Ein Harfenist, der seine Zuhörer von den Sitzen reißt

Die Bergischen Symphoniker musizierten mit dem Star-Solisten Xavier de Maistre

von Daniel Diekhans

Xavier de Maistre - Foto: Millot
Ein Harfenist, der seine Zuhörer
von den Sitzen reißt
 
Die Bergischen Symphoniker musizierten mit dem
Star-Solisten Xavier de Maistre
 
 
Programm des 5. Philharmonischen Konzerts:
Dimitri Schostakowitsch (1906-1975) - Festliche Ouvertüre A-Dur
Reinhold Glière (1875-1956) - Konzert für Harfe und Orchester Es-Dur
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893) - Symphonie Nr. 5 e-Moll
Xavier de Maistre (Harfe) - Bergische Symphoniker, Leitung: Daniel Huppert
 
Xavier de Maistre hat unermeßlich viel für die Harfe getan. Mag sie im Orchester ein Instrument unter vielen sein – der französische Solist spielt die Harfe auf den Konzertpodien der ganzen Welt. Auftritte mit führenden Orchestern und auf Festivals von Salzburg bis New York machten ihn populär. Der Star der 47 Saiten sorgte in Remscheid für ein voll besetztes Theater.
 
Beim Auftritt mit den Bergischen Symphonikern erlebten die Zuhörer einen Hünen, dessen Spiel nicht weniger muskulös war als seine Gestalt. Den Klangreichtum seines Instruments führte er mit dem Harfen-Konzert des Russen Reinhold Glière vor. Auch wenn der Name nach französischer Abstammung klingt, war der Komponist tatsächlich ein Sohn des deutschen Instrumentenbauers Ernst Moritz Glier. 1875 geboren, fühlte sich Glière zeitlebens der russischen Romantik verpflichtet.
Auch folkloristische Anklänge finden sich im 1938 geschriebenen Konzert für Harfe und Orchester. De Maistre feierte dessen Klangsinnlichkeit. Aus üppigen Akkorden entwickelte er weit ausholende Arpeggien, und viele der virtuosen Figuren führte er dank seiner Körperkraft mit einer Hand aus. Dabei verlor der Solist nie seine Mitspieler und Dirigent Daniel Huppert aus den Augen. Der GMD brachte Glières Instrumentierung geschickt zur Geltung, etwa die tiefen Streicher im zweiten Satz, die auf ein Cello-Solo einstimmten, und später den bewegten Dialog von Harfe und Waldhörnern. Gründe genug für das Publikum, aufzustehen und die Musiker mit Bravo-Rufen zu überschütten. Der Jubel steigerte sich noch, als de Maistre – auf Wunsch des ganzen Saals – zwei Zugaben spielte.
 
Dem Konzertmotto „Himmlisch russisch“ blieben die Bergischen Symphoniker mit zwei weiteren Werken treu. In seiner „Festlichen Ouvertüre“ braucht der Komponist Dmitri Schostakowitsch nur wenige Minuten, um seine Handschrift auf den Punkt zu bringen. Die Symphoniker griffen die Vorgabe auf und entfachten einen Reigen von markanten Melodien und Rhythmen.
Nachdenkliche Töne, „Schicksalsmotiv“ genannt, ziehen sich durch Tschaikowskis 5. Symphonie. Daraus machte Daniel Huppert ein Konzertfinale, das die Zuhörer einmal mehr von den Sitzen riß. Dem Schicksalsmotiv stellte er anfangs ein energisches Tutti gegenüber. Den zweiten Satz bestimmte ein Horn-Solo, das der Komponist selbst als „Lichtstrahl“ bezeichnete. Nach einem bewegten Walzer nahmen die Musiker den vierten Satz in Angriff, und zum ersten Mal erklang das Motiv in Dur.
 
Weitere Informationen unter: www.bergischesymphoniker.de  und www.teo-otto-theater.de