Vintage Fashion

Paper Dolls aus der Sammlung des Wirtschaftswundermuseums

Red.

Jackie & Caroline. Wonderful Paper Dolls, 1960er Jahre, Magic
Wand Corporation - Foto: Wirtschaftswundermuseum
Vintage Fashion
 
Paper Dolls aus der Sammlung
des Wirtschaftswundermuseums

Bis 21. März 2021
Feld – Haus, Museum für Populäre Druckgrafik, Kirkeby-Feld, Neuss
 
Von Filmstars und Stilikonen wie Marylin Monroe, Jackie Kennedy, Elizabeth Taylor, Rock Hudson oder Doris Day bis hin zu Queen Elizabeth II, Barack Obama oder Twiggy: Das „Paperdolluniversum“ der aktuellen Ausstellung im Feld-Haus entführt Besucherinnen und Besucher in die glamouröse Welt von Mode, Film und Popkultur so­wie in längst vergangene Kindertage.
Lange vor social media brachten Papier-Ankleidepuppen den Glanz europäischer Königshäuser oder der Traumfabrik Hollywood unmittelbar in die heimischen Wohnstuben, erfreute sich das preiswerte Kinderspielzeug doch bereits seit 200 Jahren großer Beliebtheit. Der technologische Fortschritt im 19. Jahrhundert und die damit ein­hergehende drastische Senkung von Druckkosten führte zu einer wahren Flut illustrierter Papier-Ephemera und einer ersten Blütezeit der Papierpuppen. Bald wurden diese in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, als Spielzeug und auch als Vermittler aktueller Modetrends.
Als „Goldenes Zeitalter der Papierpuppen“ in den USA gelten in Folge der Weltwirt­schaftskrise die 1930er bis 1950er Jahre. Das preisgünstige Papierspielzeug war für jedermann erschwinglich. Von der Traumhochzeit über die Freizeitkultur bis hin zur sich im kommenden Jahr zum hundertsten Mal jährenden Miss America Wahl: Das „Paperdolluniversum“ vermittelt im Kleinen die Welt der Großen. Eben hierin gelten die Papier-Anziehpuppen als eine der Inspirationsquellen für die wohl berühmteste Puppe der Welt: Barbie. Von den frühen 1960er Jahren bis 1990 war diese auch in Papier ein Verkaufsschlager.
 

  Doris Day, 1955, Whitman Publishing Company - Foto: Wirtschaftswundermuseum

Rund 70 Objekte, vorwiegend aus den 1950er bis 1970er Jahren, darunter Comics, Bilderbögen, Papierpuppen-Hefte und Spielkartons gewähren vielfältige Einblicke in das farbenprächtige, verspielte und nicht selten glamouröse Universum der Paper Dolls. Zugleich legen die Exponate aus der Sammlung des virtuellen Wirtschaftswundermuse­ums eindrücklich Zeugnis über Kultur, Ideale, Ideologien und gesellschaftliche Normen ihrer jeweiligen Entstehungszeit ab.
Den beiden Media-Künstlern Sean Fortune und Frederic Printz gilt unser besonderer Dank für die Konzeption und Umsetzung der digitalen Angebote zu „Vintage Fashion“!
 

  Rock Hudson. 2 Cut-Outs, 1957, Whitman Publishing Company - Foto: Wirtschaftswundermuseum

Sammelphilosophie des virtuellen Wirtschaftswundermuseums (auch für Nicht-Sammler):
„Es ist mir ein Anliegen, alte Spielsachen in allererster Linie in ihrem Zusammenhang mit Mensch und Zeit zu sehen. Das bedeutet für mich, daß ich historisches Spielzeug nicht, wie heutzutage leider vielfach zu beobachten, in erster Linie als Handelsobjekt mit einem mehr oder weniger hohen materiellen Wert ansehe, sondern als das, wozu es einst produziert wurde: als Mosaiksteinchen in Kindheit und damit Entwicklung eines ganz bestimmten Menschen.
Am Schönsten ist es daher zweifellos, wenn ich Sachen aus den Händen der ursprünglichen Besitzerinnen bekomme und diese mir etwas über die jeweilige Historie ihrer Spielzeuge berichten können. Dabei handelt es sich oft gar nicht um spektakuläre Geschichten oder Anekdoten, sondern vielmehr um die Vermittlung eines Gefühls für die jeweilige Epoche aus erster Hand, seien es die 30er, 50er oder 70er Jahre.

 
Florence Sarah Winship, Grace Kelly. Cut-Out Dolls, 1956, Whitman Publishing Company - Foto: Wirtschaftswundermuseum

Auf jeden Fall aber ist mir ein Zeitzeugenbericht über das Kinderleben, das Lebensgefühl und die kleinen Dinge des Alltags wesentlich wichtiger als das Forschen nach Herstellern oder Marktwerten.
Wenn ich zum Beispiel das Glück habe, eine Puppenstube vom ursprünglichen Besitzer / der ursprünglichen Besitzerin zu erhalten, belasse ich das Spielzeug grundsätzlich im Originalzustand. Im Normalfall wird diese Stube auch genau so aufgebaut, wie sie vom jeweiligen Kind eingerichtet und bespielt wurde. Falls Einrichtungsteile oder Püppchen über mehrere Jahre dazugeschenkt wurden und für den Geschmack eines „Stilpuristen“ nicht zusammenpassen, spielt das für mich keine Rolle. Ich möchte in diesen Fällen einfach nur museal dokumentieren.
Übrigens: Spielspuren, auch stärkere, gehören für mich dazu! Und ich finde sogar: Unbespieltes Spielzeug hat seinen Daseinszweck verfehlt!
Wenn ich doch einmal etwas instand setze oder restauriere (was eher selten passiert), geschieht dies ausschließlich mit Materialien aus der jeweiligen Zeit.
Im Gegensatz dazu sind auf meinen Seiten auch Puppenhäuser, Puppenstuben und Kaufläden samt Inventar zu sehen, die von mir nach meinem eigenen Geschmack zusammengestellt wurden und die ich entsprechend deklariere. Da ich als „Kind der 60er“ jedoch die Fünfziger Jahre nicht bewußt erlebt habe und mein Wissen über diese Zeit von Filmen, Fotos und Büchern geprägt wurde, besteht natürlich die Gefahr, Stuben und Inneneinrichtungen zu idealisieren...Macht aber nix - Hauptsache, das Einrichten hat Spaß gemacht.


Twiggy. Magic Paper Doll, 1967, Whitman Publishing Company - Foto: Wirtschaftswundermuseum

Aber dies alles ist nur meine ganz persönliche Sichtweise - ich möchte keinesfalls „missionieren“. Wie solche Dinge zu handhaben sind, muß (darf!) letztlich jeder Sammler / jede Sammlerin für sich selbst entscheiden. Denn schließlich soll die ganze Sammelei vor allem Eines: Freude bereiten! Daher: „Erlaubt ist, was gefällt!“
 
Herzliche Grüße aus Rheinberg am Niederrhein! Viel Freude beim Entdecken der Schätze des virtuellen Puppenhausmuseums sowie schöne Träume vom Spielzeug der eigenen Kindheit wünscht:
Jörg Bohn
Sammler und Initiator des virtuellen Wirtschaftswundermuseums
 
Weitere Informationen:  https://clemens-sels-museum-neuss.de