Liebesgeschichten aus dem Revier

Wernfried Stabo (Hg.) – „Sternkes inne Augen“

von Frank Becker

Glück und Verlust
 
Liebesgeschichten aus dem Revier
 
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ kann man bei der Lektüre der in diesem Buch versammelten Geschichten mit Fug und Recht Herman Hesses „Stufen“ zitieren. Denn vom Erwachen der Liebe und ihren ersten zaghaften Schritten erzählen die meisten der Texte, die Wernfried Stabo für „Sternkes inne Augen“ zusammengetragen hat.

Das Wunder der Liebe geschieht einfach, da machst du nix dran - es kann sogar passieren, wenn die maßgeblich Beteiligten nicht im Traum daran gedacht hätten, wie in Margret Martins zauberhafter Kurzgeschichte „Im Museum“. Es passiert, na klar, auf der Klassenfahrt – erinnern Sie sich? – wie in Michael Zabkas „Der erste Kuß“. Kennen wir alle. Ja, Du auch! Von „Herzklopfen anne Bude“ erzählt Elke Schleich so einfühlsam, als habe sie es genau so erlebt. Hat sie ja vielleicht auch, irgendwo muß es ja herkommen. Das dachte wohl auch der Herausgeber, als er die Erzählung auch „Wir haben alles hingekriegt“ übernahm. Daß Schalke (gemeint ist der Fußballverein) Liebende zusammenbringen kann - und das für 43 Jahre - erzählt Reinhard Knust ais seinem eigenen Leben, und daß manchmal das Bekenntnis evangelisch oder katholisch vor Jahrzehnten entscheidend sein konnte, vermittelt Margit Kruse in ihrer bewegenden Erzählung „Du schwarzer Zigeuner“. Eine der ergreifendsten Geschichten hat Manfred Hoese zu der gelungenen Anthologie mit „Verlorene Liebe 1944“ beigesteuert. Hier geht es um die erste, die ganz große Liebe, die unter den Wirren des schrecklichen Krieges auseinandergerissen wird und trotz der nie aufgegebenen Hoffnung beider Liebender nicht wieder zusammen findet. Auch „Die Heidi“ von Thomas Althoff erzählt von erster Liebe und von Verlust. Da ist man mitten drin, denn er zeichnet mit dem Zeitkolorit der ausklingenden 50er / frühen 60er ein so authentisches Bild, daß schlucken und tief durchatmen muß.

Wer noch an die Liebe glaubt oder sich nur daran erinnern möchte, wie es einmal im eigenen Herzen ausgesehen hat, ist mit dieser Sammlung hervorragend bedient. Und zu Lachen ist auch was drin, wobei ich an Wernfried Stabos „Faust“-Parodie denke.
 
Mit Beiträgen von Margret Martin, Michael Zabka, Elke Schleich, Sigi Domke, Reinhard Knust, Joppa Hölzken, Margit Kruse, Rainer Bonhorst, Manfred Hoese, Thomas Althoff, Klaus Dieven und dem Herausgeber Wernfried Stabo.
 
Wernfried Stabo (Hg.) – „Sternkes inne Augen“
Die schönsten Liebesgeschichten aus dem Ruhrgebiet
© Verlag Henselowsky Boschmann, 80 Seiten, gebunden, Fadenheftung  -  ISBN 978-3-942094-84-9
9,90 €.
 
Weitere Informationen:  www.vonneruhr.de