Vortrag zur Oskar Schlemmer-Ausstellung
im Wuppertaler Von der Heydt-Museum
Im Rahmen der von Beate Eickhoff kuratierten Ausstellung „Oskar Schlemmer: Komposition und Experiment – Das Wuppertaler Maltechnikum“ lädt das Von der Heydt-Museum Wuppertal, Turmhof 8, für Donnerstag, 6. Februar, 18 Uhr, zu einem Vortrag von Prof. Rainer K. Wick ein. Er spricht über Oskar Schlemmers Zeit am Bauhaus.
Zur Einstimmung ins Thema finden Sie hier zwei Auszüge aus Rainer K. Wicks zweiteiligem Artikel „Von Weimar nach Wuppertal“, der in der Zeitschrift die beste zeit und in den Musenblättern erschienen ist.
„Oskar Schlemmer, 1888 geboren, also gleichaltrig mit Johannes Itten und Josef Albers, seinen späteren Kollegen am Bauhaus, erhielt seine künstlerische Ausbildung in den Jahren 1906 bis 1910 an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste bei den eher als konservativ geltenden Malern Christian Landenberger und Friedrich von Keller. Im Anschluß an einen Aufenthalt in Berlin, wo er im Kreis um Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“ mit den neusten Strömungen der europäischen Kunst in Berührung kam, wurde er in Stuttgart Meisterschüler von Adolf Hölzel, einem der Mitbegründer der gegenstandsfreien Malerei in Deutschland, dessen Bedeutung als Pionier der Abstraktion und als bahnbrechender Theoretiker lange verkannt wurde und erst spät ins Bewußtsein einer breiteren Kunstöffentlichkeit getreten ist. Neben Schlemmer waren es Künstler und Künstlerinnen wie Otto Meyer-Amden, Hermann Stenner, Willi Baumeister, Johannes Itten, Ida Kerkovius und Lily Hildebrandt, die ihm entscheidende Anregungen zu verdanken hatten. Schlemmers Jahre bei Hölzel – bis 1919 – waren eine Zeit intensiver Auseinandersetzung mit künstlerischen Grundsatzfragen wie auch mit den unterschiedlichsten Positionen der zeitgenössischen Avantgardekunst, und es waren Jahre der Emanzipation vom Lehrer, die zur Herausbildung persönlichster Formvorstellungen und Bildideen führten.“
„Schlemmer war nicht nur Maler, Zeichner, Plastiker und engagierter Lehrer, sondern auch passionierter Bühnengestalter. Berühmt wurde er in den 1920er Jahren mit seinem „Triadischen Ballett“, jahrelang leitete er die Bauhaus-Bühne. Für ihn war die Bühne der optimale Realisationsort des für das frühe Bauhaus leitbildhaften Gesamtkunstwerkgedankens, und sein Streben nach einem idealen Figurentypus in den Bereichen Malerei und Plastik fand auf seiner „Typenbühne“ ihr Pendant in der entindividualisierenden Typisierung durch Maske und Kostüm. Beide waren anfänglich oft grotesk übersteigert und raumplastisch ausgreifend, später trugen die Darsteller meist einfache Trikots, etwa in den drei Primärfarben Gelb, Rot und Blau, die den drei Grundtemperamenten sanguinisch, cholerisch und melancholisch entsprechen sollten. Nach einer umständehalber langen Pause konnte Schlemmer 1941 mit der Aufführung des sogenannten Lackballetts („Reigen in Lack“) in der Wuppertaler „Concordia“-Halle noch einmal, zum letzten Mal, seiner Theaterleidenschaft frönen. Mitarbeiterinnen der Firma Herberts trugen schwarze Kostüme, die unter anderem mit farbig lackierten runden Bierdeckeln, eckigen Pappen und zierlichen Stäben appliziert waren. Vor schwarzem Hintergrund bewegten sie sich als abstrakte Figurinen nach Schlemmers Choreographie und zur Musik Händels auf der Bühne – eine Performance, die nur wenige Minuten dauerte und der in der damaligen, zensierten Tagespresse immerhin ein „eigenartiger Reiz“ zugesprochen wurde. Lichtkästen mit Repros des Lackballetts erinnern in der Ausstellung an dieses ungewöhnliche Ereignis.“
Den vollständigen Text finden Sie hier: https://musenblaetter.de/
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Informationen zur Ausstellung: www.von-der-heydt-museum.de/
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