Von Knautschzonen und Totalschäden

Alexander F. Storz – „Beulen, Blech und Autopannen - Wo alle Fahrten enden“

von Frank Becker

Von Knautschzonen und Totalschäden
 
Beulen in des Mannes bestem Freund
 
Irgendwann erwischt es jeden: Das schöne neue Auto bekommt Kratzer und Beulen, und dann ist es nicht mehr ganz so schön und nicht mehr ganz so neu. Das war in der Zeit der wunderbaren Aufnahmen, die Alexander F. Storz hier zusammengetragen hat, vielleicht noch ärgerlicher als heute. In diesem neuesten seiner viel gerühmten Nostalgie-Bildbände widmet sich der Bestseller-Autor Mißgeschicken von gestern: Flügellahme Enten, Käfer, die nicht mehr krabbeln, Badewannen, die tropfen und Barockengel, die nicht mehr fliegen können: Originell, anrührend und auf jeden Fall mit viel Liebe und Fachwissen kommentiert.“
 
Traurig schaut eine Dame - die Besitzerin? - auf dem Titelbild auf ihren zerknautschten Barockeingel BMW 502, trefflich beschreibt der Verlagstext oben, wie es damals war, wenn das vom Munde abgesparte und stets liebevoll gepflegte Autochen durch eigene Unachtsamkeit oder auch ganz ohne eigenes Zutun plötzlich Schrammen und Dellen hatte, neue Kotflügel oder Stoßstangen (die waren einstmals aus solidem Stahlblech) oder gar als Totalschaden abgeschrieben werden mußte. Von Schrecken im Moment eines Zusammenpralls wollen wir mal gar nicht reden. Die Älteren unter unseren Leser werden sich an die Zeiten erinnern, als es noch keine Sicherheitsgurte, kein ABS und keine Airbags gab. Das war aber auch die Zeit, als man auf den Schrottplatz fuhr, um dort für kleines Geld einen neuen Scheinwerfer, eine Tür, einen Kotflügel, eine Stoßstange oder irgendwelche anderen Ersatzteile zu kaufen, die man dann zu Hause selbst! angebracht hat. Das ging. Am VW konnte man auch als Laie fast alles selber reparieren. Damals. Versuchen Sie das heute mal.

 

 

Irgendwann, wenn die Zeit erfüllt war, gehörte dann das Auto auf den Schrottplatz, wo es dann selbst „Organspender“ wurde. Ein gesunder Kreislauf ohne Elektronik. Und am Schluß hieß es wie im letzten Kapitel des Buches: „Rust in peace“. Alexander F. Storz, dem wir schon viele wunderbare Autobücher verdanken – etliche haben wir in den Musenblättern vorgestellt – hat für seinen neuen Band „Beulen, Blech und Autopannen“ sage und schreibe 260 Fotos überwiegend aus den 1950er bis 80er Jahren zusammengetragen, die von eben diesen Blech-Schicksalen erzählen. Dazu erzählt Storz wirklich alles, was über den Straßenverkehr und seine Risiken, über Technik und Infrastruktur der beschrieben Zeit interessant ist. Wer bekäme beim Schmökern und dem Erinnern an jene Zeit und selber erlittene kleine und größere Auto-Katastrophen nicht feuchte Augen, nebst der Trauer über zersägte Lieblingswagen.
Wir haben ein paar Beispiele ausgesucht (oben) und mit ein paar Bildern aus unserem eigenen Archiv (unten) ergänzt.


Lada 1500 nach mißlungener Nachtfahrt 1967 (Fahrer hat überlebt) - Foto © Dieter Knopp

 
Opel Kadett A im nicht bestandenen Crash-Test 1967 (Fahrer hat überlebt), hinten ein Kadett B Coupé - Foto © Dieter Knopp

 
VW 1200, Baujahr 1960 nach verspätetem Bremsmanöver - Foto © Frank Becker

Alexander F. Storz – „Beulen, Blech und Autopannen - Wo alle Fahrten enden“
© 2019 Motorbuch Verlag, 176 Seiten, gebunden, 23  x 26,5 cm, 260 Abbildungen - ISBN: 978-3-613-04144-8
24,90 €
Weitere Informationen: www.motorbuch.de  
 

Das war einmal ein Fiat Punto nach dem Zusammenprall mit einem Beiwagen-Motorrad - Foto © 2019 Steen Bech-Andersen

Wir danken dem Fotografen Dieter Knopp, den wir leider nicht mehr ermitteln konnten, für seine beiden Bilder.