Treffen sich drei Christdemokraten...

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Treffen sich drei Christdemokraten...

(alte Witze immer wieder neu erzählt)


6.9.20
Herr Ober! Zahlen bitte!
(Neue Rubrik)
 
Laut einer repräsentativen Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung hat knapp ein Drittel der Deutschen einen heillosen Hang zu „Ver­schwörungstheorien“. Demnach halten 11 Prozent die These „Es gibt geheime Mächte, die die Welt steuern“ für „richtig“ und 19 Pro­zent für „wahrscheinlich richtig.“ Bei der Frage, wer denn diese geheimen Mächte jetzt so sein sollen, waren sich die Gläubigen allerdings weit gehend unsicher bzw. präsentierten eine überra­schend breite Palette interessanter Möglichkeiten, wobei jeder sechste zugab, gar nicht zu wissen, wovon er da überhaupt redet. 13 Prozent jedenfalls gaben an „Wirtschaftsunternehmen, Banken oder ‚das‘ Finanzkapital“. 12 Prozent nannten „Geheim­dienste wie die CIA, den Mossad oder den inzwischen aufgelösten KGB.“ Und 11 Prozent glauben, daß es sich dabei um ganz besonders „reiche Menschen“, „reiche Familien“ oder „einzelne Familien wie die Rockefellers oder die jüdische Familie der Rothschilds“ handeln würden.
Tja, so sieht‘s also glaubens- bzw. verschwörungstechnisch bei ca. nem deutschen Drittel in der Murmel aus.
Nun ginge das ja noch alles. Jetzt kommen aber obendrein all die noch dazu, die an den Weihnachtsmann glauben, den hl. Bimbam und seinen Strohsack. An den Lila-Launebär und Meister Proper, an Allah und die Erzengel Mohammed, Charles Manson und Maria 2 Punkt 0. Und was weiß ich, wen‘s da noch alles gibt.
Und wenn man – ich bin gleich fertig – all diese Figuren mit ihren spezi­fischen Meisen, Motten und Marotten prozentual zusammen­addiert, geht‘s aber dicke über die 100 Pro. Was natürlich auch Quatsch ist, weil ja viele von denen in mehreren Vereinen gleich­zeitig aktiv sind. Egal.
Eine Frage bleibt trotzdem: Wer zum Teufel ist in diesem Land eigentlich noch nicht gänzlich balla-balla? Und da glaube ich, daß man das - zur Zeit jedenfalls – vielleicht besser gar nicht so genau wissen sollte.
 
12.9.20
Eine Meldung von Radio Maria verunsichert die katholische Kirche
Der polnische Sender Radio Maria berichtet in seiner heutigen Früh­messe von einem aktuellen Zwischenruf des ehemaligen Papstes Woityla aus dem Himmelszelt. Laut übereinstimmender Zeugenaus­sagen mehrerer Radiohörerinnen habe Johannes Paul II. in seinem Zwischenruf eindringlich davor gewarnt, die christliche Hilfsbe­reitschaft der europäischen Länder möglicherweise zu überfordern. Der deutsche Innenminister müsse sich genau überlegen, was ein deutscher Alleingang hier bewirken würde. Und im Übrigen wäre für eine Heiligsprechung Seehofers ja wohl mindestens ein Wunder nachzuweisen.
Und er soll noch hinzugefügt haben, noch sei Polen nicht verloren.
 
16.9.20
Kein Klimawandel, nirgends
Während seines Wahlkampfes machte der US-Oberförster Donald Trump eine kurze Stippvisite bei der Feuerwehr in Kalifornien, wo zur Zeit wie in Oregon und Washington die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten wüten, und gab beim Stichwort Klimawandel zum Besten:
„Es wird anfangen, kühler zu werden, Sie werden schon sehen.“
 
18.9.20
Polizisten mit leichtem Faible für Faschisten?
Wo gibt‘s denn so was?
Die ‚Rheinische Post‘ meint mitteilen zu müssen:
„Bei der Polizei in NRW werden 29 Beamte verdächtigt, an mindes­tens fünf rechtsextremen Chat-Gruppen beteiligt gewesen zu sein. Das teilte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz mit. Alle Polizisten seien sofort vom Dienst suspendiert worden. Reul sprach von einer „Schande für die Polizei“ und betonte:
„Rechtsextreme und Neonazis haben bei der Polizei in NRW nichts zu suchen.“
Nee, aber anscheinend doch recht viel zu finden. Und in der ARD-Tagesschau hieß es:
„BKA-Chef Holger Münch fürchtet großen Vertrauensverlust in der Bevölkerung.“
Also, das halt ich aber nun wirklich für etwas mehr als übertrieben in diesem wunderbaren Land mit dieser wunderbar langen und weltberühmten Polizei-Tradition. Also ehrlich.
 
19.9.20
Neoliberal aus vollem Herzen
Nachdem er auf dem FDP-Parteitag am Wochenende schon seine erwartbar ekelige Lobeshymne auf die von ihm selber vor kurzen über Nacht abge­sägte Generalsekretärin Linda Teuteberg ange­stimmt hatte, zeigte Christian Lindner abschliessend mit einem kleinen Scherz noch mal allen, was eine richtige 1A-Arschkrampe ist, und gab den hier zum Besten:
„Ich denke gerne daran, Linda, daß wir in den vergangenen fünfzehn Monaten ungefähr 300 mal den Tag zusammen begonnen haben.“
Als der juvenile Altherrenwitzer im Saale nur ne Handvoll Lacher erntete, rollte er wie ein mittelmässiger Burgschauspieler die Augen und gab dem Rest des Publikums noch die erklärende Schlusspointe:
„Ich spreche über unser tägliches morgendliches Telefonat zur poli­tischen Lage, nicht, was ihr jetzt denkt.“
 
20.9.20
Und die Bibel hat doch Recht
Laut Entwicklungsorganisation Oxfam „bläst das reichste ein Pro­zent der Weltbevölkerung mehr als doppelt so viele klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen in die Atmosphäre wie die ärmere Hälfte der Menschheit zusammen.“
Jetzt muß man nur noch wissen, wo die alle wohnen. Aber wahr­scheinlich kriegen die dann wie üblich wieder nur zu hören, daß eher ein Kamel durchs Nadelöhr geht als sie. Oder so ähnlich.
 
25.9.20
Das wird ja lustig!
Die ‚FAZ‘ schreibt:
„Nach den unklaren Äußerungen von Präsident Donald Trump zur Amtsübergabe im Fall einer Wahlniederlage bemüht sich das Weiße Haus um Klarstellung. ‚Der Präsident wird die Ergebnisse einer freien und fairen Wahl akzeptieren‘, erklärte Präsidialamtsspre­cherin Kayleigh McEnany am Donnerstag auf Nachfrage von Journa­listen. Trump hatte am Mittwoch ausweichend auf die Frage einer Reporterin geantwortet, ob er bei einem Sieg seines demokrati­schen Rivalen Joe Biden für eine friedliche Amtsübergabe sorgen werde: ‚Wir müssen abwarten, was passiert‘, meinte er.
Daß ein amerikanischer Präsident sich weigert, einen friedlichen Machtwechsel im Fall seiner Abwahl zu garantieren, ist ein beispielloser Vorgang. Trumps Herausforderer Joe Biden reagierte ungläubig. ‚In was für einem Land sind wir?‘ fragte er. ‚Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.‘ Der Kandidat der oppositionellen Demokraten und frühere Vizepräsident liegt in den Umfragen seit Monaten konstant vor Trump.“
 
26.9.20
Röttgen, Merz und Laschet ...
„Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Matthäus 18,20
Oder war das der Markus?
 
27.9.20
Aus der Welt der besorgten Bürger
Heute: Prachtexemplar Christian Lüth
‚ntv‘ berichtet:
„Der ehemalige Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Chris­tian Lüth, hat während eines Gesprächs mit einer Journalistin im Februar vorgeschlagen, man könne nach Deutschland eingereiste Migranten erschießen oder vergasen. Das Gespräch mit der You­tuberin Lisa Licentia sei am 23. Februar in einer Berliner Bar von versteckten Kameras des Senders Pro Sieben aufgezeichnet worden, berichtet die "Zeit". Lüth hatte dem Bericht zufolge die rechte In­fluencerin mehrmals bei Twitter angeschrieben und um ein Treffen gebeten. Was er nicht wußte: Licentia plante schon damals aus der rechten Szene auszusteigen und arbeitete bereits mit dem Journa­listen Thilo Mischke zusammen.
Lüth sagte demnach in dem Gespräch: "Je schlechter es Deutsch­land geht, desto besser für die AfD. Das ist natürlich scheiße, auch für unsere Kinder. (…) Aber wahrscheinlich erhält uns das." Im weiteren Verlauf redet er davon, die AfD müsse sich eine "Taktik" überlegen zwischen "Wie schlimm kann es Deutschland gehen? Und: Wie viel können wir provozieren". Das sei alles mit dem damaligen Parteichef Alexander Gauland besprochen worden. Licentia fragt ihn anschließend, ob es im Interesse der AfD sei, daß noch mehr Migranten nach Deutschland kämen. Darauf Lüth: "Ja. Weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschießen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!"
Lüth bekleidete seit der Gründung der AfD vor 7 Jahren gehobene Positionen für die Partei. Zuerst war er Parteisprecher, anschließend Sprecher der Bundestagsfraktion. Er gilt als enger Vertrauter des Ehrenparteivorsitzenden Gauland. Im April wurde er wegen schwe­rer Vorwürfe von seinen Aufgaben als Sprecher freigestellt. Grund dafür soll eine "problematische Einstellung zum Nationalsozialismus" gewesen sein. Zudem habe sich Lüth mehrfach selbst als "Faschist" bezeichnet. Lüth wurde daraufhin dauerhaft beurlaubt. Gekündigt wurde ihm nicht.“
 
29.9.20
1 Million Jahre!
Dpa meldet:
„Wo wird Deutschland in Zukunft seinen Atommüll entsorgen?
90 Gebiete in Deutschland haben nach Erkenntnissen der Bundes­gesellschaft für Endlagerung günstige geologische Voraussetzungen für ein Atommüll-Endlager, das bekanntlich mindestens 1 Million Jahre Sicherheit vor entweichender Radioaktivität geben muß.“
Und das größte Wunder: Keiner hat bei der Präsentation gelacht. Nicht mal gekichert.
Na, dann wählt man schön. Und viel Spaß bei der Durchsetzung.
 
30.9.20
TV-Duell Biden vs. Trump
Von wegen Schlammschlacht, Kindergarten und Ende der zivilisier­ten Debattenkultur:
„Rassist, Steuerhinterzieher, Lügner, Spalter, Clown, schlechtester Präsident, den die USA jemals hatten, würden Sie bitte Ihre Klappe halten, Mann!“
Wer sag‘s denn! Geht doch! Wenn das jetzt das Ding nicht dreht und diesen Doofmann in den Orkus weht, dann weiß ich‘s auch nicht.
 
 
Wolfgang Nitschke