Schräge Symbiose

Vor der Premiere von Roland Topor: Ein Winter unterm Tisch

von Martin Hagemeyer

Foto © Uwe Schinkel

Schräge Symbiose
 
Vor der Premiere von Roland Topor:
Wohnen unterm Tisch
 
Jeder müßte wie ein weißes Blatt Papier sein.“ Mit diesen Worten zitiert Schirin Khodadadian den Autor Roland Topor, dessen Stück sie bei den Wuppertaler Bühnen inszeniert (Premiere: 30. Juni). Das zielt ab auf ein Grundinteresse, das demnach hinter der bizarren Handlung steht: Allzu festgelegt durch die Gesellschaft sei der Einzelne, dabei wären doch auch ganz andere Einordnungen möglich.
 
Vielleicht öffnet die Inszenierung im Theater am Engelsgarten ja die Augen für andere Sichten. Rechnen darf man jedenfalls mit Erlebnissen gegen den Strich, denn der im Kontext des absurden Theaters stehende Topor präsentiert eine Situation, die das Hirn zum Widerspruch herausfordern dürfte: Der Schuster Dragomir wohnt unter dem Tisch der Übersetzerin Florence. Man richtet sich ein und verbringt so den Alltag mit-, besser: übereinander, und für beide ist es nicht weiter erstaunlich. Argwohn gegenüber der Symbiose kommt nur von außen.
 
Die Regisseurin betont auch die Diskrepanz zwischen dem, was man sieht und andererseits hört: „Was behauptet die Sprache, und was tun die Körper statt dessen?“ Hören wird man neben so Widersprüchlichem auf jeden Fall auch manches an Musik: Mit Stefan Walz oder auch Philippine Pachl gehören nicht zuletzt musikalische Schauspieler zur Besetzung.
 
Premiere: Sonntag, 30.6., 18 Uhr im Theater am Engelsgarten.
Weitere Informationen:  www.wuppertaler-buehnen.de