Simpel gestrickt und letztlich schrecklich sentimental

„Love Sarah“ von Eliza Schroeder

von Renate Wagner

Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat
(Love Sarah - GB / Deutschland  2020)

Regie: Eliza Schroeder
Mit: Celia Imrie, Shelley Conn, Shannon Tarbet, Rupert Penry-Jones u.a.
 
Die titelgebende Sarah lernt man kaum kennen. Zu Beginn radelt sie entschlossen und für normale Begriffe viel zu schnell durch London. Tödlicher Unfall. Und dann beginnt die Geschichte erst, die von der deutschen Regisseurin Eliza Schroeder in ihrer englischen Wahlheimat gedreht wurde, zumal in dem Modebezirk Notting Hill, den jeder kennt, seit Julia Roberts sich dort kinomäßig umgetan hat.
Das Problem ist folgendes: Sarah wollte mit ihrer Freundin Isabella (Shelley Conn) eine Konditorei eröffnen. Jetzt steht diese allein mit Zahlungsverpflichtungen da, die sie nicht erfüllen kann. Aber der Tod ändert manches. Sarahs entfremdete Mutter Mimi (die immer herrliche Celia Imrie als Zentrum des Films), die der Tochter zuerst finanzielle Unterstützung versagt hat, wird von schlechtem Gewissen geplagt. Nun ist sie bereit, sich an der Konditorei zu beteiligen, ebenso wie Sarahs Tochter Clarissa (Shannon Tarbet), obwohl sie eigentlich Tänzerin werden will. Und dann steht auch noch Sarahs Ex Matthew (Rupert Penry-Jones) vor der Tür und will aus unerfindlichen Gründen unbedingt mitmachen (später erfährt man, daß er vermutet, Clarissa könnte seine Tochter sein – wie das schon so ist mit der unbewältigten Vergangenheit).
 
Und nun hat das Drehbuch ein Loch – denn es ist schier unglaublich, wie schnell alles geht, man ein Lokal hat, schon eröffnet, herrliche Törtchen ins Schaufenster stellt, ohne daß logistische Fragen der Finanzierung oder auch des Könnens (wieso können alle backen wie die Meisterinnen, wo doch eigentlich nur Clarissa und Matthew das als Beruf betrieben haben?) geklärt würden. Auch die Anfangsschwierigkeiten des Ladens, der sich ja auch etablieren muß, werden allzu schnell weggewischt…
… und der bald gelangweilte Kinobesucher kommt darauf, daß die Geschichte viel zu wenig Substanz hat. Das schlechte Gewissen von Mimi; die kratzbürstige Liebesgeschichte von Isabella und Matthew, die sich schwierig aufbaut; und die Frage, ob Clarissa die Tochter ist? Das alles gibt nicht viel her.
Dann wird die Handlung noch mit einer politisch korrekten Idee aufgebauscht: Wir sind ja so multikulti in England, zumal im chicen Notting Hill, warum soll man für die verschiedenen Nationalitäten, ob Litauer oder Japaner, nicht auch ihre speziellen Kuchen backen? Aber auch das gibt als Handlung nicht viel her.
 
Und so bietet der simpel gestrickte und letztlich schrecklich sentimentale Film nur eines, nämlich eine Wonne für Naschkatzen. Was man da an bunten, augenscheinlich leckeren Törtchen vorgeführt bekommt, erweckt das Bedürfnis, auf die Leinwand zu greifen und sich das eine oder andere herunter zu holen. Daß das nicht möglich ist, macht die ganze dürftige Angelegenheit noch unbefriedigender…

 
Vorschau    
 
Renate Wagner