Verleger Hans-Joachim Gelberg gestorben
Kurz möchten wir innehalten und beklagen, daß Hans-Joachim Gelberg vom Beltz & Gelberg Verlag gestorben ist. Das macht uns todtraurig. „Er war nicht nur ein Förderer von bedeutenden Autoren, sondern erkannte auch in meinem Krickelkrackel die Poesie und holte mich aus der Quatschecke heraus“, erzählte Erwin Grosche oft in Gesprächen. In der Tat war Gelberg einer der ersten, der Grosches Kindergedichte in seinen berühmten Anthologien neben Gedichten von Christian Morgenstern, Nelly Sachs, Joseph Guggenmos, Frantz Wittkamp, Ernst Jandl u.a. stellte. Erwin Grosche: „Wir haben uns sogar mal persönlich gesprochen und im Grunde hätten wir befreundet sein müssen, aber er war zu groß für mich.“ Wenn Gelberg seine Kinderdichter vorstellte, las er auch gerne das Groschegedicht vom „frechen Weckdienst in einem Hotel“ vor. „Ein Gedicht, das ich eigentlich für Erwachsene geschrieben hatte.“ So ist er nun fort der große Mann und hinterläßt traurige Kinder und traurige Dichter.
Danke für alles Hans-Joachim Gelberg.
Erwin Grosche
Der Verlag läßt noch einmal Hans-Joachim Gelbergs Karriere Revue passieren:
Zum Tod von Hans-Joachim Gelberg
Am 17. Mai 2020 ist Hans-Joachim Gelberg im Alter von 89 Jahren in Weinheim verstorben. Die Verlagsgruppe Beltz trauert um den langjährigen Verlagsleiter und Mitbegründer des Programms Beltz & Gelberg.
Hans-Joachim Gelberg hat über Jahrzehnte die Kinder- und Jugendliteratur nachhaltig geprägt und aktiv gestaltet. In den 1970er Jahren stand er, wie kein anderer, als Pionier für eine neue Kinderliteratur und hat unzählige Autoren und Illustratoren entdeckt und gefördert. Die Familie Beltz Rübelmann sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verlagsgruppe Beltz sprechen seiner Familie ihre aufrichtige Anteilnahme aus.
Hans-Joachim Gelberg wurde am 27. August 1930 in Dortmund geboren. Nach seiner Ausbildung zum Sortimentsbuchhändler arbeitete er lange Jahre in diesem Beruf, bevor er in die Verlagswelt einstieg. Nach Lektorenjahren bei Arena in Würzburg und im Georg Bitter Verlag (vormals Paulus Verlag) in Recklinghausen kam er 1971 nach Weinheim zu Beltz. Ermutigt von den seinerzeit tiefgreifenden Veränderungen in der Kinder- und Jugendliteratur entwickelten Verleger Dr. Manfred Beltz Rübelmann und Gelberg das Kinder- und Jugendbuchprogramm Beltz & Gelberg – es wurde eine Erfolgsgeschichte. Die von Günther Stiller entworfenen »orangenen« Bücher waren mit ihrer leuchtenden Farbe Aufbruchssignale einer aufmüpfigen, kreativen Kinder- und Jugendliteratur. Gelberg wurde zu einem der bedeutendsten Initiatoren einer emanzipierten, inhaltlich und gestalterisch wagemutigen Literatur, die Kinder und Jugendliche ernst nahm und ihr die Freude an Sprache, Worten und Geschichten vermittelte, wie er sie selbst immer verspürte und versprühte. Als Verlagsleiter hat Hans-Joachim Gelberg viele Autoren und Illustratoren entdeckt und gefördert, darunter Christine Nöstlinger, Janosch, Peter Härtling, Mirjam Pressler, Klaus Kordon, Josef Guggenmos, Nikolaus Heidelbach, F. K. Waechter, Axel Scheffler oder Rotraut Susanne Berner, um einige zu nennen. Darüber hinaus gab er zahlreiche Jahrbücher der Kinderliteratur heraus, »poetische Laboratorien« nannte die F.A.Z. diese Sammlungen. Im Jahr 1981 kam die erste Literaturzeitschrift für Kinder dazu: »Der bunte Hund« stellte Geschichten, Gedichte, Märchen, Reiseberichte lesefreudigen Kindern und Eltern vor – und regte zum Selbstschreiben und Dichten an. Denn für Lyrik setzte sich Hans-Joachim Gelberg stets besonders ein und schrieb über deren Bedeutung: »Von Anfang an spüren Kinder die Magie der Sprache; denn auf für sie rätselhafte Weise stimmen Wort und Ding stets überein. Tisch ist Tisch, Stein ist Stein, Haus ist Haus, Mond ist Mond. ›Eine Rose ist eine Rose.‹ Sprachvertrauen ist der erste Schritt zur Poesie; es ist Poesie.« Die Gedicht-Anthologien, die Hans-Joachim Gelberg zusammengestellte und veröffentlichte, sind nicht nur preisgekrönt, sondern auch bis heute Standardwerke. Für das erste Jahrbuch »Geh und spiel mit dem Riesen« erhielt er als Herausgeber den Deutschen Jugendliteraturpreis (ehem. Deutscher Jugendbuchpreis). 1997 ging Gelberg in den Ruhestand, war aber weiter als Herausgeber, Autor und Referent tätig. Unter anderem war er Mitglied des P.E.N. und lehrte am Institut für Jugendbuchforschung der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. 2004 wurde ihm der Friedrich-Boedecker-Preis für seine »außerordentlichen Verdienste um die Förderung der Kinder- und Jugendliteratur« verliehen. Besonderen Gefallen fand er an regelmäßigen Schreib-Werkstätten an Schulen, unter anderem in der Grundschule an seinem Wohnort im Weinheimer Stadtteil Lützelsachsen. Diese Schule wurde im Jahr 2014 auf seinen Namen getauft: die »Hans-Joachim Gelberg Grundschule«. |