Nett - und am Ende vor Kitsch triefend

„Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ – Jonathan Levine

von Renate Wagner

Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich
(Flarsky - USA 2019(

Regie: Jonathan Levine
Mit: Charlize Theron, Seth Rogen, Andy Serkis u.a.

Die Amerikaner haben ja schon manches geschafft, das man nicht für möglich gehalten hätte – sogar einen Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Nur eine Frau hat es noch nie ins höchste Amt geschafft, und Hillary Clinton war doch blond genug und hat dauernd gelächelt… So wie Charlize Theron nun in der Rolle der Politikerin Charlotte Field, die direkt auf das US-Präsidentinnen-Amt zusteuert. Aber eine wirklich gepfefferte Polit-Satire ist dieser Film nicht – vielmehr eine ganz seltsame Romanze, die man eigentlich nicht mit dieser Schauspielerin in Verbindung bringen würde.
Denn üblicherweise gibt es Charlize Theron nicht billig, sie ist eine Verwandlerin, die uns schon vieles gezeigt hat, auch Abgründiges („Oscar“-gekrönt als Mörderin in „Monster“). Hier ist sie die glatte, unglaublich chice Ministerin, die sich perfekt am schlüpfrigen Parkett bewegt (dabei aber ihre Figur nie billig preisgibt oder veralbert) – ja, sie könnte es schaffen, denkt man (obwohl sie doch ein Hillary-Abbild ist). Wenn nicht das komödiantische Problem dieses Film darin bestünde, daß sie – Slumming betreibt. Und das darf man in dieser Welt der Schönen und Mächtigen eigentlich nicht.
 
Seth Rogan ist optisch völlig überzeugend als eine Art Prolo mit einem Hauch von White Trash und dem Hautgout des nicht wirklich erfolgreichen, gerade arbeitslosen Reporters. Charlotte bei einem Charity-Event wieder zu begegnen und in ihr das Kindermädchen zu erkennen, in das er als Bub verliebt war… das wäre eine Szene, und sie ist vorbei. Auch wenn sie (Politiker müssen das) wirklich nett ist. Aber er ist nur Fred Flarsky…
Charlotte erinnert sich allerdings an ein supersmartes Kid von einst, und weil der Präsident nicht mehr will (er möchte Filmstar werden – woran erinnert uns das nur?), braucht sie für ihre Präsidentschaftskampagne einen Redenschreiber. Das wäre doch was für ihn? Sich in Fred Flarsky zu verlieben, ist allerdings nicht vorgesehen – und genau das begibt sich, was ganz ergötzlich an den Nerven ihrer Mitarbeiter zerrt. Sich daneben ein bißchen über die Welt der Politik lustig zu machen, ist für Regisseur Jonathan Levine eher Nebensache.
Also erleben wir die seltsame Romanze, wobei er ja nett und klug ist (und offenbar den alten Beweis antreten soll: Ein Mann muß nicht schön sein), aber bekennen kann man sich zu so einer Liebe nicht, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Und auch andere Konzessionen muß man machen – selbst wenn man eine aufrechte Umweltschützerin ist, kommt man gegen einen Trottel von Präsidenten nicht an (denn wenn er ihre Wahl nicht unterstützt…).
Ja, der Film geht davon aus, Frauen wissen nun einmal, daß sie in Männerwelten zurückstecken müssen. Aber wir sind ja heute ideologisch schon einen Schritt weiter. Frauen sind mutiger geworden – und so entscheidet sich Charlotte, der Welt ihren unpassenden Freund zu präsentieren. Man verrät wohl keine Überraschung: Sie wird trotzdem Präsidentin. Und er trägt es mit Humor, der „First Mister“ (als Pendant zur First Lady) zu sein. Mehr ist über diesen Film, der am Ende vor Kitsch trieft, nicht zu sagen…
 
 
Renate Wagner