Herman Melville wurde vor 200 Jahren geboren

Sein Roman „Moby-Dick“ gilt als Klassiker der Weltliteratur

von Andreas Rehnolt

Herman Melville wurde vor 200 Jahren geboren
 
Erst seit etwa 1920 Jahren gilt sein Roman „Moby-Dick“ als Klassiker
der amerikanischen Nationalliteratur und der Weltliteratur
 
Von Andreas Rehnolt
 
Herman Melville, der von schottischen und niederländischen Einwanderern abstammte, wurde vor 200 Jahren, am 1. August 1819, in New York geboren. Nach dem Tod des Vaters und diversen Tätigkeiten, u.a. als Handelsgehilfe, Farmhelfer und befuhr Melville von 1841 bis 1944 auf Walfängern den Pazifik. Zurück in den USA heiratete er und ließ sich in Massachusetts auf einer Farm nieder. Seine Erlebnisse während der abenteuerlichen vierjährigen Südseereise flossen später in diverse Romane und Erzählungen. Nach dem Mißerfolg von „Moby-Dick“ 1851 schrieb er unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bis er seine Schriftstellerkarriere und die Farm aufgab und im Hafen von New York bei der Zollbehörde eine Anstellung fand. Er starb im Alter von 72 Jahren 1891. Sein Grab befindet sich im New Yorker Stadtteil Bronx.
 
Der Roman über die besessene Jagd auf den weißen Wal gilt seit langem als einer der bedeutendsten Romane der Weltliteratur. Unglaublich, daß zu Lebzeiten von Melville gerade einmal 3.000 Exemplare des Buchs verkauft wurden. Auch seine späteren Werke wie etwa „Billy Budd“ oder auch seine „Meistererzählungen“ verkauften sich nicht. 
Im Alter von 20 Jahren hatter er sich als Schiffsjunge auf einem Postschiff auf der Route New York – Liverpool verdingt. 1841 heuerte er im Hafen von Nantucket/ Massachusetts auf einem Walfänger mit Namen „Acushnet“ an. Wegen seiner Auffassung nach „unzumutbaren Bedingungen bei der Fangfahrt“ desertierte er 1942 im Pazifik. Auf seiner Flucht heuerte er unter anderem auf einem australischen Walfänger „Lucy Ann“ an, 1843 auf Tahiti verdingte er sich als Bootssteuerer auf einem weiteren Walfänger aus Nantucket.
 
Melville hat in seinem berühmten Roman also vieles eingebaut, was er selbst an Bord unterschiedlicher Schiffe erlebt hatte. In Nantucket beginnt ja letztlich die eigentliche Romanhandlung auf dem Walfänger „Pequod“ - benannt nach einem Stamm der Massachusetts-Indianer - unter dem besessenen, einbeinigen Kapitän Ahab.
1850 begann Melville mit der Niederschrift von „Moby-Dick“; der dreibändige Roman erschien zuerst in England und hieß „The Whale“. Der Autor erzählt aus der Perspektive des Schiffsjungen Ismael die Fangreise und die Geschichte der „Pequod“. Neben diesem zentralen Handlungsfaden sind weit überwiegend philosophische, halbwissenschaftliche, geschichtliche und mythologische Betrachtungen des Autors eingeflochten.
Herman Melville hatte bei der Arbeit an dem Roman auch ein Buch über das Walfangschiff „Essex“ aus Nantucket zur Hilfe genommen. Das war 1820 durch Rammstöße eines Pottwals im Südpazifischen Ozean gesunken. Nur acht der 20köpfigen Besatzung überlebten und wurden nach mehrmonatiger Irrfahrt in ihren Booten gerettet. Der Beginn der Tragödie der „Essex“ - der Pottwalangriff - beeindruckten Melville so sehr, daß er diesen zum fulminanten Ende seines Romans machte, in dem einzig Ismael überlebt.
 
Die Verrisse seines Romans durch amerikanische Literaturkritiker hingen vor allem damit zusammen, daß der damalige Literaturbetrieb in den USA stark religiös geprägt war. Melville nun spottet in „Moby-Dick“ immer wieder über traditionelle Religion und erklärt den Götzendienst des indianischen Harpuniers Queequeg als dem Christentum gleichwertig. Melvills Werk war schon vergessen, als er starb. Sein Roman wurde in der Kategorie „Wissenschaft der Meeressäuger“ geführt, und es dauerte bis in die 1920er Jahre, ehe sein Werk posthum Anerkennung fand.
 
Seitdem ist „Moby-Dick“ als Klassiker sowohl der amerikanischen, als auch der Weltliteratur anerkannt. Der mehrfach verfilmte und auch als Comicband herausgebrachte Abenteuerroman gilt als Parabel für die Unbezwingbarkeit von Natur und Schicksal durch den Menschen. Der bekannteste Film ist wohl der, den Regisseur John Huston 1956 drehte, mit Gregory Peck in der Hauptrolle als Kapitän Ahab. Im Diogenes Verlag ist soeben eine preiswerte Jubiläumsausgabe erschienen.
 
Hermann Melville - „Moby-Dick“
Aus dem Amerikanischen von Thesi Mutzenbecher und Ernst Schnabel mit einem Essay von W. Somerset Maugham
2019 Diogenes Verlag, 755 Seiten, Taschenbuch  -  ISBN: 978-3-257-24498-4
14,- €
Weitere Informationen: www.diogenes.ch
 
Redaktion: Frank Becker