Ein spezielles Vergnügen

Lux Nova Duo – „Inspiración Bach“

von Johannes Vesper

Ein spezielles Vergnügen 

Lux Nova Duo: Inspiración Bach
 
Jorge Paz Verastegui (Gitarre) und Lydia Schmidl (Akkordeon)spielten schon in der Elbphilharmonie und tun es als Duo zusammen seit 2012. Bei dieser Besetzung denkt man an Jazz oder Tango. Auf ihrer neuen CD präsentieren sie aber Werke von J.S. Bach und weiteren Komponisten mit einer Beziehung zu ihm. Von Jean-Philippe Rameau, dem Zeitgenossen Bachs und Vater der französischen Cembalomusik wird dessen G-moll Cembalosuite gespielt, in der zwar B-A-C-H verarbeitet wird, was aber mit der Person Johann Sebastian Bachs wohl nichts zu tun hat. B-A-C-H heißt nämlich im Französischen ganz anders, (si bémol - la - ut (oder do) – si). Wahrscheinlich kannte der bekannte Pariser Komponist den Kirchenmusiker aus Thüringen gar nicht. Shostakovitch, der große Bach-Verehrter, spielte täglich Bach auf dem Klavier und ließ sich bei seinem Spätwerk op. 87 von ihm inspirieren. Mit 24 Präludien und Fugen ist es analog dem Wohltemperierten Klavier angelegt. Präludium und Fuge Nr. 5, für diese Duo-Besetzung bearbeitet, sind auf dieser jetzt erscheinenden neuen CD zu hören.
 
Darüber hinaus hat Lux Nova Duo fünf weitere Komponisten, zu denen persönliche Beziehungen bestehen motiviert, für diese Besetzung unter Bezug auf Bach neue Werke zu schreiben.
Der nigerianische Komponist Charles Uzor lebt in der Schweiz. In „sephardic lilt/mimicri“ erklingen wie in einer Endlosschleife langsame auf und absteigende gebrochene Gitarrenakkorde zu langen, nur selten bedrohlich dynamischen Akkordeonklängen. Gegen Ende verschafft sich Bach mit seinem Choral „In dich hab ich gehoffet, Herr“ ein wenig Gehör.
„Im Eifer etwas übersehen (vergessen)“, das fürchtet Tristan Xavier Köster in seinen Erinnerungsfragmenten und erinnert immerhin „J.S. Bach was just a person“. Das ist unbestreitbar, reicht aber zu seiner Charakterisierung nicht aus. Bachs Musik hört er seit seiner Kindheit, verfolgt eigentlich aber alternative Musik und Post-Punk.
 
Den Komponisten Alejandro Núñez Allauca kennt der Gitarrist aus dem gemeinsamen Heimatland Peru. Etliche Werke von ihm hat er schon gespielt, und die Akkordeonistin hat in der Laiszhhalle dessen Omagio a Piazolla aufgeführt. Er schrieb 2018 für das Hamburger Ensemble sein Werk Bachiana Hamburg. Mit Synkopen und Akkordrepetitionen, gelegentlich Bachsche Harmonik zitierend, erinnert das Stück eher an Hamburg als an Peru oder Bach.
Sebastian Sprengers Suite spürt mit dem Titel „Our Lady of Graces“ laut Beiheft-Essay von Anna-Barbara Schmidt der Marienverehrung nach. Dabei entstanden schöne Jazzwalzer oder auch freier Blues.
In Luz negra (Schwarzlicht) reiht José Maria Sánchez-Verdú meist im Pianissimo seltsame physikalische Klangelemente auf, anhand derer die beiden Instrumente Akkordeon und Gitarre kaum identifiziert werden können. Schlagzeugelemente beleben diese Miniaturen. UV-Licht musikalisch darzustellen, ist nicht einfach aber durchaus reizvoll.
 
Das Prelude aus Bachs 6. Cello-Suite für Solo-Gitarre dagegen bietet wie das Eingangs-Duo aus der Bachschen Suite Nr. 3 (Prelude, BWV 808) höchsten Genuß und die ganze Welt Bachs.
Das Ensemble Lux Nova Duo kennt, sucht Komponisten aus aller Welt und kombiniert Musik unter verschiedensten Aspekten. Allein auf dieser CD sind acht Komponisten aus vier Kontinenten, sieben Ländern und drei Jahrhunderten zu hören. Das Ensemble spielte u.a. in der Glocke in Bremen, trat mehrfach in Südamerika auf. Jorge Paz Verastegui studierte am Conservatorio Nacional de Musica del Peru und in Barcelona. 2015 schloß er an der Hochschule für Musik in Hamburg seine Studien ab. Lydia Schmidt studierte zunächst an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, dann in Barcelona und beendete ihre Studien 2015 an der Hochschule für Künste Bremen. Hoch differenziert, sensibel, tiefgründig spielen die beiden ihre Inspirationen gut 66 Minuten lang. Ein spezielles  Vergnügen.  
 
Lux Nova Duo – „Inspiración Bach“
©2020 Genuin classics (GEN 20708) (CD) - Beiheft mit Essays von Anna-Barbara Schmidt (Englisch/Deutsch).
Lydia Schmidl (acc) - Jorge Paz Verastegui (g)
Stücke:
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Prelude Suite Nr. 3 in G-Minor BWV 808(1715) – Charles Uzor (*1961): sephardic lilt/mimicri(1017-2018) – Jean Philippe Rameau (1683-1764): Suite in G-Minor from Nouvelles suites de pièces de clavecin „L Enharmonique“ (1726-1727) – Tristan Xaver Köster (*1993): Memory Fragments III: „Im Eifer etwas übersehen(vergessen)“ (2018) – Dimitri Shostakovich (1906-1951) from Preludes & Fugues, Op. 87 (1950-1951): Prelude, Fuge No. 5 in D-Minor – José Maria Sánchez-Verdú (*1968): Luz negra (2019) – Johann Sebastian Bach(1685-1750): Cello Suite No. 6 in D Minor BWV 1012 (1720) Prelude – Alejandro Núñez Allauca (* 1943) Bachiana Hamburg (1018) – Sebastian Sprenger (* 1972) Our Lady of Graces – Suite Mariale pour accordéon et guitare(2018) I-IV.
Gesamtzeit: 66:44
 
Weitere Informationen: https://genuin.de/