Bigband live – elegant und fetzig

Upper Austrian Jazz Orchestra – „In the Spirit of Hans Koller”

von Sabine Kaufmann

Tribut an Hans Koller
 
Bigband live – elegant und fetzig
 
Wer mal wieder in richtig gutem Bigband-Jazz – und das ausgiebig - schwelgen möchte, liegt hier genau richtig: Das Oberösterreichische Jazzorchester, das natürlich mit dem englischen Namen Upper Austrian Jazz Orchestra viel cooler klingt, hat zu Ehren des österreichischen Jazzmusikers und Malers Hans Koller (1921-2003) eine Live-Doppel-CD aufgenommen, die ein echtes Schmankerl des Genres ist.
 
Hans Koller erlangte als erster österreichischer Jazzmusiker bereits in den 1950er Jahren internationale Bedeutung. Nachdem er 1950 Wien verlassen hatte, wurde er nach einem Münchner Intermezzo in Freddie Brocksiepers Band in Frankfurt Kopf legendärer Bands mit u.a. Jutta Hipp, Albert Mangelsdorff, Karl Sanner und Roland Kovac. Als Gastsolist in den Bands von Dizzy Gillespie, Stan Kenton, Benny Goodman, der SWF Big Band mit Eddie Sauter oder bei seinen Projekten mit Oscar Pettiford, Attila Zoller und Martial Solal, fand er nicht auch zuletzt durch seine Auseinandersetzung mit der Malerei eine eigene Klangsprache.
„Ich male so“, bekannte Hans Koller, „wie ich Jazz spiele. Und ich schreibe Klänge, die Farbkompositionen ähnlich sind.“
Anfang der Siebziger kehrte Hans Koller zurück nach Wien und baute eigene Bandprojekte auf wie z.B.„Free Sound“, „Super Brass“ (u.a. mit Kenny Wheeler, Herbert Joos, Wolfgang Dauner und abermals Albert Mangelsdorff) und experimentierte mit Saxophonensembles in verschiedenen Besetzungen.
„Wenn ein Jazzmusiker das Gleiche spielt wie vor vierzig Jahren”, so ein Zitat von Hans Koller, „dann spielt er vierzig Jahre schlechter. Stillstand im Jazz bedeutet Rückschritt.“
 
Hinter diesem recht markanten Zitat muß man aber nicht stehen, denn schon die gediegene Originalfassung des mittlerweile zum Bigband-Klassiker gewordenen „Civilization“ von Helmar Hill durch das Upper Austrian Jazz Orchestra mit Hill zeigt unbestreitbar den Wert des Hergebrachten. Gestützt auf glänzende, große Bläsersätze, mal elegant, mal fetzend, mit einer brillanten Rhythmusgruppe, reich an hinreißenden Soli und dem, was man „Spirit“ nennt, öffnet sich ohne übertriebene Experimentierlust vor kundigem Publikum auf den beiden CDs ein Füllhorn des klassischen Bigband-Jazz. Alle Stücke stammen von Band-Mitgliedern und wurden für dieses tolle Projekt zu einer homogenen Einheit verschmolzen.
Das macht vom Intro bis zum Ausklang mit wiederum Helmar Hills „Last of the Wine“ riesigen, ungetrübten Spaß. Hier kommt jeder Jazzfreund zu seinem Recht. Ein ohne Schnitt und alternative Takes aufgenommenes, phantastisches Doppelalbum, das mit allem Recht unser Prädikat bekommt: den Musenkuß!
 
Upper Austrian Jazz Orchestra – „In the Spirit of Hans Koller
© + ℗ 2018 ATS-Records (2 CD)
 
Andreas Pranzl, Markus Gorofsky, Joschi Öttl, Manfred Weinberger (tp) - Andreas See, Robert Müllner, Christian Maurer, Andreas Lachberger, Jürgen Haider (sax) - Dominik Stöger, Peter Nickel, Robert Bachner, Hermann Mayr (tb) -  Helmar Hill (p) -  Primus Sitter (g) - Christian Wendt (b) - Alfred Vollbauer (dr) 
 
CD 1: 1 Opening - 2 Civilisation - 3 Scarlet No2 - 4 Hommage À Soulange - 5 Suomi-Kunstkopfindianer - 6 Mingus Privat - 7 New York Suite - 8 So Sweet (50:32)
CD 2: 1 Swedisch Koller - 2 In the Spirit of Hans Koller - 3 Cohn's Limit - 4 The Horses, Blue-Red - 5 Freesound - 6 Last of the Wine (52:41)
Gesamtzeit:  1 Stunde, 43 Minuten
 
Weitere Informationen: www.ats-records.com