Peter Lindbergh XXL

Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast

von Andreas Rehnolt

Peter Lindbergh © Foto: Stefan Rappo

Gigantische Fotoschau „Untold Stories“
zeigt Bilder von Peter Lindbergh
 
Die noch von dem 2019 verstorbenen Star-Fotografen selbst kuratierte Ausstellung
im Düsseldorfer Kunstpalast zeigt 140 Schwarz/Weiß-Aufnahmen im XXL-Format
 
Von Andreas Rehnolt
 
Als ich meine Fotos das erste Mal an der Wand im Ausstellungsmodell gesehen habe, habe ich mich erschreckt, aber auch positiv. Es war überwältigend, auf dies Art vor Augen geführt zu bekommen, wer ich bin“. So der im September vergangenen Jahres in Paris verstorbene Star-Fotograf Peter Lindbergh, der die im Düsseldorfer Kunstpalast präsentierte Schau noch selbst kuratiert hatte. 
Die großartige und bis zum 1. Juni zu sehende Schau im Museum am Rheinufer trägt den Titel „Untold Stories“ und ist nach den Worten von Museumsdirektor Felix Krämer vom Dienstag „die erste von Lindbergh selbst kuratierte Werkschau.“ Insgesamt rund 140 groß- und teils riesenformatige schwarz-weiß Fotografien können bewundert werden. Dazu einige wenige Farbfotos, darunter eines, das sowohl s/w, als auch in Farbe, Mode-Models beim Krebsessen 2015 in Brooklyn zeigt.


Sasha Pivovarova, Steffy Argelich, Kirsten Owen & Guinevere van Seenus, Brooklyn, 2015 © Peter Lindbergh Courtesy Peter Lindbergh, Paris

Die Aufnahmen entstanden laut Krämer, der die Schau mit Lindbergh etwa zwei Jahre lang geplant und konzipiert hatte, von den frühen 1980er-Jahren bis in die Gegenwart. Natürlich sieht man Bilder von weltberühmten Mode-Models wie Linda Evangelista, Christy Turlington, Naomi Campbell, Claudia Schiffer oder Kate Moss.
Auch berühmte Schauspielerinnen kann man in der Ausstellung entdecken. Etwa Milla Javovich, eine gealterte Jeanne Moreau im Jahr 2003, Helen Mirren, Charlotte Rampling, Nicole Kidman oder den jungen Schauspieler Antonio Banderas. Allen Aufnahmen ist gemein, daß sie die jeweiligen Stars nicht in Starpose, sondern ganz natürlich - wie nebenbei oder zufällig mit der Kamera erwischt zeigen.


Uma Thurman, New York, 2016 c Peter Lindbergh Courtesy Peter Lindbergh, Paris

Und dann sind da auch noch grandiose Bilder vieler weniger bekannter Models.  Auch Landschaftsbilder etwa aus den Weiten Nevadas, kleine Stilleben wie die von einem Paar hochhackiger Schuhe in der Mojave-Wüste sind zu sehen und immer wieder Models oder Schauspielerinnen in alten Fabrikhallen oder vor Hafen-Silhouetten in Brooklyn.
 
Die Fabrikhallen kannte der 1944 in Polen unter dem Namen Peter Brodbeck geborene Fotokünstler aus der Ruhrgebietsstadt Duisburg. Dorthin hatte es seine Familie kriegsbedingt   verschlagen und dort wuchs er auch auf. Nach einer Lehre als Schaufensterdekorateur folgte ein Studium der Malerei, eine erste Gemälde-Ausstellung 1969 in Krefeld.
Und dann - im Alter von 27 Jahren - eine Ausbildung beim Düsseldorfer Werbefotografen Hans Lux. 10 Jahre später hatte er als Modefotograf seinen internationalen Durchbruch und zog nach Paris. „In den 1980er Jahren erweitere Lindbergh die Bildsprache der Modefotografie - eine Pionierlistung, deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart zu spüren sind“, sagt Felix Krämer.
Viele der in Düsseldorf ausgestellten Fotos waren zuvor noch nie zu sehen oder aber lediglich in Mode-Zeitschriften abgebildet. Sie erzählen in ihrer Hängung im Kunstpalast oftmals kleine Geschichten oder auch Tagesabläufe. Immer steht laut Krämer „Lindbergs Interesse am Menschen im Vordergrund“. Große Textpassagen, wie häufig in Ausstellungen üblich, sucht man in Düsseldorf vergebens und ist darüber ausgesprochen froh. Die Bilder wirken durch sich selbst.
 

Querelle Jansen Paris, 2012 © Peter Lindbergh Courtesy Peter Lindbergh, Paris

Mit seinen Werken sei es dem Künstler gelungen, den unmittelbaren Kontext von Modefotografie und zeitgenössischer Kultur zu überschreiten und neu zu definieren. Die Aussteller in Düsseldorf erwarten bis zu 80.000 Besucherinnen und Besucher. Die Schau entstand in Kooperation mit dem Peter Lindbergh Studio in Paris.
Nach dem Ende der Schau im Kunstpalast wird sie auch im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg (ab 21. Juni), im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (ab 4. Dezember) sowie im Museo d'Arte Contemporanea Donnaregina im italienischen Neapel (ab März 2021) zu sehen sein.
 
Zur Ausstellung ist ein Katalog im XL-Format im Taschen-Verlag erschienen. Alle Fotos sind darin enthalten sowie Texte von Krämer, Lindbergh selbst und dem Filmemacher Wim Wenders, mit dem Lindbergh befreundet war. Der Katalog ist für 60 Euro im Museum erhältlich.
 

Linda Evangelista, Michaela Bercu & Kirsten Owen, Pont-à-Mousson, 1988
© Peter Lindbergh Courtesy Peter Lindbergh, Paris

Kunstpalast - Ehrenhof 4-5 - 40479 Düsseldorf - Tel: 0211 - 56642100
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr und donnerstags bis 21 Uhr geöffnet.