Tableaux vivants
Bildende Kunst und Schauspiel im Dialog
Die Kunstschaffenden sehnen sich nach Monaten der strengen Restriktion danach, sich und ihre Kunst wieder einem realen Publikum zu präsentieren. Viele versuchten es in den vergangenen Monaten digital. Das war löblich, das war meist sogar gut gemacht, aber der persönliche Kontakt zu den Zuhörern und Zuschauern fehlte.
Thomas Braus, Intendant des Schauspiels Wuppertal, ist einer von denen, die ihre Kunst schon vor Corona-Zeiten nicht nur auf der Bühne zeigten, sondern hinaus gingen, an besonderen Orten inmitten der Menschen spielten, alleine oder im Ensemble. In Roland Möning, dem neuen Direktor des Von der Heydt-Museums, fand er nun einen Gleichgesinnten. Beide planten „ein Gespräch zwischen den Künsten“, so Thomas Braus und Roland Mönig ergänzte: „Real, räumlich, körperlich sollte es sein, etwas, das sich digital nicht ersetzen läßt.“
Die aus diesen Gedanken entwickelte kooperative Performance fand am vergangenen Sonntag in den Räumen des Museums inmitten der aktuellen Ausstellung „An die Schönheit“ statt. Gezeigt werden dort derzeit Gemälde und Skulpturen der umfangreichen eigenen Sammlung. Zu einigen der Bilder traten die Schauspieler Thomas Braus, Konstantin Rickert, Kevin Wilke und Julia Meier in Interaktion.
Die vier Schauspieler brachten dabei Malerei und Schauspiel ähnlich einem „Tableau vivant“ oder „Lebenden Bild“ zusammen. So haben wir unsere Sammlung noch nie gesehen. Mit Kostüm und Corona-Maske agierten sie zwischen den zahlreichen, aufmerksam folgenden Zuschauern in gebührendem Abstand.
Die Schauspieler stellten einige Szenen in Annäherung an das jeweilige Bild und seine Aussage nach. Konstantin Rickert gestisch vor dem Bild „Der Holzfäller“ von Ferdinand Hodler, Julia Meier in der Haltung von Edvard Munchs „Bildnis Frau Alexander Thaulow“ oder Thomas Braus und Julia Meier in dramatischem Ringen vor Lovis Corinths „Rudolf Rittner als Florian Geyer“. Dieses Bild bezieht sich auf Gerhart Hauptmanns Revolutionsdrama „Florian Geyer“. Kevin Wilke näherte sich geschäftig telefonierend dem Bildnis Karl Krall vonOtto Dix an. Der gesprochene Text wurde zwar über einen kleinen Bluetooth-Lautsprecher eingespielt, war aber in dem Raum akustisch leider kaum zu verstehen, was dem Ganzen dennoch keinen Abbruch tat. Die gemalten und gestellten Bilder sprachen in der Interaktion für sich. Die Vorstellung kam insgesamt sehr gut an. Man kann hoffen, daß die Kooperation zwischen Schauspiel und Museum in Zukunft eine Fortsetzung findet. Großes Dankschön an @Schauspiel Wuppertal!
Redaktion: Frank Becker
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