teile der historischen Ausstellungen, stellt die beteiligten Künstler vor und beleuchtet das kunstpolitische Umfeld sowie die kontroverse Berichterstattung.


Hans Baluschek, Neue Häuser 1895, Papier, Karton, Aquarell, Kreide Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Vereinigung der XI ist visionär. Schon die Gründung erregt die Gemüter: Noch nie hat es einen vergleichbaren Zusammenschluß moderner Künstler als Alternative zur Akademie und den traditionellen Künstlervereinen gegeben. Ihre Mitglieder vertreten fortschrittliche Kunstrichtungen wie Impressionismus und Symbolismus, die im kaiserzeitlichen Berlin sonst kaum einen Ort haben. Ausstellungsort ist die Galerie Schulte im Palais Redern, einem Stadtpalais Unter den Linden 1, dem Standort des heutigen Hotel Adlon. Durch die prominente Lage – nur einen Steinwurf von der Akademie der Künste, dem Zentrum der etablierten Berliner Kunstwelt, entfernt – erreichen die „XI“ eine hohe Aufmerksamkeit. Richtungsweisend ist aber auch die Präsentation der Werke: Nicht nur bespielen die „XI“ den modernsten Ausstellungsraum Berlins, der als erster über elektrische Beleuchtung verfügt, auch die von den Künstlern selbst konzipierte Hängung setzt neue Maßstäbe. Als Künstlerkuratoren können sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Der Gruppe geht es um eine grundsätzliche Verbesserung der Ausstellungssituation der bildenden Künstler und ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse.
 

Ludwig von Hofmann, Mädchen am Strande (Abendstimmung) um 1898, Öl und Tempera auf Leinwand 
Städtische Galerie Dresden, Kunstsammlung, Museen der Stadt Dresden - Foto: akg images

Die Vereinigung der XI erhält großes Presseecho, sämtliche Ausstellungen werden kontrovers und erhitzt diskutiert. Neben Anerkennung und Zuspruch schlägt ihnen auch Empörung und Unverständnis in Form von vernichtenden Kritiken entgegen. Diese Frontenbildung trägt zur Bekanntheit und so letztlich zum Erfolg der „XI“ bei. Max Liebermann, Walter Leistikow und Hans Herrmann stehen damit in einer Reihe mit Künstlern wie Claude Monet, Paul Cézanne und Camille Pissarro, die einige Jahre zuvor in Frankreich ähnliche Reaktionen hervorgerufen hatten. Die Fortschrittlichkeit der „XI“ erstreckt sich auch auf ihre Mitgliederpolitik: Mit Dora Hitz wird 1897 die erste Frau aufgenommen.


Max Liebermann, Badende Knaben 1900, Öl auf Leinwand © Stiftung Stadtmuseum Berlin - Foto: Hans-Joachim Bartsch, Berlin

Durch die Arbeit der Vereinigung der XI und die durch sie angeregten öffentlichen Diskussionen war der Boden für die Moderne bereitet. Aus dem singulären Phänomen entwickelt sich landesweit eine neue Ausstellungspraxis; die der Gruppenausstellung in kommerziellen Galerien. 1899, mit der Gründung der Berliner Secession, löst sich die Gruppe auf. Viele ihrer Mitglieder übernehmen führende Rollen in der neuen Ausstellungsorganisation.
 
Die Ausstellung wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Medienpartner: Wall GmbH, rbb Kultur, Yorck Kinogruppe, Dinamix, where Berlin Magazin, Exberliner.
 

Walter Leistikow, Abendstimmung am Schlachtensee 1895, Öl auf Leinwand © Stiftung Stadtmuseum Berlin - Foto: Hans-Joachim Bartsch, Berlin

Künstlerliste:
Jacob Alberts (1860–1941) - Hans Baluschek (1870–1935) - Martin Brandenburg (1870–1919) - Hans Herrmann (1858–1942) - Dora Hitz (1856–1924) - Ludwig von Hofmann (1861–1945) - Max Klinger (1857–1920) - Walter Leistikow (1865–1908) - Max Liebermann (1847–1935) - George Mosson (1851–1933) - Konrad Müller-Kurzwelly (1855–1914) - Hugo Schnars-Alquist (1855–1939) - Franz Skarbina (1849–1910) - Friedrich Stahl (1863–1940) - Hugo Vogel (1855–1934)


Franz Skarbina, Ein Nachtbild 1895, Öl auf Leinwand - Slg. H. Huth - Foto © Fotostudio Bartsch, Karen Bartsch, Berlin


Weitere Informationen: www.broehan-museum.de