Nie vergessen! - Porträts des zivilen Widerstandes in der DDR

Aleksandra Majzlic – „Mut zum Protest“

von Sabine Kaufmann

Nie vergessen!
 
Porträts des zivilen Widerstandes in der DDR
 
Drei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR beginnen die Konturen zu verschwimmen, sich das Vergessen – oder schlimmer, das Schönreden breit zu machen. Sich konsequent dagegen zu stemmen, dazu aufzurufen, das Unrecht, das dieser erste sozialistische Staat auf deutschem Boden auf sich geladen hat, ist das Anliegen eines schmalen, wenngleich ungemein wichtigen Buches, das jüngst im Verlag Dietrich zu Klampen erschienen ist. Aleksandra Majzlic hat Stimmen von Zeitzeugen zusammengetragen, die sich dem Unrechtsstaat DDR, dem diktatorischen System entgegengestellt haben, um ihr Leben in Freiheit und vom Staat unbestimmt zu leben. Preis dafür waren Inhaftierung, Entzug bürgerlicher Rechte, staatlich organisierte Diffamierung oder Verlust der Heimat durch Flucht in den freien Westen. Wer dabei ertappt wurde, büßte oft mit dem Leben oder verschwand für lange Zeit hinter den Gittern der DDR-Gefängnisse. Wir wissen, daß es in der gleichgeschalteten DDR weder eine freie Meinungsäußerung gab noch freie Arbeitsplatzwahl, ganz zu schweigen von der Freiheit zu reisen. Es war ein für Angepaßte bequemes Gefängnis, für Systemgegner die Hölle. Die Partei stand über allem und allen – und sie hatte mit ihrem ausgeklügelten Überwachungsapparat die 17 Millionen verbliebenen Bürger fest im Griff.

Aleksandra Majzlic hat die Stimmen von Menschen zusammengetragen, die sich nicht gebeugt haben, die protestierten, aufbegehrten und die Folgen trugen, den Preis für die innere und äußere Freiheit oft bitter bezahlten.
Der Verlagstext umreißt das Projekt: Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls gibt Aleksandra Majzlic jenen Andersdenkenden eine Stimme, die gegen das System aufbegehrten und staatliche Gewalt ertragen mußten. In den persönlichen Erfahrungen und Reflexionen dieser Menschen wird die DDR-Geschichte und deren Aufarbeitung konkret: Eine Betroffene berichtet von sexuellem Missbrauch im Jugendwerkhof Torgau. Ein Ex-Häftling erzählt von einer späteren Begegnung mit seinem damaligen Stasivernehmer, ein anderer spricht von seiner versuchten Flucht aus dem Überwachungsstaat. In den Porträts geht es nicht nur um erlittene Repressionen, sondern auch um Zwangsadoptionen, Ausländerhaß und um Schikanen, denen Homosexuelle ausgesetzt waren. Die Schilderungen der Protagonisten zeugen von der Möglichkeit und vom Mut des Einzelnen, sich gegen Anpassung und Willfährigkeit zu entscheiden und Widerstand zu leisten. Die meisten der von Aleksandra Majzlic Porträtierten sind der Öffentlichkeit kaum bekannt, und dennoch stehen sie exemplarisch für all jene, die 1989 den politischen Wandel im Osten Deutschlands durchgesetzt haben. Diese Menschen setzen sich noch heute für die Aufklärung des DDR-Unrechts ein und halten die Erinnerung an das Geschehen lebendig.
 
„Mut zum Protest“ ist ein wichtiges Buch, das in Schulen zum Unterrichtsplan gehören sollte. Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Aleksandra Majzlic – „Mut zum Protest“
Erfahrungen von DDR-Zeitzeugen
© 2019 Verlag Dietrich zu Klampen,  166 Seiten, Broschur - ISBN: 9783866746022
16,-
Weitere Informationen: www.zuklampen.de