Suchtfaktor hoch und weiches Herz
beim Sandmann: Lisa Bassenge Trio - "Three" Dazu gehört Mut: den Soul-Tiger James Brown selig mit einer zärtlichen Version seines „I Got You (I Feel Good)“ zum Schmusekätzchen zu machen, Annie Lennox mit einer eigenen Fassung von „There Must Be An Angel“ herauszufordern, Elvis Presleys „Love Me Tender“ zu toppen und auf einer Jazz-Scheibe mit Hilfe von Christian Kögels Dobro puren Country von Patsy Cline zu platzieren. Lisa Bassenge traut es sich mit der Souveränität, die ihr aufgrund ihrer ungeheuren Musikalität, ihres Einfühlungsvermögens und des raren Witzes ihrer Interpretationen zusteht. Als kongeniale Begleiter, Arrangeure und Ideengeber dabei: Andreas Schmidt (durchscheinend kristallklar sein Spiel am Piano) und Paul Kleber (dessen Bass sich einschmeichelt, fängt, Träume auslöst), dazu das Marsyas Trio, The Stereo Strings und einige weitere auserlesene Gäste. Wir haben es bei Lisa Bassenge mit einem Phänomen zu tun, das Regeln außer Kraft setzt, vorsätzlich, aber nicht strafbar, provokant anders ist – und ganz tief ans Herz, ans musikalische Vergnügungszentrum, sozusagen den „G-Punkt“ des Freundes von Jazz und umliegender Provenienzen rührt. „Three“, ein Hinweis darauf, dass es ihr drittes Album ist, schlägt ein wohltönendes Bilderbuch auf, ist ein Flug durch die Zeit und die Stile von Soul zu Folk, von Rock zu Country, von Schlager zu Schlaflied – und alles mit dem „gewissen Jazzwas“. Eine Stimme zwischen Zuckerguss und dunkler Nacht, Kindertraum und spröder Erotik – eine Stimme, die mit einem unter die Haut gehenden Faszinosum abhängig machen kann. Wenn sie, begleitet von den Holzbläsern des Marsyas Trios, das zauberhafte Schlaflied „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ oder „Sandmann, lieber Sandmann“ mit den Stereo Strings anstimmt, wird zumindest mein Herz ganz weich. Etliche Eigenkompositionen des Trios sind Beleg dafür, dass nicht nur das geniale, den gewohnten Rahmen sprengende Covern klappt, sondern Eigenes gleichwertig neben dem Probaten bestehen kann. „Fall“ und „Drifting“ haben das Zeug zum Klassiker, während die improvisiert wirkenden Petitessen „You Don´t Have A Name“, „Tell The Rain“ und „Your Quiet Eyes“ Appetit auf mehr machen. Da ist der rührend hilflos wirkende Einsatz von Pfeif-Ikone Ilse Werner mit ihrem einstigen Tonfilmschlager „Wir machen Musik“ direkt verzeihlich, zumal Lisa Bassenge den sympathischen Missgriff mit einer eigenen Adaption schnell wieder wett macht. Der Schluss der Coda ist dazu Kommentar genug. Aber da sind dann wieder „Nancy With The Laughing Face“, zart und ganz in der Nähe von Frank Sinatra und das fröhliche „Down In The Meadow“, das über Regentage hinweghilft und ein echter Frühlings-Mitpfeifer ist. „Three“ steht bei mir ganz vorne im Plattenregal. |
![]() Lisa Bassenge Trio Three Lisa Bassenge - Gesang Andreas Schmidt - Klavier Paul Kleber - Kontrabaß Christian Kögel - Dobro, Gitarre Marsyas Trio: The Stereo Strings: (P) + © Minor Music Records Gesamtzeit: 53.30 Weitere Informationen unter: |