Des Lebm is ä Bus

Fitzgerald Kusz & Klaus Brandl – „stadt.land.kusz“

von Frank Becker

Des Lebm is ä Bus
 
Neues aus der Blues-Schmiede Brandl/Kusz
 
 Krouhä (Krähen) war 2009 eine überzeugende Manifestation: Memphis/Tennessee und New Orleans/Louisiana wurden als „Home of the Blues“ abgelöst. Spätestens seit diesem genialen Album von Klaus Brandl (Gitarre, Komposition), Chris Schmitt (Bluesharp) und Fitzgerald Kusz (Texte/Sprache) kann kein Zweifel mehr bestehen – Nürnberg liegt am Mississippi.“ Soweit mein Eigenzitat zur Einleitung einer weiteren Lobeshymne, dem grandiosen fränkischen Duo Fitzgerald Kusz / Klaus Brandl aus Anlaß seines neuen Albums „stadt.land.kusz“ gewidmet, das den mit viel Gefühl gesponnenen Faden aufnimmt: Nämberch-Blues, Lyrik und Haiku.
 
So wie die melancholischen Texte von Fitzgerald Kusz, die oft lakonisch, manchmal sogar grob klingen, aber tief empfunden aus der Seele kommen und an die Seele rühren, geht auch das ebenbürtige Spiel Klaus Brandls unter die Haut, ein Fingerpicker von Gnaden ist er, ein Zauberer auf der akustischen Gitarre, der den Blues in den Händen hat. Und den Weltschmerz kann er mit Reibeisenstimme ebenso wie Fitz. Gelegentlich hören wir ihn auch mal allein, wie in seinem sanften, augenzwinkernden „Lullaby für Rüdiger K.“.
Luftschlösser kosten nichts. Die Liebste mit einem Sommertag vergleichen, und die eigene Kindheit mit Frigeo-Brause, dem Fahrrad der Mutter, aufgeschürften Knien, Kaugummibildchen und Wundertüten – das kann Fitzgerald Kusz unvergleichlich. Es ist, als höre man den eigenen Gedanken zu. Aber Kusz kann auch komisch, wie sein „Vegetarisches Massaker“ so genüßlich wie appetitlich belegt.
Und dann ist da ja auch noch und immer wieder die Liebe. Zu ihr, der ewigen Geliebten, ohne die er nur noch er wäre, zu den freundlichen Spatzen und den mutigen Amseln, die das Singen so mögen, zu den Sternen, die einmal am Nachthimmel standen, aber die man heute kaum noch sieht „wo sind die stern, wo sinds denn hi? / was ist bloß los, was ist passiert?“.
Aber auch abgerechnet wird, doch unter dem Strich kommt wieder raus, daß wir nichts ohne die anderen sind. Die CD ist wie Fitzgeralds Gedichte eine einzige Liebeserklärung ans Leben.

Übrigens sind alle Texte verstreut in Fitzgerald Kusz´ Büchern des Verlages ars vivendi zu finden. Ich bekenne freimütig, diese CD an mein Herz gezogen zu haben. Sie ist besonders und sie ist besonders gelungen. Dafür unser Prädikat, den Musenkusz!
 
des lebm is ä bus
 
es lebm issä bus
und du hocksd drin
 
es nudzdä nix wennsd affs haldknöbflä drücksd
und wennsd nu su ofd draffdrücksd:
ned ämall des HALT-zeing laichd aff
dä fohrä fährd weidä immä weidä
 
es lebm issä bus
und du hocksd drin
 
es nudzdä nix wennsd zum fohrä vuäschreisd
dou koosd schreiä und schreiä und schreiä
deä hörd ned hii deä häld ned oo
foän is es aanziche wossä koo
 
es lebm issä bus
und du hocksd drin
 
es nudzdä nix wennsd an di dürn rüddlsd
dou moußd miid kummsd nimmä naus
dä fohrä frouchd di ned dänouch
obsd dodd aa hiiwillsd wouä hiifährd
 
es lebm issä bus
und du hocksd drin
 
(aus: wouhii, gedichte, ars vivendi 2002)
 
 
Fitzgerald Kusz & Klaus Brandl – „stadt.land.kusz“
© 2019 Klaus Brandl, Fitzgerald Kusz
Fitzgerald Kusz (Stimme und Text) -  Klaus Brandl (Komposition, Gitarre und Gesang)
 
Titel:
1. Der fränkische Anrufbeantworter - 2. Luftschloss - 3. Mei Kindheit - 4. Des Lebm is ä Bus - 5. Bengerdz Blues - 6. Nämberch Haikus - 7. Gouder Freind - 8. Ohne dich - 9. Summädooch - 10. Lullaby for Rüdiger K. - 11. Ellada - 12. Brandls Weltschmerz - 13. Gräich - 14. Vision - 15. Abrechnung - 16. Vegetarisches Massaker - 17. Gnouch - 18. Ka Depp - 19. Ouernhällärä - 20. Nachtgiger - 21. Lob der Amseln - 22. Schdern
 
Gesamtzeit: 56:07
 
Weitere Informationen: https://arsvivendi.com/www.jpc.de