Nichts anderes als „more of the same“ - Lassen wir es jetzt gut sein.

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ von J.J. Abrams

von Renate Wagner

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
(Star Wars: The Rise of Skywalker - USA 2019)

Regie: J. J. Abrams
Mit: Daisy Ridley, Adam Driver, Oscar Isaac, John Boyega, Carrie Fisher, Mark Hamill, Harrison Ford u.a.
 
An sich muß alles ein Ende haben. Aber man kennt Hollywood. Wenn irgendwo Geld sprudelt, versucht man die Quelle zu „melken“, so lange noch ein paar Dollar herauszuquetschen sind. Und gar Millionen? Hundert Millionen? „Star Wars“ war ein Imperium dieser Art. Eine Filmschöpfung, die eine eigene Welt kreierte. Die unsterbliche Figuren schuf. Und Geld brachte…
Ein kleiner Rückblick: Erfunden hat den „Krieg der Sterne“ George Lucas im Jahr 1977, zwei Filme folgten bis 1983. Die zweite Tranche von drei Filmen gab es zwischen 1999 und 2002, gewissermaßen überdigitalisiert und inhaltlich verwirrend ausgeweitet. Lucas hat die Rechte an seinem „Imperium“ dann an Disney verkauft (man will sich nicht vorstellen, um welche Summen), und auch hier gibt es seit 2015 eine Trilogie, die nicht ohne Mühe an das Original angehängt ist, mit weitgehend neuen Protagonisten und kurzem Aufblitzen der Vergangenheit.
Da man nun offenbar endgültig bei dem Finale, dem neunten Film, angelangt ist, könnte man meinen, der Sack werde nun zu gemacht, aber schon munkelt die Branche, es werde zumindest Spin Offs einzelner Figuren geben (so wie „Catwoman“ aus dem „Batman“ herausgelöst wurde usw.) Aber bevor man sich als Zuschauer den Kopf darüber zerbricht, muß man sich nun fragen, was das Ende mit dem Aufbruchstitel „Der Aufstieg Skywalkers“ bringt. Denn Luke Skywalker war ja, zusammen mit Han Salo und mit Prinzessin Leia (und mit Alec Guiness als Obi-Wan Kenobi als kostbare Draufgabe), die Initialfigur der „Star Wars“-Welt. Man soll und darf und will nichts verraten, aber es gelingt so einigermaßen, die neue Hauptfigur, die lange nur den simplen Namen „Rey“ trägt, hier anzukoppeln. Details der ganzen Saga, die – wie gesagt – durch die mäandernde Welt seiner Neuverfilmungen höchst unübersichtlich geworden ist, wird ohnedies nur der eingefleischteste Fan hersagen können.
Tatsache ist, daß sich die letzten drei Filme in Rey eine neue Hauptfigur gesucht und gefunden haben, eine tapfere junge Frau, die gegen die bösen Mächte des Imperiums kämpft. Man hat an der englischen Schauspielerin Daisy Ridley festgehalten, obwohl sie kein besonders charismatischer Typ ist – tatsächlich schiebt sie ihren schmalen Körper durchs Geschehen und hat darstellerisch meist nur ein- und denselben Gesichtsausdruck zu bieten, egal, was von ihr verlangt wird. Die Dame ist einförmig, aber das Drehbuch ist es auch – nicht gerade ein sprudelnder Ideen-Brunnen, sondern das Wiederkäuen von x-mal Gesehenem. Aus der Überlegung heraus, daß man eine Erfolgsgeschichte nicht allzu sehr beanspruchen sollte (bzw. deren Publikum).
 
Man findet Rey jedenfalls mit dem attraktiven Poe (Oscar Isaac) und dem liebenswerten Finn (John Boyega) auf der Seite der Rebellen gegen den bösen Imperator Palpatine, auf dessen Seite Kylo Ren/Ben Solo (Adam Driver) agiert, der Rey immer wieder in die „Dunkelheit“ ziehen will. Das erfolgt mit großer Einförmigkeit – Kampf, Schauplatzwechsel, Kampf, Weltall, Wüste, Steppe, wildes Meer, Höhlen, sagenhafte Märchenwelten, das Übliche eben.
Der „Krieg der Sterne“ war stets mit Phantasiegeschöpfen gestückt, die dann auch für Humor sorgten – dieser ist angesichts des überquellenden Pathos eher unterrepräsentiert, Chewbacca (Joonas Suotamo), der aussieht, als wäre er direkt vom Planet der Affen herübergekommen, und C-3PO (Anthony Daniels), wackeliger Blechroboter sind noch da, ein kugeliges Roboterlein rollt gelegentlich in die Handlung, aber der alte Witz ist es nicht.
Neben den Hauptdarstellern kommen die „Oldies“ quasi als Zitate wieder – Carrie Fisher buchstäblich aus dem Grab (mit vor ihrem Tod gedrehten und fugenlos eingefügten Szenen), ein weißhaariger Harrison Ford hat eine kurze Szene, und Mark Hamill als Luke kann schließlich auch als Geist da sein: Übernatürlich geht es immer zu in dieser Welt, wo die magischen Kräfte fließen und die Lichtschwerter in zahllosen Kämpfen erstrahlen. „Möge die Macht mir dir sein!“
Regisseur J. J. Abrams hat für Action gesorgt, aber es ist nichts anderes als „more of the same“ geworden, das man viele Male gesehen hat. Von Klarheit und Übersichtlichkeit der Handlung ist nicht die Rede (war es das je?), aber zum logischen Mitdenken läuft alles ohnedies zu schnell. Und laut. Um am Ende doch das Gefühl zu evozieren: Lassen wir es jetzt gut sein.
 
 
Renate Wagner