Habitat

Mbiti, Winkler und Weiß im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal

von Jürgen Kasten

v.l.: Johannes Weiß, Daniel Winkler, Kavata Mbiti - Foto © Jürgen Kasten

Habitat
 
Mbiti, Winkler und Weiß
im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal
 
Habitat steht in unterschiedlichen Sprachregionen für verschiedene Bedeutungen. In der neuen Ausstellung des Skulpturenparks könnte man es als einen von einer Gemeinschaft benutzten Raum deuten.
In diesem Fall sind es drei Künstler, die der Hausherr Tony Cragg eingeladen hat, eine Auswahl ihrer Objekte in der unteren Halle des Skulpturenparks gemeinsam zu präsentieren.
Alle drei haben an der Universität der Künste in Berlin studiert, leben und arbeiten dort und waren, mit Ausnahme von Daniel Winkler, Meisterschüler Tony Craggs. Winkler ist allerdings jahrelang freier Assistent in Craggs Atelier gewesen.
Bereits seit dem zwanzigsten Jahrhundert wurde in der Bildhauerei nicht mehr nur figurativ gearbeitet, sagt Cragg. Die hier vorgestellten jungen Künstler zeugen mit ihren Werken von der Veränderung dieser Kunstform, die sich seit Jahrzehnten mehr und mehr verbreitet. Die ausgestellten Arbeiten vereint keine bestimmte Stilistik. Die Künstler verbindet nur eine gemeinsame Studienzeit, eine anhaltende Freundschaft und zeigt Ausschnitte ihres Schaffens aus den letzten zehn Jahren.


Kavata Mbiti, Arche, Holz lackiert - Foto © Jürgen Kasten

Tony Cragg nennt Kavata Mbiti ein „großartiges Talent“, deren Objekte architektonisch konstruiert und ausdrucksstark sind. „Höhen und Tiefen im freien Fall“ stellt sie vor, eine Installation aus Holz und Wachs, deren unterschiedliche Farbschichten ineinander übergehen. Die Rezipientin Dr. Maya Großmann sieht darin eine Allegorie auf Ikarus, dessen durch Wachs befestigte Flügel aufgrund seines zu hohen Flugs durch die Wärme der Sonne schmolzen. Ikarus stürzte deshalb im freien Fall ins Meer. Mbitis zweites Ausstellungsstück namens „Arche“ besteht aus lackierten Holzstäben, ähnlich Orgelpfeifen angeordnet. Damit gelingt es der Künstlerin, „Klang in bildhauerischer Form zu visualisieren“ (Großmann). Kavata Mbiti schreibt selber auf ihrer Homepage: „Material is like an instrument, you learn to play on it, you discover its sound, ...“
 

Daniel Winkler, Verbindung, Acrystal und Tusche auf Papier - Foto © Jürgen Kasten

Daniel Winkler ist ausgebildeter Yogalehrer, betreibt neben seiner darstellenden Kunst eine Yogaschule und beschäftigt sich mit der „Ergründung menschlicher Existenz“. Seine Plastik „Herzkreis“ zeigt zwei in- und umeinander verschlungene Menschen (Mann und Frau) in einer Yogahaltung, wobei die Figuren teils anatomisch korrekt, teils als leere Hülle dargestellt werden. Man kann es als Yin und Yang betrachten, oder auch als Metapher dafür, daß der Körper nur Hülle für Geist und Seele ist (Großmann). Winkler stellt „visuelle Körperlichkeit“ dar, so sagt es Tony Cragg. Noch deutlicher wird das in einer anderen Arbeit Winklers, der „Verbindung“. Auf einem Podest steht ein männlicher Kopf, nur in der Frontansicht mit menschlichen Zügen ausgebildet, der Schädel selber bleibt leer. An der Wand dahinter hängt ein „Yantram“, ein visuelles Mantra. Der mit roter Tusche gefertigte Kreis beinhaltet den Text in Sanskrit geschrieben. Drei Jahre hat Winkler daran gearbeitet.

 
vorn: Kavata Mbiti, Höhen und Tiefen im freien Fall, hinten Johannes Weiss Sugi 
Foto © Jürgen Kasten

Bei Johannes Weiß wird es sodann ganz abstrakt. Er stellt geometrische Plastiken aus („Kimber“ und „Sugi“). In der Grundfarbe ein strahlendes Orange, zeigen die geschwungenen Formen ineinander verlaufende tiefe Blautöne. Eine Deutung überläßt der Künstler dem Betrachter. Die äußere Form mag einem Körper oder auch einem Kleeblatt nahe kommen. Jeder möge für sich erkennen, so Weiß, ob sich die Formen in seiner Realität wiederfinden. Form und Farbgebung vereinigen jedenfalls ein äußerst ästhetisches Gebilde, das dem Auge schmeichelt. Nicht ohne Grund ist auch Tony Cragg davon sehr angetan. Einige seiner eigenen Werke erscheinen mir ähnlich konstruiert.
 
Es wird nicht die letzte Ausstellung dieser Art sein, so Cragg, denn künftig möchte er jungen Künstlern ein wenig mehr Raum geben. Seine Bilanz des ablaufenden Jahres ist durchaus positiv, obwohl die Besucherzahlen etwas zurückgingen, was dem heißen Sommer geschuldet sei. Otto Boll mit seinen filigran geschwungenen Plastiken kam erfolgreich beim Publikum an. Zwei Werke konnte Tony Cragg erwerben. Sie werden künftig dauerhaft im Skulpturenpark zu sehen sein.
Joan Miró zieht nach wie vor Besucher an. Seine bildhauerischen Werke sind noch bis zum 24. November zu betrachten. Und was in 2020 zu erwarten ist, darüber berichten wir in Bälde.
Die Präsentation endet am 26. Januar 2020.
 
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstr. 12, 42285 Wuppertal
Winteröffnungszeiten: Nov. - März, Fr – So, 11 – 17 Uhr