Liebs Mütterlein - Muttertag literarisch

Diana Frowein & Wolfgang Welter in der Bandfabrik zu Langerfeld

von Johannes Vesper

Foto © Johannes Vesper

Liebs Mütterlein - Muttertag literarisch
 
Diana Frowein & Wolfgang Welter in der Bandfabrik zu Langerfeld
 
Von Johannes Vesper
 
Du alte süße Katze, wie geht es Dir? Wenn Du stirbst, ehe ich Dich wiedersehe, schieße ich mich tot.“ schrieb Heinrich Heine seiner Mutter und wollte brieflich den Boden küssen, den ihr Fuß betreten hat. Dabei war ihm schon klar, daß das Mutter-Sohn Verhältnis durchaus belastend und problembeladen für beide sein kann, dichtete er doch: „Quält mich Erinnerung, daß ich verübet, so manche Tat, die dir das Herz betrübet?“
Damit begann der literarische Streifzug von Wolfgang Welter und Diana Frowein zum Muttertag und blieb zunächst ernst. Annette von Droste-Hülshoff zeigte sich ratlos, als sie dichterisch das Verhältnis zu ihrer Mutter anging. Sie hätte gerne ihre Mutter gepriesen, die sich um alles sorgte, immer für alle da war und endete das Gedicht dann: „Und meine ganze Seele nimm darin: wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen“. Tucholskys Verhältnis zu seiner Mutter blieb immer zwiespältig. Also Muttertag und Mutter werden zwiespältig wahrgenommen und die Problematik der Begriffe wird mit zunehmender Emanzipation der Frau nicht abnehmen.
Der Muttertag wurde 1914 in den Vereinigten Staaten erfunden und 1923 auch in Deutschland vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber unter ökonomischen Aspekten etabliert. Mit dem Kauf vom Blümchen sollte des Umsatzes wegen Lieb Mütterlein geehrt werden. In der Nazi-Zeit wurden ab 1938 kinderreiche Mütter mit dem Ehrenkreuz der Deutschen Mutter geehrt. Die Geschichte der Mutter ging natürlich weiter: „Junge komm bald wieder“ wurde nach dem 2. Weltkrieg populär als Schnulze zum Mitschunkeln und wenn Wolfgang Welter mit Ausdruck Karaoke singt: „ein Mutterherz so lieb und rein“, wippen die Füße und schmilzt das Herz des Publikums trotz der ironischen Brechung. Wozu ist denn eine Mutter gut? Alle Mütter meinen es immer gut, geben lebenslang Ratschläge auch der inzwischen erwachsenen Brut. Andererseits bedarf Muttern immer wieder der Hilfe ihrer Kinder, handwerklich wie IT-technologisch im Umgang mit I-phone, E-Mail und Internet. Nichts ist so real wie die Satire, wenn es um das problematische Mutter-Kind -Verhältnis geht.
Eine Checkliste für den Muttertag wird jedem empfohlen, Kindern wie Vätern, wenn sie den Müttern wenigstens an diesem Tag mal etwas Gutes tun wollen.
Der kurzweilige, unterhaltsame, auch nachdenklich stimmende Nachmittag von Diana Frowein & Wolfang Welter endete mit großem Applaus. Die beiden Mimen machen seit Jahrzehnten Theater. Wolfgang Welter war 1970 -1999 in der freien Szene Düsseldorfs aktiv, fungierte 1999-2006 als Leiter des Theaters an der Luegallee Düsseldorf und arbeitet seit 2006 als freier Schauspieler. Diana Frowein ist seit Jahrzehnten der bergischen Theaterszene verbunden. Aktuell treten die beiden aus Niebüll ca. acht mal pro Jahr deutschlandweit auf. Eine Empfehlung!