Actio = reactio
Ein bißchen Newton, aber viel Dynamik
Die Aufnahmen für dieses Album sind bereits vor mehr als fünf Jahren beim WDR Jazzfest 2014 vor Publikum in Gütersloh entstanden. Daß sie jetzt endlich auf CD erscheinen, ist ein Glücksfall für die Musik und ein Geschenk für jeden Liebhaber des kultivierten Big Band Jazz, eine große Delikatesse. Das setzt sich aus den beiden Komponenten Komposition und Interpretation zusammen, welche die komplexen und mitreißend dynamischen Kompositionen und Arrangements von Christina Fuchs und die lupenreine, inspirierte Umsetzung durch die Solisten der in allen Positionen exzellent besetzten WDR Big Band zu einem großartigen Klangerlebnis verschmelzen.
Liest man alleine den Aufmarsch der Musiker, die dem Ensemble mit u.a. Ludwig Nuss, Johan Hörlén, Karolina Strassmeyer, Paul Heller, Frank Chastenier, John Goldsby, Jens Neufang und Hans Dekker angehören, klingelt es quasi in den Ohren, denn mit solchen Könnern ist das Gelingen vorprogrammiert. Und so tritt es dann auch ein.
Der Opener „Shadow and Light“ zeigt in seiner an Leonard Bernstein erinnernden Qualität bereits die Größe des Projekts, dessen kraftvoller Faden sich mit genialen Bläsersätzen und phantastischen Soli beinahe jedes einzelnen der Big Band durch das Ausnahme-Album zieht. Frank Chasteniers Piano-Solo in „Textures of Memory“ beginnt mit dem klassischen Anstrich eines Satie-Stückes, bis es Tempo und Sprache Gershwins aufnimmt und nach vier Minuten mit Rob Bruynens Trompeten-Solo in expressiven symphonischen Jazz mündet, dem Hans Dekker mit einem fast dreiminütigen Solo sein Häubchen aufsetzt. Das hat ungeheure Spannung, klingt sanft aus und fesselt an die Lautsprecher – was auch das Publikum der Live-Aufzeichnung mit entsprechendem Applaus honoriert. Johan Hörlén kommt gleich in drei Stücken solistisch zum Zug, womit er seine Qualität an Sopransaxophon, Alstsaxophon und Klarinette unter Beweis stellen kann. Paul Heller und Rob Bruynen gehört im Solo und im Zusammenspiel im wesentlichen das abschließende „Zoe and Me“. Ein hervorragend angelegter Schluß des Albums.
Ab morgen ist die CD im Handel zu bekommen: Eine dringende Empfehlung der Musenblätter. Das Album ist so brillant, daß es unsere Schallplatte des Monats ist und unser Prädikat, den Musenkuß erhält.
WDR Big Band – „Newton´s Cradle“
Musik von Christina Fuchs
© 2019 Bigband Records
Christina Fuchs (comp, arr) – Ansgar Striepens (cond) – Wim Both, Andy Haderer, Rob Bruynen, Bastian Stein (tp) – Ludwig Nuss, Shannon Barnett, Andy Hunter (tb) - Mattis Cederberg (tb, btb, tuba) – Johan Hörlén, Karolina Strassmayer, Olivier Peters, Paul Heller (ss, ts, asfl, cl) – Jens Neufang (bcl, bs) – Frank Chastenier (p) – Paul Shigihara (g) – John Goldsby (b) – Hans Dekker (dr)
Titel:
1. Shadow and Light – 2. Newton´s Cradle – 3. Poschti – 4. Textures of Memory – 5. Nemioke – 6. Zoe and Me
Gesamtzeit: 54:29
Weitere Informationen: www.bigband-records.com/ - www.christinafuchs.de
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