Weyhers Apfelkuchen

(Neue Folge)

von Erwin Grosche

           Weyhers Apfelkuchen - Foto © Harald Morsch

Weyhers Apfelkuchen
(Für Konrad)
 
Natürlich sagt man, Appetit holt man sich woanders, gegessen wird zu Hause, aber was soll man machen, wenn es einem zu Hause nicht schmeckt? Was soll man machen, wenn man dort zwar alles isst, dabei aber an den Apfelkuchen von Herrn Weyher denkt? „Gestatten mein Name ist Apfelkuchen. Mhm Apfelkuchen. Doktor Mhm Apfelkuchen. Sagen sie ruhig „Mhm“ zu mir. Ich habe Glückswissenschaft studiert. Ich bin gekommen um sie zu erfreuen.“ Der Apfelkuchen möchte nicht wegen seines Äußeren begehrt werden, sondern wegen seiner inneren Werte. Weyhers Apfelkuchen weiß von seiner Wirkung. Er glänzt durch eine gewisse Uniformität, durch eine verläßliche Normalität. „Da wo es mich gibt, da gibt es noch mehr davon. Trau Dich. Wer ein Stück schafft, der schafft auch zwei. Trau Dich. Komm an Deine Grenzen.“ Ich sag ihnen was, ein Apfelkuchen sieht immer so aus, als wäre er etwas, was die Menschen aus dem Paradies herübergerettet haben. Ich sag ihnen was, ein Apfelkuchen sieht immer so aus, als wäre er eigentlich gesund, schon wegen der vielen Äpfel. Ich sag ihnen was, wer Zeit hat, sich noch mit Puderzucker zu bestreuen, will auch, daß man ihm hinterherpfeift. „Der Apfelkuchengroßpapa/ gibt Apfelkuchengroßmama/ ein wunderschönes Kuchenstück/ denn Apfelkuchen ist ihr Glück//. Das Kuchenbackrezept ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Branche. Es liegt, rund um die Uhr bewacht, in einem der neuen Sicherheitssafes der Bank für Kirche und Caritas in Paderborn, genau neben der Rezeptur von Coca Cola und dem Plan für den Weltfrieden. Weyhers Apfelkuchenrezept sollte von der UNESCO endlich durch die Anerkennung als Weltkulturerbe geschützt werden, auf daß Frieden in der Welt einkehrt bei allen, die immer Hunger haben. „Mhm Apfelkuchen. Mhm Apfelkuchen.“
 
Apropos Apfel: Er aß den Apfel nur auf, damit er ihn nicht länger tragen mußte.
 
 
© Erwin Grosche
 
 
Redaktion: Frank Becker