Sein 50. Film wieder ein „so la la Woody“

„A Rainy Day in New York“ von Woody Allen

von Renate Wagner

A Rainy Day in New York
(USA 2019)

Drehbuch und Regie: Woody Allen
Mit: Timothée Chalamet, Elle Fanning, Liev Schreiber, Jude Law, Diego Luna, Rebecca Hall, Selena Gomez, Kelly Rohrbach, Cherry Jones u.a.
 
Woody Allen hat seinen 50. Film gemacht. Er fiel in die Turbulenzen von #metoo-Beschuldigungen, die ihn aus der Distanz von Jahrzehnten noch einmal voll getroffen haben. Es schien so, als sei seine Karriere am Ende. Aber er hat sich durchgekämpft – und hat das Thema nicht in seinen Film eingehen lassen. Nein, es mag politisch unkorrekt sein, eine junge Blondine als so strohdumm wie eine Witzfigur darzustellen. Er tut es doch. Umkreist sie in der Handlung von „A Rainy Day in New York“ – lächelnd, manchmal liebevoll, aber doch nicht so verliebt, daß er sie nicht am Ende wegwerfen würde. Das heißt, sein Held wirft sie weg – und recht hat er, sagen wir als Kinozuschauer, denen sie den Film hindurch auf die Nerven gegangen ist.
 
Die Hauptfigur ist wieder ein Woody-Allen-Alter Ego: Timothée Chalamet (sehr jung für jung Woody) ist der sprühend kluge, aus sehr reichem Haus stammende Gatsby Welles (welch ein Name…), der auf einem (fiktiven) College am Land studiert. An sich will er seine blonde Freundin Ashleigh (Elle Fanning – vor Dummheit sprühend) mit einem Wochenend-Ausflug nach New York beeindrucken – schließlich kennt er viele Leute und kann viel Geld ausgeben. Aber die Kleine hat etwas anderes vor: Sie soll für die Universitätszeitschrift den Filmregisseur Roland Pollard (welch ein Name….) interviewen. Da Gatsby offenbar das übliche Weichei Frauen gegenüber ist, zeigt er sich einverstanden. Die Wege der beiden sollen sich nur kurz trennen, meinen sie. Aber Woody Allen zeigt allerdings, wie die beiden an einem regnerischen Tag in New York auseinander driften… und es ist (trotz der Smartphones der Protagonisten) ein so nostalgisches, gestriges (und in diesem Fall nicht sonderlich intellektuelles) New York, daß das einfach nur Kino sein kann.
Bei der albernen Ashleigh, die von einer Filmgröße zur nächsten weiter gereicht wird, geht es amüsanter zu. Da ist Liev Schreiber, der den Regiestar mit aller Affektation gibt, während sie sich intellektuell verbiegt, wozu sie gar kein Talent hat. Latino-Star Francisco Vega (Diego Luna) schleppt sie gleich in seine Wohnung, und sie geht unschuldsvoll mit – aber da taucht seine Freundin auf, und Ashleigh wird ganz schnell expediert. Auch mit Ted Davidoff (ein kaum zu erkennender Jude Law) kommt es letztlich zu nichts, allerdings erlebt sie den kapitalen Krach mit, den seine Gattin (Rebecca Hall) ihm macht. Eigentlich wäre Ashley nie ganz einer Romanze abgeneigt gewesen, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen. Nicht ganz angenehm, wenn man all das dem Boyfriend, so man ihn endlich wiedertrifft, beichten soll…
 
Unser junger Gatsby gerät in New York erst einmal in den Regen, dann in eine Filmszene, die von einem seiner Freunde gedreht wird, spielt ungern mit und erhält dabei Shannon (Selena Gomez) als Partnerin, die ungemein scharfzüngig und auch unangenehm ist, aber halt so viel spritziger als Ashley… Als er bei seiner noblen Mutter auftauchen soll (früher hätte Woody Allen diese Rolle prominenter besetzen können als mit Cherry Jones) und bringt, um sie zu ärgern, eine Nutte mit (Kelly Rohrbach), die er als seine Freundin ausgibt. Aber – Pointe – eine Nutte erkennt die andere.
Darüber hinaus passiert nichts, und wenn’s auch immer wieder dialogisch witzig ist, von Woody würde man eigentlich mehr erwarten als seinen eigenen Aufguß. Der Film hat Charme, Leichtfüßigkeit, aber auch eine gewisse Oberflächlichkeit, die ihn einfach dahinplätschern läßt, ungeachtet seiner Satire auf die Herren im Filmgeschäft.
Sagen wir, daß der 50. Film wieder ein „so la la Woody“ geworden ist, und man als sein unerschütterlicher Fan hofft, daß er uns mit dem nächsten – den es einfach geben muß – dann wieder vor Begeisterung jubeln läßt.
 
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Renate Wagner