Die Niederungen des Blödsinns

Dan Goggins Musical Comedy „Non(n)sens” im Wuppertaler Schauspielhaus

von Frank Becker

v.l.: An Kuohn, Isabel Zeumer, Mi-Sah Rehnolt - Foto: Wuppertaler Bühnen

Die Niederungen des Blödsinns
 
Dan Goggins Musical Comedy „Non(n)sens” erlebte eine ausverkaufte
und gefeierte Premiere im Wuppertaler Schauspielhaus
 
Hinter einer schönen Stirn steckt nicht immer ein Gehirn“ heißt es irgendwann im Laufe des gequirlten Blödsinns, den der US-Autor Dan Goggin in seinem überhaupt nicht lustigen Stück „Non(n)sens“ zusammengerührt hat - und an anderer Stelle: „Macht aus das Spotlight, sonst macht sich Spott breit“. Zu spät.
Die „Story“: Fünf Ursulinerinnen überleben eine kollektive Fischvergiftung in ihrem Kloster, weil sie nicht mitaßen, sondern beim Bingo waren. Für die Beerdigung von 48 der 52 dahingeschiedenen Schwestern reichte das Geld, die 4 übrig gebliebenen wurden in der Tiefkühltruhe des Klosters eingefroren. Nun drängt das Ordnungsamt auf die reguläre Entsorgung der Leichen. Die fünf munteren Pinguine ziehen also eine Burlesque-Show auf, mit der sie das Geld aufbringen wollen. Aber das ist nicht komisch.
Daß Nonnen unter der Soutane einen funktionierenden weiblichen Körper haben, kann man sich denken, daß sie allerdings in ihren gesalbten Köpfen über ein ungeahntes Maß an Zoten, Frivolitäten, erotischen Abgründen, Leprawitzen und Blasphemie verfügen, läßt aufmerken. All das lassen die fünf mit Verve hinaus und die Mutter Oberin singt dazu: „Ich steh im Spotlight, und mir tut Gott leid“. Mir auch. Auch das ist nicht komisch.
 
Mir tut hingegen ein Publikum leid, das mit Nonnen-Geilheit, Zoten, Drogen-Mißbrauch (es ist höchst fahrlässig, die gefährliche Schnüffel-Droge „Poppers“ mit Scherzen zu verharmlosen) und der Verwendung des Kreuzes als Kleiderständer und Ballettstange zum Lachen gebracht wird. Nur gut, daß die christlichen Glaubensgemeinschaften genug Humor oder auch nur die Duldsamkeit haben, mit groben Scherzen auf ihre Kosten umgehen zu können.
Doch da haben wir ja noch fünf Damen, die unter Regie von Natascha Kalmbach für diesen Unfug ihre schauspielerische Ausbildung verschwendet haben: Isabel Zeumer, An Kuohn, Julia Wolff, Mi-Sah Rehnolt und Darlin Heitmann. Die waren manchmal recht komisch, allen voran die junge Entdeckung Rehnolt. Das erfreuliche Zentrum der Inszenierung ist die Musik, von einem klassisch besetzten Jazz-Trio á la bonheur gegeben: Stefan Hüfner (Klavier), Michael Gerards (Kontrabaß) und Benny Mokross (Schlagzeug). Das Beste kommt - wie so häufig - am Ende: die Schlußnummer „Holier than thou“ mit An Kuohn als veritabler Gospel-Leadsängerin. Aber das war´s dann auch.
Von mir für dieses Stück und diese Inszenierung unsere Zitrone, den Musenblattschuß.