Auszubildende haben häufig mangelnde Sprachkenntnisse

Unternehmensumfrage des Vereins Deutsche Sprache

von Andreas Rehnolt

© Peter Thulke
Auszubildende haben häufig
mangelnde Sprachkenntnisse
 
Unternehmensumfrage des Vereins Deutsche Sprache
bei mittelständischen Betrieben
 
Dortmund - Eine kürzlich veröffentliche Umfrage des Vereins Deutsche Sprache (VDS) bei mittelständischen Betrieben hat ergeben, daß Schulabgänger, die eine Ausbildungsstelle antreten, häufig mangelnde Sprachkenntnisse aufweisen. Wie der Verein mit Sitz in Dortmund weiter mitteilte, gebe es vor allem Defizite bei Rechtschreibung, Grammatik und Wortschatz. Die Umfrage wurde in mehreren Regionen bundesweit gemacht, hieß es weiter.
Gefragt worden war nach den Erfahrungen ausbildender Betriebe sowohl mit den jungen Bewerbern, als auch mit den jungen Menschen, die anschließend eine Ausbildung beginnen. Nur ein Drittel der Bewerber verfügt demnach über eine ausreichende Rechtschreibung, 62 Prozent der jungen Menschen hätten nicht zufriedenstellende Rechtschreibfähigkeiten. Diese Fähigkeiten haben sich nach Angaben von 80 Prozent der Ausbildungsbetreuer in den vergangenen zehn Jahren sogar deutlich verschlechtert.

„Das ist ein erschreckendes Ergebnis – sowohl für die Betriebe, aber vor allem für die Auszubildenden selbst“, so der beim VDS für den Arbeitsbereich „Deutsch in der Schule“ verantwortliche Claus Günther Maas. Dazu komme, daß die Betriebe diese Mängel aufarbeiten müssen, so Maas. Sorgen bereitet laut VDS vor allem der schriftliche Ausdruck. Nur 11 Prozent der Auszubildenden sind dem Verein zufolge in der Lage, sich zusammenhängend, fehlerfrei und verständlich schriftlich auszudrücken.
Größere Betriebe führen deswegen schon seit Jahren eigene Nachschulungen hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und Wortschatz durch. Daß eher junge Menschen mit Migrationshintergrund sprachliche Defizite haben, bestätigen die Ausbildungsbetriebe nicht. Jedoch sei erkennbar, daß vor allem Auszubildende von Haupt- und Realschulen mit mangelnden Sprachkenntnissen zu kämpfen haben. Das kann aber auch daran liegen, daß die meisten Auszubildenden in Betrieben von diesen Schulformen kommen.

Die Schulen seien allerdings zu einem erheblichen Teil für die Mängel mit verantwortlich, so die Einschätzung der befragten Betriebe. 84 Prozent von ihnen fordern deshalb eine stärkere Berücksichtigung von Grammatik und Rechtschreibung im Deutschunterricht, 92 Prozent plädieren für eine stärkere Gewichtung der schriftlichen Leistungen bei der Notengebung.
„Auch an den Gymnasien wird der elementaren Aufgabe des Deutschunterrichts zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt“, erklärte Maas, der selber jahrzehntelang als Deutschlehrer an verschiedenen Schulformen tätig war. Er forderte, „das Bewußtsein dafür, daß der Deutschunterricht zuallererst aktiver Sprachunterricht ist, in Richtlinien und Lehrplänen sowie in der Lehrer-Aus- und -Fortbildung dringend gestärkt und nachhaltig in der Unterrichtspraxis verankert“ wird. 
Im Umfragezeitraum (10/2019 – 01/2020) haben insgesamt 63 Betriebe aus dem gesamten Bundesgebiet teilgenommen. Die Betriebe stammen u. a. aus den Bereichen Werkzeug- und Maschinenbau, Elektrohandwerk, Soziales und Gesundheit sowie dem Öffentlichen Dienst. Mit einer Ausnahme hatten alle Betriebe mehr als zehn Jahre Ausbildungserfahrung.

 
Kontakt: Verein Deutsche Sprache - Claus Maas - clausmaas@gmx.de - Tel: 0231 - 7948520
 
Redaktion: Frank Becker