Ich such hier nichts - oder: Da muß `ne Schüttmulde her

Manfred Maurenbrecher – „Inneres Ausland“

von Frank Becker

Ich such hier nichts
oder
Da muß `ne Schüttmulde her
 
Manfred Maurenbrechers neues Album
 
Manfred Maurenbrecher ist ein Dinosaurier. Ein Chansonnier und Lied-Poet, der anders als viele, die sich dafür halten, nicht korkleicht an der Oberfläche dümpelt. Maurenbrecher, grade 70 geworden, trägt das Erbe einer Liedermachergeneration, die es geschafft hat, vor 50 Jahren die Welt, zumindest unsere, ein ganz klein bißchen zum Besseren zu verändern. Mit rauher, gelegentlich gewaltiger, aber dann doch wieder zärtlicher Stimme, begleitet von bewährten Musiker-Kollegen - er selbst am Klavier - und einem feinen Chor schickt er seine Botschaften und Reflexionen in die Welt. Und die hat es dringend nötig.
 
Soziale Themen, Empathie, Sorgen um die Natur und die Welt, Gedanken ans „Danach“ treiben Maurenbrecher um, und man wünscht sich, daß sein Name Programm sei um gewisse Mauern zum Einsturz zu bringen wie einst die Posaunen von Jericho. Als das Album entstand, war von den durch eine weltumspannende Seuche ausgelösten katastrophalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen, die in diesen Monaten unsere so sicher geglaubte Existenz auf den Kopf stellen, noch nichts zu ahnen. Manfred Maurenbrecher Prophetie zu unterstellen wäre etwas zu weit gegriffen, aber Weitsicht trifft den Punkt, hört und liest man sein Lied „Erdrutsch“: Nach dem Erdrutsch wird es lustig (…) / Panik war gestern, heut geht´s neu los (…) / Wo kein Stein mehr auf dem andern wird es unwägsam und schön (…) /.  Wir fangen besser ganz neu an (…).
Was wir über alle Maßen und zukünftig noch mehr brauchen, schimmert in nicht nur einem seiner Lieder durch: Liebe, Solidarität, Mut. Diese Botschaft sollte man verinnerlichen.
 
Maurenbrecher hat vornean im Digipack seine 16 Lieblingszeilen der 16 Lieder notiert. Das kann jeder Hörer für sich selbst genauso tun – und ich bin sicher, daß dabei aus diesen beeindruckenden Liedern weit mehr als nur 16 Zeilen herauskommen.
Ein wahrhaft außergewöhnliches Album, mit dessen tiefen, poetischen Texten – die dankenswerterweise im umfangreichen Beiheft mit- und nachlesen kann - man sich weit länger und nachhaltiger beschäftigt als das Hören dauert. Dafür unser Prädikat, den Musenkuß!
 
Manfred Maurenbrecher – „Inneres Ausland“
16 Lieder (CD)
© 2020 Reptiphon
Manfred Maurenbrecher (Flügel, Gesang, Texte, Musik) – Andreas Albrecht (Schlagzeug, Keyboard, Gesang) – Marco Ponce Kärgel (Gitarren, Dobro) – Tobias Fleischer (Baß) – Réka (Gesang, Chorleitung) – Robert Rescue (Sprecher) – Jazzchor Jazzomat – Joe Kucera (Saxophon)
 
Titel:
1. Das Dunkel von mir - 2. Der Chor - 3. Erdrutsch - 4. Schüttmulde - 5. Wie viele Herzen noch - 6. Jubilare - 7. Jetzt auf einmal geht's - 8. Solche Leute braucht die Heimat - 9. Puppen - 10. Auf der Fähre nach Tassos - 11. Die drei Zigeuner - 12. Gavotte - 13. Wölfe in Brandenburg - 14. Aufstehen - 15. Der Rest ist Mut - 16. Herbstschnulze
Gesamtzeit: 1:07:00
 
Weitere Informationen: www.reptiphon.de  -  www.maurenbrecher.com