Eiskalt

„Arctic Circle – Der unsichtbare Tod“ – von Hannu Salonen

von Frank Becker

Eiskalt
 
Arctic Circle
 
Nördlicher geht´s kaum, um eine Krimi-Serie anzusiedeln – also haben sich die Drehbuchautoren JoonaTena, Jón Atli Jónasson, Petja Peltomaa und Regisseur Hannu Salonen das finnische Städtchen Ivalo (Lappland) am Polarkreis ausgesucht, um dem Titel ihres Thrillers „Arctic Circle“ mit eiskalter Spannung gerecht zu werden. 
Der nördliche Polarkreis ist der Breitengrad, der auf 66° 33' 55“ nördlich des Äquators durch mehrere Länder (Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, den US-Bundesstaat Alaska, Kanada sowie Grönland) verläuft und auf dem die Sonne an den Tagen der Mitternachtssonne und der Polarnacht  nicht mehr auf- bzw. untergeht. Und es ist kalt dort, sehr kalt.
 
Nina Kautsalo (Iina Kuustonen), Polizistin und alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter mit Down-Syndrom, lebt und arbeitet in Ivalo, wo es allenfalls mal Wilderer zu fassen oder eine Schlägerei unter Besoffenen bzw. häusliche Gewalt zu schlichten gibt. Die riesige, schneebedeckte Landschaft an der Grenze zu Russland ist fast menschenleer und zu vielen Orten kann man nur mit den Schneemobil gelangen. Es ist eine Gegend, wo eigentlich jeder jeden kennt und Geheimnisse nicht lange welche bleiben. Als Nina mit ihrem Kollegen Niilo Aikio (Janne Kataja) auf der Suche nach Wilderern eine bewußtlose Frau findet, die in einem Verschlag auf einem Hof gefangen gehalten wird, ahnen die beiden noch nicht, welche Dimensionen der Fall annehmen wird. Die gefangene Frau handelt ist die russische Prostituierte Evgenya (Anastazia Trizna), die in einem Bordell-Bus an der Landstraße gearbeitet hat.


Iina Kuustonen, Janne Kataja

Noch in derselben Nacht entdecken die beiden in der Nähe der Hütte die im Eis gefrorenen Leichen zweier weiterer Prostituierten. Eine vierte bleibt verschwunden. Die Fahndung nach dem Hofbesitzer Raunola (Jari Virman) wird eingeleitet. Während der Untersuchungen von Evgenya  stellt sich heraus, daß sie mit einem unbekannten Virus infiziert wurde. Der deutsche Virologe Dr. Thomas Lorenz (Maximilian Brückner), unglücklich in seiner Ehe und Vater einer vernünftigen Tochter (Lilli Salonen) beim ECDC (Europäisches Zentrum für die Kontrolle von Krankheiten) in Helsinki identifiziert das seltene Jemen-Virus, das zu Fehlgeburten, fötalen Mißbildungen und zum Tode führt. Dr. Lorenz soll mit einem kleinen Team diskret die Situation vor Ort beurteilen und reist nach Lappland, finanziert von Marcus Eiben (Clemens Schick), Multimillionär und Vorstandsvorsitzender eines Pharmakonzerns.
In Ivalo wird Nina Kautsalo abgestellt, Dr. Lorenz zu chauffieren und bei seinen geheimen Ermittlungen zu unterstützen. Da das Jemen-Virus zusammen mit einer harmlosen Herpes-9- Infektion übertragen wird, beginnt Dr. Lorenz damit, alle Herpes-Patienten auf das Jemen-Virus zu untersuchen. Ninas Schwester Marita (Pihla Viitala), die an Herpes erkrankt ist, wird positiv getestet und in der örtlichen Klinik isoliert. Bald führen sie die Untersuchungen in ein undurchsichtiges Netz aus kriminellen Machenschaften beiderseits der russischen Grenze. Zudem stellt sich den Ermittlern der finnische Geheimdienst in den Weg. Bald ist nicht mehr zu unterscheiden, wer Freund und Feind ist.
Um den Auslöser der viralen Bedrohung zu identifizieren, sehen sich Nina und Dr. Lorenz gezwungen, mit Unterstützung des undurchsichtigen Marcus Eiben den Pfad der Legalität zu verlassen, denn es geht um Leben und Tod. Und die Zeit wird knapp – und es gibt weitere Entführungen, Todesfälle und Anschläge.
 

Der Thriller „Arctic Circle - Der unsichtbare Tod“ -  und es ist von der ersten bis zur letzten Minute ein Lehnenkraller - ist durch mehrere Faktoren besonders. Da ist zunächst die faszinierende, grandiose Landschaft, in der Hannu Salonen ihn mit fantastischen Kamerafahrten (Mikael Gustafsson) und einzigartigen Bildern inszeniert, mit Licht und Landschaft gezaubert hat. Hinzu kommt, daß es von Folge zu Folge gelingt, der Spannung immer neue Wendungen zu geben, die bis zuletzt eine Lösung offen lassen. Und dann hat Katri Aksola bis in die Nebenrollen eine Besetzung zusammengestellt, die keine Wünsche offen läßt: Da ist zuallererst die hinreißende Iina Kuustonen, der man sowohl die beinharte Polizistin als auch die liebevolle Mutter und die sanfte Geliebte - ja, es gibt auch eine schöne Liebesgeschichte in all dem Krimi-Drama – abnimmt. Maximilian Brückner agiert ebenso souverän und glaubhaft als zupackender Wissenschaftler und verzweifelter Vater. Kaum weniger charismatisch spielt Maria Ylipää seine psychisch kranke Frau Gunilla. Clemens Schick gibt den mysteriösen Marcus Eiben bis zum Möglichen reduziert und Aleksandar Jovanovic den skrupellosen Gangster Lazar Cevikovic. Berührend ist Pihla Viitala als Marita Kautsalo, liebenswert Janne Kataja als Ninas Kollege Niilo und hervorragend Jari Virman als skrupelloser Verbrecher und Mörder Raunola.
 

Maximilian Brückner, Iina Kuustonen

Daß Hannu Salonen einige Handlungsstränge zum Schluß nicht gänzlich auflöst, läßt auf eine Fortsetzung hoffen, die quasi auf der Hand liegt. Ich vermute, daß sich „Arctic Circle“ zu einem Dauerbrenner wie „Broen (Die Brücke)“ entwickeln wird. Mit Iina Kuustonen und Janne Kataja jedenfalls hat man ein Basisteam für weitere Ermittlungen zur Hand.
Die letzten beiden Folgen sind am kommenden Sonntagabend im ZDF zu sehen. Die DVD-Box mit der ganzen Serie ist ab 20.3.2020 im Handel. Eine Empfehlung der Musenblätter.
 

„Arctic Circle – Der unsichtbare Tod“
© 2018 Yellow Film & TV – Zehnteilige deutsch-finnische ZDF-Krimiserie auf 3 DVD
Nach einer Idee von Olli Haikka, Petja Pelomaa und Joona Tena
Gesamtspieldauer: 7 Stunden, 9 Minuten - Bildformat:16:9, Ton-Format: Dolby Digital 5.1
Regie: Hannu Salonen - Drehbuch: JoonaTena, Jón Atli Jónasson, Petja Peltomaa - Kamera: Mikael Gustafsson – Schnitt: Likka Hesse - Musik: Vladislav Delay - Ton: Pekka Karjalainen - Casting: Katri Aksola – Szenenbild: Antti Nikkinen – Kostüm: Susse Roos, Emmi Leeve - Maske: KaisaPätilä
Besetzung: (Rolle/Darsteller) Nina Kautsalo: Iina Kuustonen - Thomas Lorenz: Maximilian Brückner - Marita Kautsalo: PihlaViitala – Niilo Aikio: Janne Kataja - Elina Kautsalo: Susanna Haavisto - Reino Ylikorpi: TaneliMäkelä – Venla: Venla Ronkainen – Raunola: Jari Virman – Irina: Anna Ackerman - Hanna Lorenz: Lilli Salonen - Marcus Eiben: Clemens Schick - Jaakko Stenius: Kari Ketonen – Drako: Chike Ohanwe – Gunilla Lorenz: Maria Ylipää - Jens Mathiesen:  Joi Johannsson – Esko: Miko Leppilampi - Sari Nikander: Inka Kallén – Lazar Cevikovic: Aleksandar Jovanovic – Evgenya: Anastazia Trizna
 
Eine Produktion von Yellow Film & TV production in Koproduktion mit Bavaria Fiction und Elisa Viihde in Zusammenarbeit mit Business Finland, Finnish Film Foundation, Lagardère Studios Distribution und YLE

Weitere Informationen: www.edel.com