Matthias Habich glänzt als Vorleser von Oscar Wildes Märchen

Christian Elsas begleitete am Klavier

von Daniel Diekhans

Matthias Habich - Olaf Kosinsky under the free licence CC BY-SA 3.0-de

Matthias Habich glänzt als Vorleser
 
Das Meisterkonzert im Teo Otto Theater
widmete sich den Märchen von Oscar Wilde.
Christian Elsas begleitete am Klavier.
 
Der Name Matthias Habich steht für Schauspielkunst auf höchstem Niveau. Der 1940 geborene Mime hat in den letzten fünf Jahrzehnten Abenteurer und Professoren, Offiziere und Familienväter verkörpert. Ein Höhepunkt seiner Karriere war der Deutsche Filmpreis für seine Rolle in Caroline Links vielfach preisgekröntem Drama „Nirgendwo in Afrika“. Den hervorragenden Vorleser, der Habich auch ist, konnte man beim Meisterkonzert im Remscheider Teo Otto Theater erleben. Kern des literarisch-musikalischen Programms waren Märchen von Oscar Wilde. Habichs Bühnenpartner war der Pianist Christan Elsas, der sich zum Erstaunen des Publikums als geborener Remscheider vorstellte. In die Lesung von „Der selbstsüchtige Riese“, „Die Nachtigall und die Rose“ und „Der glückliche Prinz“ fügte Elsas eigene Improvisationen und Musik von Wildes Zeitgenossen ein – von Schumann und Liszt bis Debussy.
 
„Ist er wirklich schon 79 Jahre alt?“ Wer Habich vortragen hörte, konnte leicht auf diese Frage kommen – so frisch und lustvoll ging er an die Texte heran. Seine facettenreiche Stimme malte genaue Porträts der Figuren, welche die Märchenwelt des irischen Schriftstellers bevölkern. Mit knurrendem Baß sprach er den selbstsüchtigen Riesen und ließ im Gegensatz dazu die Kinder wispern, die aus dem Garten des Riesen ihren Spielplatz machen. Habich deutete ein spitzbübisches Lächeln an, wenn er mit knarziger bis schriller Stimmen die Erwachsenen karikierte – allesamt blind für Poesie und Schönheit. Gern frönte der Rezitator auch seiner Lust am Theaterspiel. Dann ließ er den Wind durch seine Zähne pfeifen, während Elsas beherzt in die Tasten griff und durch die Oktaven ein Unwetter grollen ließ. Pflückte er mit ausgreifender Bewegung unsichtbare Früchte, waren die Lacher auf seiner Seite. Den stärksten Eindruck machte Habich jedoch, wenn er nah am Text blieb. Einnehmend sanft erzählte er von der Nachtigall, die mit ihrer Gesangskunst eine Rose erblühen läßt – eine Geschichte, die einem buchstäblich das Herz wärmte.


Christian Elsas - Foto © Rudolf Uhrig

Für Christian Elsas gab jedes der drei Märchen genug Stichworte her, um seine Musik einzubringen. Bei der Begleitung zu „Die Nachtigall und die Rose“ steigerte er mit vollgriffigen Akkorden die Spannung – von Griegs „Notturno“ bis zu den schmachtenden Tönen von Brahms' „Andante espressivo“. Spielte der Pianist Debussy, konnte er weniger überzeugten. Die Klangfarben glänzten so matt, daß reizvolle Kontraste weitgehend ausblieben. Auch der melodische Fluß wollte sich nicht recht entwickeln. Das Staccato-Spiel, auf das Elsas mehrmals verfiel, widersprach geradezu den fein gewirkten Strukturen der Stücke.
 
Daniel Diekhans