Zugpferd

Ein Foto von Jürgen Post zu einem Text

von Zepp Oberpichler

Foto © Jürgen Post

Zugpferd

In der Politik läuft das einfach anders“, zischte Martin, neuerdings Mattheo genannt, seine Freundin Rita, noch unbekannt, an. „Da mußt du unheimlich auf Zack sein, wenn du was werden willst.“ Martin schaute Rita mit einem Blick an, der ihr sagen sollte: Ich Tarzan, du Jane.
„Was glaubst du eigentlich“, beschwor Martin Rita, „wie oft ich schon den Buckel krumm gemacht habe, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin?“ Martin ließ seine stahlblauen Augen blitzen, die sagen wollten: Ich Tarzan, du Jane.
„Die brauchen ein Zugpferd. Einen, der den Karren aus dem Dreck zieht und die Kuh vom Eis holt. Einen, der das Olympische Feuer weitergibt, wenn du verstehst, was ich meine. Also, wenn du die Tragweite dieser Aufgabe überhaupt erfassen kannst.“ Martin warf seine Stirn in krause Falten, was Rita sagen sollte: Ich Tarzan, du Jane.
„Einen Lastenaufzug, einen Förderturm, einen Leistungsträger, brauchen die jetzt“, und Martin pumpte selbstgewiß drei Liter Luft in seine Lungen.
„Und warum kommen die dabei auf dich“, fragte Rita mit einem Unterton, der sagte: Du Arschloch, ich Jane.


Zepp Oberpichler