Sensibilität, subtiler Humor und Sachkenntnis: Das war Jonathan Carr
Gäbe es mehr Journalisten wie er einer war, die Welt sähe besser aus: Jonathan Carr war ein intelligenter und scharf analysierender Autor, der brillant und oft sarkastisch formulierte, aber niemals den Scharfrichterton vieler anderer Schreiber anschlug. Sensationsgier war ihm ebenso fremd wie geistiger Hochmut, und vielleicht war er so etwas wie die Verkörperung des idealen Engländers, für den Fair Play, Höflichkeit, vornehmes Understatement und Toleranz keine leeren Begriffe sind. Carr arbeitete mehr als drei Jahrzehnte als Auslandskorrespondent, zuerst in Genf, Paris und Brüssel, später in Deutschland, dann als Büroleiter der Financial Times und des Economist in Frankfurt am Main und in Bonn. Seine Reportagen wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet; 2000 belohnte Großbritannien seine Leistungen für die deutsch-englischen Beziehungen mit einer der höchsten Ehrungen des Königreichs und machte ihn zum Commander of the British Empire. 1985 veröffentlichte Carr eine viel beachtete Biografie über Helmut Schmidt; 1993 gab er mit ‚Goodbye Germany’ einen unfeierlichen Rückblick auf Deutschland vor der Wiedervereinigung. |