Verein Deutsche Sprache sucht „Sprachpanscher 2020“

Der Verein Deutsche Sprache (VDS) prangert Denglish und andere Sprachsünden an.

Red./Are./Bec.

Verein Deutsche Sprache sucht
„Sprachpanscher 2020“
 
ARD und ZDF, Bundesbildungsministerin Karliczek, TV-Moderator Klaus Kleber und die Bundeszentrale für Politische Bildung sind unter den Kandidaten
 
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) mit Sitz in Dortmund sucht nach Angaben vom Freitag den „Sprachpanscher 2020“. Bereits zum 23. Mal wählen die Mitglieder des Vereins  eine Person oder Institution, die besonders unsanft oder gar schlampig mit der deutschen Sprache umgegangen ist. Im laufenden Jahr stehen wieder fünf Kandidaten zur Auswahl. So hat sich das Oldenburger famila-Einkaufsland Wechloy dazu entschieden, bei seiner Werbekampagne auf Deutsch weitgehend zu verzichten. 
     „Wer 'Für Shopping und much mehr' als Werbespruch wählt, nimmt hin, einen großen Teil seiner Kundschaft auszuschließen. Das ist absolut unverständlich“, so der VDS-Vorsitzende  Walter Krämer. „Aber auch das 'Don't feed rats' von Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer ist ein Paradebeispiel davon, wie man sich ins Englische flüchtet, weil man meint, daß dann etwas besser klingt“, erklärte Krämer. Auch die Nachrichten von ARD und ZDF hätten sich vor allem in Zeiten von Corona nicht gerade mit Ruhm bekleckert, so der Sprachexperte.
„Da gibt es lockdown, homeschooling und social distancing statt Stillstand, Fernunterricht und soziales Abstandhalten – einer fängt an, und alle plappern es nach“, kritisierte Krämer weiter. Dazu käme der Versuch des Genderns, der die gesprochene Sprache verunstalte. „Wenn Claus Kleber beim Wort Reporterinnen zwischen ‚Reporter‘ und ‚innen‘ eine Pause macht, um einen Genderstern zu ‚sprechen‘, dann klingt das wie der Sprung in einer Schallplatte“, erklärte der VDS-Vorsitzende. 
     Weitere Kandidaten auf der Liste sind Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU): 'Master/Bachelor professional' heißen neue Titel in der Handwerksausbildung und die Bundeszentrale für politische Bildung. Die hat einen Programmschwerpunkt namens 'The Years of Change 1989-1991'. Gemeint sind die Umbrüche dieser Jahre in Ungarn, Polen, Tschechien und Russland. „Jede dieser Muttersprachen wäre als Titel gerechtfertigt – was hat die Macher bloß geritten, aufs Englische auszuweichen?“, fragte Krämer.
     Der Negativpreis soll Politik, Wirtschaft und Presse für die eigene Sprache sensibilisieren und ermuntern, sorgsamer mit ihren Aussagen in der Öffentlichkeit umzugehen und Sachverhalte so auszudrücken, daß alle Adressaten sie verstehen – und nicht nur die, die eine Fach- oder Fremdsprache kennen. Abstimmen können alle 36.000 Mitglieder des VDS – entweder online oder traditionell per Wahlzettel – bis zum 28. August 2020.
 
Die Kandidaten im Einzelnen:
 
Bundeszentrale für politische Bildung
„The Years of Change 1989-1991“ heißt ein Programmschwerpunkt der Bundeszentrale für politische Bildung. Gemeint sind die Umbrüche in Ungarn, Polen, Tschechien oder Russland. Jede dieser Muttersprachen wäre als Titel für einen solchen wichtigen Programmschwerpunkt gerechtfertigt, aber Englisch?
 
famila-Einkaufsland Wechloy
Der famila-Markt im Oldenburger Stadtteil Wechloy hat sich 2019 mit einer Werbekampagne das Ziel gesetzt, so gut es geht auf die deutsche Sprache zu verzichten: „(…) ist dein Place. Für Shopping und much mehr. Von Kids bis Education, von Meetings bis Health, von Entertainment bis Gastro: Alles you need.“ Das ist an Einkauf-Denglisch wirklich etwas zuviel des Guten!
 
Tagesschau und heute-Nachrichten
Mit dem Corona-Virus kam eine Welle neuer Anglizismen in die deutsche Sprache: shut-/lockdown, homeschooling, social distancing, homeoffice, exit u.v.m. Wie fast alle anderen Medien haben auch die Tagesschau und die heute-Nachrichten vieles nachgeplappert. Beide gelten als Leitsendungen mit Vorbildfunktion und einem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag. Diesem werden sie durch die nicht hinterfragte Übernahme der neuen Corona-Anglizismen nicht mehr gerecht.
 
Ulf Kämpfer
Der Oberbürgermeister der Stadt Kiel („Sailing City“) hat ein Problem mit Ratten – und mit seiner sprachlichen Außendarstellung. Eine 200.000 Euro teure Kampagne mit Plakaten, Flugblättern und einer Infoseite im Netz fordert nun „Don‘t feed rats“. Es erschließt sich überhaupt nicht, warum man hier ins Englische verfallen muß.
 
Anja Karliczek
Die Verwirrung durch Bachelor- und Masterstudiengänge an den Universitäten war anscheinend noch nicht genug. Jetzt will die Bundesbildungsministerin auch englische Bezeichnungen im Handwerk. „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ dürfen sich Handwerksmeister künftig nach einer Fortbildung nennen. Die Begeisterung bei den Handwerkern hält sich in Grenzen.
 
Mehr Informationen: www.vds-ev.de