Ein Film von großer Geschmacklosigkeit - Schade für Salma Hayek

„Lady Business“ von Miguel Arteta

von Renate Wagner

Lady Business
(Like a Boss - USA 2020)

Regie: Miguel Arteta
Mit: Tiffany Haddish, Rose Byrne, Salma Hayek, Jennifer Coolidge,
Natasha Rothwell, Billy Porter u.a.
 
Es gibt zu wenige Frauen in Führungspositionen, wird gewettert (meist von Frauen), und numerisch stimmt das sicherlich. Aber wenn die Lady Boss sich so aufführt wie Salma Hayek… (Wobei man ja mit beglücktem Schaudern noch an Meryl Streep in „Der Teufel trägt Prada“ zurück denkt. Das waren Zeiten, das war noch Niveau!) Kurz gesagt, eine Komödie über Frauen in der Geschäftswelt – und die keinesfalls überraschende Erkenntnisse, daß da nicht auf Samtpfoten, sondern mit ausgefahrenen Eisenkrallen agiert wird.
Zu Beginn scheint alles Satire auf eine strohdumme amerikanische Frauenwelt: Eine Welt in Rosa in dem Kosmetik-Salon, kreischende Weiber, geschmacklose Witze – eine dieser entsetzlich schrillen, überdrehten Komödien, die immer wieder aus den USA kommen und wo meist Männer jegliche Schamgrenze hinter sich lassen?
Nun, immerhin scheint es um beste Freundinnen zu gehen: Mel (die so blonde, so süßliche Rose Byrne) und Mia (die etwas harschere, kaffeebraune Tiffany Haddish): Sie haben sich ihr kleines Kosmetik-Imperium aufgebaut, aber irgendwann – eigentlich sehr bald – muß Mel, für die Ziffern zuständig, der Freundin gestehen, daß sie nicht nur pleite sind, sondern auch enorme Schulden haben.
 
Auftritt Salma Hayek als Geschäftsfrau Claire Luna, einerseits die vordergründige Parodie einer rothaarig-gelockten schrillen Latina, ganz Business, andererseits gerade in ihrer schamlosen Übertreibung eine Art Motor des Geschehens, denn die beiden Mädeln, um deren Freundschaft es in der Folge geht, sind ein bisserl fad.
Im Grunde hat man es handlungsmäßig (eher dürftig) nur mit den Intrigen von Claire Luna zu tun: Selbst total vereinsamt, weil sie einst ihre beste Freundin betrogen und ausgebootet hat, ist ihr die Bindung von Mel und Mia ein Dorn im Auge. Wenn sie deren Firma kauft, geht es ihr eigentlich nur darum, die beiden auseinander zu dividieren. Da lockt man mit Geld (denn Madame weiß: „Money changes everything“), da schickt man Konkurrenz ins Feld (die beiden Herren – Ryan Hansen, Jimmy O. Yang – dürfen, huch wie komisch, ach so schwul sein), da wird mit der Macht des neuen Besitzers alles möglichst Demütigende gefordert: eine so häßliche Geschichte, daß man glauben könnte, sie erzähle wirklich vom amerikanischen Geschäftsleben.
Es ist kein Spoiler zu vermerken, daß der Kitsch der Gefühle siegt, Gott sei Dank lassen sich die verwirrten Frauen auf die Dauer nicht einreden, daß „Geschäft und Freundschaft nicht zusammen geht“, und klar, daß sie nach einigen Irrungen und Wirrungen ihre Beziehung für wichtiger erachten als alles Geld. Sie widerstehen dem Druck, den man auf sie ausübt („You are my family and my home“, schmalzen sie einander an, „We are smart and love and respect each other“) – und das macht die Lady Boss ganz schön fassungslos: Salma Hayek kann das (und brüllt „Fuck!“, als am Ende sie dann ausgehebelt wird).
Nun ist dieser Film von großer Geschmacklosigkeit und in einem überzeichneten Comedy-Stil hingefetzt, der einen vernünftigen Europäer schaudern macht. Kurz, man kommt zur Erkenntnis, daß es Regisseur Miguel Arteta offenbar nicht um eine grausame Satire auf amerikanische Vorstellungswelten ging, sondern vielmehr darum, die hier herrschende Dummheit zu bedienen.
Schade, daß es für Salma Hayek, die auf der Leinwand schon Großes geleistet hat (und wäre es nur ihr Porträt der Frida Kahlo gewesen – aber das ist auch schon wieder fast 20 Jahre her!), keine besseren Rollen mehr gibt…
 
 
Renate Wagner